Funkelflaute: Die Autoindustrie auf der Consumer Electronic Show 2021

Die virtuell abgewickelte CES ist clean und hygienisch. Sparsam präsentierte sich die Autoindustrie, denn ihre Produkte wecken auf Displays wenig Begeisterung.

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Auf der CES 2021 hat man keine Messestände aufgebaut, wie von FCA ausweislich dieser Darstellung geplant. Sie ereignet sich – deutlich kleiner – im Internet.

(Bild: FCA)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Aufgrund der Covid-19-Pandemie entschieden sich die Organisatoren der CES 2021 bereits im letzten Sommer, die wichtigste Elektronikmesse der Welt diesmal nicht im US-Spielerparadies Las Vegas abzuhalten, sondern ins Internet zu verlagern. Doch so technologieaffin das Stammpublikum auch sein mag, so sehr bleibt die CES selbst für Virtual-Reality-Geübte eine Herausforderung der Vorstellungskraft.

Dabei sprang bei dem Online-Event "nur" rund die Hälfte der Aussteller ab. Viele sahen in dem virtuellen Format nicht nur die Chance, Kosten zu senken, sondern die technisch teils hochkomplexen Inhalte artgerecht für den Betrachter am Bildschirm aufzubereiten. Kaum eine Messe dürfte sich wohl leichter tun als die CES, um die Fachbesucher für die Themen von morgen rein virtuell zu begeistern.

Doch ein Event wie die diesjährige CES zeigt auch, dass die virtuelle Parallelwelt an ihre Grenzen stößt. Darunter hat auch der Automobilsektor zu leiden, der sich dieses Jahr zum ersten Mal in einer neuen, standesgemäßen Messehalle weitab von Speicherkarten, Handyhüllen und LED-Ketten treffen wollte.

Mercedes, Audi und BMW, in den vergangenen Jahren durchweg auf der Consumer Electronic Show ein paar Minuten vom legendären Las Vegas Strip entfernt aktiv, spielten ebenso wie Fiat Chrysler oder General Motors allenfalls mit halber Kraft. So kam es auf der CES nicht zum Showdown von Bedienkonzepten und Großbildschirmen von Mercedes, BMW oder Jeep.

CES 2021 erster Teil (17 Bilder)

Eine der wenigen Auto-Präsentationen auf der CES 2021 war der Audi e-tron GT. "Man bekommt im Leben nur einmal die Chance, ein solches Auto zu entwerfen", sagt ein authentisch stolzer Chefdesigner Marc Lichte.

General Motors stellte unter seinem neuen Logo für die virtuelle Leistungsschau des Prozessorgewerbes mit Mary Barra, Marks Reuss und anderen einige seiner Topleute für Keynote und Diskussionen ab. Die neue Ultium-Plattform für elektrische Fahrzeuge kann Batteriegrößen zwischen 50 und 200 kWh abbilden und da kommen einige beim elektrischen Hummer schon ins Träumen. Wer es weniger rustikal liebt, wurde am elegenten Ende der Skala fündig: Audi präsentierte in seiner CES-Session das Elektroauto Audi E-Tron GT, das bislang als Studie gezeigt wurde.

Bei den Zulieferern erster und zweiter Ebene, welche die CES in den vergangenen Jahren ebenfalls zu ihrer internationalen Lieblingsspielwiese auserkoren haben, dreht sich vieles um die Fahrzeugelektronik und die Displays mit ihrer Bedientechnik. Continental, Here und Leia entwickeln beispielsweise zusammen Navigationsinhalte für Fahrzeugdisplays.

Die dreidimensionale Darstellung von Gebäuden und Topografie von Here wird mit der sogenannten Lichtfeld-Technologie von Leia zum Leben erweckt – ohne Spezialbrille. "3D-Displaytechnologie bringt nicht nur einen Wow-Faktor ins Fahrzeugcockpit, mit den richtigen Inhalten erzeugt sie auch eine intuitivere Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug und erhöht die Fahrsicherheit", erläutert Ulrich Lüders, Leiter Strategie und Portfolio im Geschäftsbereich Human Machine Interface bei Continental.

Geht es nicht um die Bedien- und Anzeigemodule oder Elektroautos, ist das Thema automatisiertes Fahren auch auf der virtuellen CES von zentraler Bedeutung. Wirklich groß sind die Fortschritte der einzelnen Firmen dabei erstmal nur für die Entwickler. Der Autofahrer selbst wird noch viele Jahre darauf warten müssen, ehe man hoch automatisiert oder gar autonom im realen Alltag unterwegs ist.

CES 2021 zweiter Teil (5 Bilder)

Softwareanwendungen für Automatisiertes Fahren mit vernetzten Diensten will Bosch verstärkt anbieten.

Bosch sieht in der Kombination von elektrifiziertem und automatisiertem Fahren mit vernetzten Diensten für sich ein gewaltiges Feld für Softwareanwendungen. Ein zentraler Baustein, mit dem Bosch seine führende Rolle bei softwareintensiven Elektroniksystemen ausbauen will, sind dabei Fahrzeugcomputer. Zu Jahresbeginn hat bei Bosch dazu der neue Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions mit rund 17.000 Mitarbeitern seine Arbeit aufgenommen, der dafür sorgen soll, dass die Komplexität in der Fahrzeugentwicklung abnimmt und neue Fahrfunktionen durch künstliche Intelligenz künftig schneller in die Autos kommen.

(fpi)