CES

Das war die CES 2017: Smart, intelligent und mit Kulleraugen

Die ganz großen Überraschungen sind ausgeblieben. Statt großer Visionen geht es auf der CES um die Umsetzung technischer Innovationen in den Alltag. Und der soll in Zukunft vor allem smart und vernetzt werden.

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Das war die CES 2017: Smart, intelligent und mit Kulleraugen

Autos und Unterhaltungselektronik findet man auf der CES Seite an Seite

(Bild: heise online)

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Inhaltsverzeichnis

Am Sonntag ist in Las Vegas die CES 2017 zu Ende gegangen. Auch an ihrem 50. Geburtstag war die Messe proppenvoll: Die CES sprengt die Kapazität des Las Vegas Convention Center, weshalb einige Ausstellungsbereiche sowie die Pressekonferenzen in die großen Hotels ausgelagert werden. Der Veranstalter bemüht sich seit einigen Jahren, nicht noch mehr Besucher nach Las Vegas zu locken. Mit in diesem Jahr über 175.000 Besuchern, davon knapp ein Drittel aus dem Ausland, ist die CES am Anschlag. 3800 Aussteller zeigten ihre Produkte auf über 240.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche – neue Rekordmarken, wie der Veranstalter CTA am Sonntag nach Messeschluss mitteilte.

Auch wenn die ganz großen Überraschungen ausgeblieben sind: Die CES brummt. Das liegt auch an dem erweiterten Fokus: Unterhaltungselektronik bildet zwar immer noch den Kern der Veranstaltung, aber im Zuge der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche kommen immer wieder neue Branchen auf die Messe. Der Messejahrgang 2017 war vor allem "smart", wenn nicht sogar intelligent: Vom Babybett über Schminkspiegel und Kühlschrank bis zum Auto wird alles vernetzt. Dazu experimentiert die Branche mit verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz. Und kleine Roboter mit süßen Kulleraugen (manche auch nicht so smart) sah man an jeder Ecke.

Es scheint, als hätte die Branche sich die Aufgabe gesetzt, jeden Lebensbereich des Menschen zu erfassen – von der Wiege an rund um die Uhr. Alles wird smart und zum Gesprächspartner: Amazons Alexa soll künftig in Smart-Home-Komponenten integriert werden, die den ganzen Alltag abdecken: So hören dank Alexa ein Kühlschrank von LG, ein Staubsauger von Samsung, Waschmaschinen von Whirlpool und gleich mehrere Fernseher aufs Wort. Das Lenovo in Zusammenarbeit mit Amazon einen vernetzten Lautsprecher anbieten will, der Echo sehr stark ähnelt, mutet da eher einfallslos an. Auch Smartphones werden demnächst übrigens richtig intelligent, zumindest meint das Huawei-Chef Richard Yu.

Eindrücke von der CES 2017 (27 Bilder)

Jedes Jahr im Januar macht sich der internationale Tech-Treck auf in die Wüstenstadt Las Vegas, die tagsüber gar nicht mal so toll aussieht.

Auch die Fernseher sind heutzutage meistens "smart". Unter 4K geht auf der CES kaum noch etwas. Wiedergabe mit erhöhtem Kontrast gehört bei Monitoren und TVs im High-end-Bereich zum Pflichtprogramm und auch der Raumklang macht sich breit. Das Soundformat Dolby Atmos war allgegenwärtig: Viele große Hersteller haben entweder TVs, Player oder Soundbars für den Raumklang am Start. Fast noch beeindruckender sind jedoch die Ideen der Gerätedesigner, die bei den immer dünner werdenden Displays nicht mehr viel Platz für die Elektronik haben. CES-Neuling Xiaomi wählt für seine Fernseher einen modularen Ansatz und trennt Display und Elektronik in zwei separate Einheiten.

Für Virtual Reality gibt es nun zahlreiches Zubehör wie diesen Handschuh.

(Bild: c't/jkj)

Virtual und Augmented Reality (VR und AR) sind auf der CES allgegenwärtig. Etliche Aussteller nutzten VR, um ihre Produkte ins rechte Licht zu setzen. Innovationen waren dennoch rar gesät: Ein bisschen Zubehör, ein bisschen drahtlos, ein bisschen Inside-out-Tracking – und ganz viele unausgegorene "Smart-Glasses". Es fehlten die großen Visionen, was man mit den neuen Techniken Sinnvolles anstellen will. Unsere VR-Hoffnung für die CES 2018: Das statt technischer Gimmicks endlich die Inhalte im Vordergrund stehen.

Connected, automatisiert und elektrisch – so präsentierten sich die Showcars auf der CES 2017, die sich an vielen Stellen deshalb wie eine kleine Automesse anfühlte. Automotiv-IT- und Unterhaltungsindustrie rücken sich immer dichter auf die Pelle. Der Gang durch die Messehallen zeigt deutlich: Künftig fahren Autos elektrisch, (teil-)autonom und werden mit intelligenten Assistenzsystemen ausgestattet sein. Das könnten eigene Entwicklungen sein, wie der Yui von Toyota, oder wie bei BMW, Ford und Volkswagen die Sprachassistentin Alexa von Amazon.

Android-Watch von New Balance und Intel

(Bild: Intel)

Nissan hat sich dagegen für eine Zusammenarbeit mit Microsoft entschieden. Künftig soll dort Cortana während der Fahrt mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gesteuert werden die digitalen Helfer per Sprache, sodass sie nicht vom Verkehrsgeschehen ablenken. Mercedes' in einem Workshop formulierte Sinnfrage – "Müssen wir uns mit unseren Autos unterhalten?" – war in diesem Umfeld ein fast schon erfrischend anderer Ansatz.

Neben großen Autos gibt es auf der CES auch die kleineren "connected devices" zusehen. Bei den Smartwatches hat Casio eine neue Runde eingeläutet und präsentierte mit der WSD-F20 den Nachfolger seiner bisherigen Outdoor-Smartwatch. Sie hat nun GPS an Bord und wird direkt mit dem noch nicht veröffentlichten Android Wear 2.0 ausgeliefert. Der Sportschuh-Hersteller New Balance gab sein Smartwatch-Debüt und zeigte ebenfalls eine Android-Wear-Uhr, die in Kooperation mit Intel gefertigt wird. Die RunIQ ist stark auf die Bedürfnisse von Sportlern zugeschnitten.

Hingucker: Gaming-Laptop mit drei Bildschirmen von Razr.

(Bild: c't/mue)

Auch Aussteller wie Intel und Nvidia, die mit dem PC groß geworden sind, haben ihre Messeauftritte den Boom-Themen AI und Automotive gewidmet. Weil die Firmen das große Geld aber weiterhin mit PC-Komponenten verdienen, hat Intel eine neue Prozessorgeneration für Desktop-PCs und Notebooks mitgebracht; Nvidia hatte neue Mittelklasse-GPU für Notebooks im Gepäck. Der Startschuss fiel in beiden Fällen ohne großes Tamtam schon im Vorfeld der CES. So war es denn den Herstellern von Komplettsystemen überlassen, die Neuheiten von Intel und Nvidia in Szene zu setzen – was diese auch taten. (vbr)