Gamescom

Die ganz große Gamer-Koalition

Zum Auftakt der Gamescom trafen die Spitzen aus Politik und YouTube zu einer "Wahlkampfarena" zusammen. Kaum überraschendes Ergebnis: Alle Parteien lieben Gamer. Politische Inhalte wurden aber kaum hinterfragt.

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Gamescom Wahlarena

Die Bundestagswahl wirft auch auf der Gamescom ihre Schatten voraus: Youtuber treffen auf die GeneralsekretärInnen von fünf Parteien.

(Bild: heise online / Torsten Kleinz)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Mit so viel Medienrummel wie noch nie wurde am Mittwoch der diesjährige Gamescom-Kongress eröffnet. Nach der Eröffnung der Messe durch Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag trafen nun die GeneralsekretärInnen von fünf Parteien zu einer Wahlkampfarena zusammen. Wie zuvor auch schon von der Bundeskanzlerin erprobt, ließen sich die Politiker von YouTube-Stars interviewen. In die Rolle der Moderatoren schlüpften Colin Gäbel, Florian Mundt alias "LeFloid" und der als "PietSmiet" bekannte Peter Smits.

Zuvor hatte bereits der neue NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart die Bedeutung der Spiele-Branche betont und erklärt, dass er das Investitionsklima für Startups insbesondere im "Rheinland Valley" verbessern wollen – konkrete Schritte erwähnte der Minister aber nicht. Dem schloss sich auch die Runde der Generalssekretäre nahtlos an: Sie betonten fast unisono die Bedeutung von Spielen als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor und forderten eine Verbesserung der Förderungspraxis der Branche, die insbesondere im Vergleich zur gut ausgebauten Filmförderung noch viel nachzuholen habe.

Unterschiede zwischen den Parteien waren hier nur marginal auszumachen. So stellte CDU-Generalsekretär Peter Tauber auch den großen Spielefirmen erhöhte Förderetats in Aussicht: "Wir fördern nicht mehr nur das, was wir als kulturell oder pädagogisch wertvoll empfinden, wir fördern auch Erfolgreiches." Selbst Matthias Höhn von der Linken meldete hier allenfalls vorsichtigen Widerspruch an: "Ich hab nichts dagegen, wenn wir den einen oder anderen Blockbuster in der Förderung drin haben", erklärte Höhn. Der Schwerpunkt solle aber auf kleine Firmen und MArkteinsteiger gelegt werden.

Michael Kellner von Bündnis 90/Die Grünen kritisierte die Bilanz der Bundesregierung: So sei die Verlagerung des Computerspielpreises vom Bundeslkanzleramt zum Bundesverkehrsministerium eine Abqualifizierung des Themas gewesen. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil stellte einen "Masterplan" in Aussicht, der die förderemügungen in den Ländern mit denen des Bundes vereine und dabei auch Standortfaktoren wie die Ausbildung von Entwicklern angehe.

Die Diskussion krankte daran, dass die Moderatoren schlicht positive Standpunkte abfragten, aber keinerlei Interesse an einer möglichen Umsetzung zeigten. "Wir Gamer sind eine nicht mehr zu ignorierende Wählerschaft", warf LeFloid ein – die Berufspolitiker spielten den Ball jedoch zurück. So beklagte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer, dass ihre Partei zwar die Liberalisierung von Rundfunklizenzen fordere, aber sie bei dem gerade für Streamer wichtigen Thema keine Schützenhilfe durch die meinungsstarke Gamer-Szene bekomme. "Ich wäre froh, wenn es Unterstützung dafür gebe", sagte die Liberale. Hier fehle es an organisierter Kommunikation.

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(Bild: heise online/Phylicia Whitney)

Einen kleinen Fauxpas leistete sich Heil bei der Frage, ob E-Sport olympisch werden solle. Während sich seine Kollegen vollmundig bis unverbindlich für die Aufnahme von E-Sports aussprachen, sagte Heil: "Warum nicht? Es sind auch andere merkwürdige Sportarten dabei." Seine Kollegen sicherten Unverbindlich ihre Unterstützung vor.

Auch beim Thema Breitbandausbau war der überparteiliche Konsens enorm: Mehr Förderung, mehr Glasfaser, gerade auch im ländlichen Raum. Sowohl Hubertus Heil (SPD) als auch Peter Tauber erklärten, dass sie die Vectoring-Entscheidung nur mit Bauchgrimmen gesehen haben. Ein von Grünen und FDP eingeworfenen Verkauf der Telekom-Aktien des Bundes lehnte Tauber aber ab. So sei es gut, dass die Bundesregierung bei einem der großen Player im Provider-Markt ein Wort mitzureden habe. Auch beim Thema Netzneutralität versuchte sich Tauber auf beiden Seiten zu positionieren: So befürwortete er gleiczeitig Netzneutralität, will aber Bandbreiten für Qualitätsdienste wie die medizinische Versorgung vorhalten. (jk)