Erste Ausfahrt im Skoda Octavia iV
Der Plug-in-Hybrid könnte eine Alternative zum Diesel sein, der bisher in der Gunst der Skoda-Kunden vorn lag. Wie fährt sich der Octavia iV?
Hat im Octavia der Plug-in-Hybrid die Chance, dem Diesel Kunden abzujagen? Durchaus.
(Bild: press-inform)
- Stefan Grundhoff
Bisher war die Sache klar, und das wirklich sehr eindeutig: Der Skoda Octavia wurde meistens als Dienstwagen-Kilometerfresser eingesetzt. Als bevorzugte Motorisierung diente dann einer der Diesel, die hohe Reichweiten und halbwegs zivile Verbrauchswerte bei strammer Autobahnfahrt versprachen. Doch mit den Subventionen, die gerade massenhaft über Elektroautos und Plug-in-Hybride ausgeschüttet werden, beginnt die Zeit des Rechnens vielerorts neu. Denn wer nicht ständig unter Zeitdruck lange Strecken auf der Autobahn zurücklegen muss, dem eröffnen sich mit Plug-in-Hybriden nun Möglichkeiten auf breiterer Front. Auf diesem Markt will und muss auch Skoda mitspielen. Eine erste Ausfahrt mit dem Octavia Combi iV sollte klären, wer was davon hat.
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Jedes gute Verkaufsgespräch beginnt mit einer Analyse der Umgebungsvariablen. Das Budget zählt dazu, das Einsatzprofil ebenso. Gerade letzteres ist ganz entscheidend für die Beantwortung der Frage, ob ein Plug-in-Hybrid sinnvoll ist. In diesem Punkt gibt es eine Konstante: Wessen Profil aus vielen Kurzstrecken besteht und grundsätzlich eine Bereitschaft vorhanden ist, jede Möglichkeit zum Laden zu nutzen, der kann einen Plug-in-Hybrid in die engere Wahl ziehen.
Stromverbrauch
Zwei Dinge sollten vorab bedacht sein: Zum einen ist der Stromverbrauch eines Plug-in-Hybriden höher als der eines E-Autos – insbesondere dann, wenn der Hersteller auf eine elektrische Sekundärachse verzichtet. Bei Volkswagen ist das in allen Plug-in-Hybriden auf der Basis des aktuellen Modularen Querbaukasten (MQB evo) der Fall. Der E-Motor sitzt hier zwischen dem 1,4-Liter-Benziner und dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DQ400e.
Zum anderen verbaut Volkswagen nur ein einphasiges Ladegerät. Dass derzeit viele diesen Weg gehen, macht es nicht besser. Die maximale Ladeleistung liegt bei 3,7 kW, die sich auch nur an einer Wallbox abgreifen lassen. Das mitgelieferte Vorladegerät ist mit 10 Ampere abgesichert, bei 2,3 kW ist das Maximum an einer 230-Volt-Steckdose also erreicht. Aus guten Gründen, denn obwohl diese Steckdosen seit vielen Jahren mit 16 A abgesichert sind, liegt die zulässige Dauerlast bei 10 A. Eine DC-Ladeoption, wie sie Mercedes gegen Aufpreis in seinen PHEV einbaut, gibt es bei Volkswagen nicht. Anders ausgedrückt: Jede Aufladung dauert Stunden, obwohl die Batterie mit 13 kWh brutto nur durchschnittlich groß ist. Rund 11 davon lassen sich nutzen.
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Wie weit kommt man?
In den technischen Daten nennt Skoda eine Reichweite von 61 bis 69 km im WLTP. Der Praxiswert ist unter anderem stark davon abhängig, welche Temperaturen herrschen. Im Sommer dürften bei behutsamer Fahrweise mehr als 50 km möglich sein, im Winter durchaus auch mal weniger als 35 km. Der Kraftstoffverbrauch schwankt ebenfalls, und so muss dem Interessenten klar sein: Wer sparen will, muss jede Chance zum Laden ergreifen. Schnelle Etappen auf der Autobahn führen rasch in Richtung 9 Liter/100 km.
