Schule digital: Medien(bildungs)konzepte – ohne geht's nicht
Schulen erhalten dann Gelder aus dem Digitalpakt, wenn sie ein Medienkonzept vorlegen können. Wie das aussehen und was man beachten muss, erklärt Maik Riecken.
Das Schreiben von Konzepten hat in Schule eine lange Tradition: Hygienekonzepte, Methodenkonzepte, Konzepte für die berufliche Bildung, Inklusionskonzepte, Förderkonzepte, Fortbildungskonzepte, schulinterne Curricula und viele Konzepte mehr sind in unzähligen Varianten in der ganzen Republik entstanden – viele, um danach in einem Ordner zu verschwinden.
"Jetzt haben wir ein Konzept und viele Kolleginnen und Kollegen setzen es einfach nicht um!" ist ein Klage, die man gar nicht so selten hört. Was nützt dann ein ausgefeiltes Konzept? Lohnt sich das Schreiben von Konzepten überhaupt für irgendwen? Und wann wird am intensivsten an Konzepten jeder Art gearbeitet? Sind Konzepte verschwendete Arbeitszeit? Ist "einfach machen" am Ende nicht das bessere Konzept?
Ohne Medien(bildungs)konzept kein Ausstattung durch den Digitalpakt
Während viele Konzepte im Kontext einer Schulinspektion beziehungsweise offiziellen Schulberatung noch einmal angefasst oder – gar nicht so selten - überhaupt erst erstellt werden, ist das bei Medien(bildungs)konzepten etwas anders: Sie sind im Kontext des Digitalpaktes eine formale Voraussetzung dafür, dass Träger Geld aus diesem Förderprogramm abrufen können.
Medien(bildungs)konzepte sind unnötig, wenn man als Schule einen Träger findet, der digitale Ausstattung ganz ohne Fördermittelabruf finanziert. Das wird allein aus politischen Gründen nur in absoluten Ausnahmefällen gegeben sein: Wenn "geschenktes" Geld in Zeiten klammer kommunaler Haushalte nicht genutzt wird, ist das in der Öffentlichkeit politisch kaum darstellbar. Also beißt man als Schule in den sauren Apfel, damit endlich etwas an digitaler Ausstattung ankommt? Das kann aus rein pragmatischen Erwägungen heraus ein legitimer Grund sein.
Die pragmatische Herangehensweise
Wenn man mit einem ressourcenorientierten Blick an die Konzepterstellung herangeht, zäumt man das Pferd von hinten auf: Man schaut einfach auf die Prüfkriterien (Liste unter dem Artikel) – wenn sie im eigenen Bundesland veröffentlicht sind – und setzt diese in einem Konzept so um, dass Aussagen zu allen Bereichen vorkommen. Vielleicht bedient man sich bei den Vorarbeiten anderer Schulen, die oft auf deren offiziellen Homepages veröffentlicht sind. Diese Arbeiten lassen sich einer neu ausgeschriebenen Funktionsstelle zuweisen. Damit kommt man schnell zu einer pragmatischen Lösung. Wenn man als Schule zu klein ist, lohnt sich die Zusammenarbeit mit anderen Schulen innerhalb der eigenen Trägerschaft, um Arbeit zu reduzieren.
Beim Lesen dieses letzten Gedanken wird ein Aufschrei in allen Landesinstituten erklingen, die sich in irgendeiner Form mit schulischer Qualitätsentwicklung beschäftigen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es – übrigens nicht nur – Medien(bildungs)konzepte gibt, deren Entstehung nicht weit von diesem pragmatischen Ansatz entfernt sind.
Ich glaube nicht, dass mangelnde Arbeitsbereitschaft die Ursache ist, sondern oft eher eine Überforderung: Ein gelebtes Medien(bildungs)konzept ist – wie jedes andere wirklich von der Schulgemeinschaft gelebte Konzept – eine enorme Aufgabe, die zusätzlich zu den bereits an Schule bestehenden dazukommt. Die Umsetzung von Medienbildung im Unterricht stellt Anforderungen auf vielen Ebenen: Digitale Infrastruktur, Internetzugang, Klassenraumausstattung, Endgeräte, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften und so weiter , – eigentlich eher eine komplette Schulentwicklungsaufgabe.
Warum man kein separates Medien(bildungs)konzept braucht
Was Medienbildung inhaltlich besonders schwer greifbar macht ist, dass sie – ernsthaft verfolgt – in jedem Bereich von Schule einfach "nur" mitgedacht werden muss. Wenn das gegeben ist, braucht es eigentlich kein separates Medien(bildungs)konzept mehr – außer jetzt noch zur Mittelbeantragung für den Digitalpakt.