Skoda Octavia iV Fahrbericht (10 Bilder)

Trotz all dieser Nachteile: Wenn das Profil passt, der Nutzer bereit ist, beim Laden nicht nachzulassen und Ökostrom genutzt wird, kann die Rechnung auch im Sinne der Umwelt perspektivisch aufgehen. Zumal eines nicht vergessen werden sollte: Der E-Anteil ist durchaus angenehm im täglichen Umgang. Mit 85 kW ist der E-Motor kräftig genug für den Alltag, an die im Vergleich zum – hier gut gedämmten – Verbrenner nochmals leisere Geräuschkulisse gewöhnt man sich rasch und gern.
Flott unterwegs
Aber auch das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor klappt harmonisch. Mit einer Systemleistung von 150 kW (204 PS) und einem Systemdrehmoment von 350 Nm stehen stets weit mehr als nur ausreichende Reserven bereit. Wer den Antriebsstrang voll fordert, bekommt den 1,4-Liter-Motor deutlich zu hören. Er wirkt dann etwas angestrengter als er eigentlich ist. Eckdaten der Fahrleistungen: 220 km/h Spitze und 7,8 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100. Der Octavia RS iV ist nochmal 30 kW stärker, kann sich bei den Fahrleistungen aber kaum absetzen. Bemerkenswert deutlich ist der Unterschied bei den Fahrmodi: Im Ökomodus ist der Antrieb etwas zäh, in Comfort und natürlich erst recht in Sport reagiert er spontaner auf Beschleunigungswünsche.
Das Fahrwerk im Octavia iV ist komfortabel angestimmt, ohne weich zu sein. Die Lenkung ist angenehm direkt. Der Testwagen stand auf Winterreifen, mit denen er im Grenzbereich untersteuerte. Das Auto fühlt sich handlich an, doch das Mehrgewicht des Plug-in-Hybrids bleibt spürbar. Ein Octavia Combi 1.5 TSI wiegt 1360 kg, ein Octavia Combi iV ab 1620 kg – eine Differenz von 260 kg.
Hinzu kommt ein spĂĽrbarer Platzverlust im Kofferraum, der statt 640 nur noch 470 Liter fasst. Ein Verlust von 170 Litern also, doch irgendwo muss die Batterie im Plug-in-Hybrid eben hin. Auf Langstrecken nervt zudem, dass der Tank nochmals etwas kleiner ist als in den Modellen mit alleinigem Verbrenner.
GĂĽnstiger? Kommt drauf an ...
Ob man mit einem Plug-in-Hybrid günstiger fährt, hängt, wie eingangs beschrieben, von den individuellen Umgebungsvariablen ab. Der Octavia Combi iV ist ab 38.299 Euro zu haben – inklusive 16 Prozent Mehrwertsteuer. Wer die aktuellen Subventionierung von insgesamt rund 7000 Euro einrechnet, liegt ein ganzes Stück unter dem vergleichbar ausgestatteten 150-PS-Diesel, bei dem eigentlich auch die Standheizung noch hinzugerechnet werden müsste. Andererseits sind für den Diesel höhere Rabatte zu erwarten als für den Plug-in-Hybrid. Gleiches gilt für den Benziner mit 150 PS, der den PHEV beim Listenpreis unterbietet.
Dass der beim Octavia iV auf den ersten Blick so hoch ausfällt, liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass Skoda den Plug-in-Hybrid nur in der umfassend ausgestatteten „Style“-Version anbietet. Wer auch mit etwas weniger leben könnte, wird zu einem höheren Ausstattungsniveau gezwungen. Bei den Modellen mit Verbrennungsmotor liegen immerhin etwas mehr als 2000 Euro zwischen den Linien Ambition und Style. Auch das kann in der Endabrechnung den Ausschlag geben.
(mfz)