Vorstellung: BMW 4er Gran Coupé
Kurz nach dem E-Auto i4 folgt mit dem 4er Gran Coupé das gleiche Modell mit Verbrennungsmotoren. Leicht wird es das nicht haben, und dazu trägt BMW selber bei.
(Bild: BMW)
- Christian Lorenz
Das zweite BMW 4er Gran Coupé ist, wie gehabt, eine fünftürige Fließhecklimousine. Die Formensprache ist, sieht man einmal von der Riesenniere ab, vergleichsweise zurückhaltend. Wer es eigenwilliger mag, findet bei BMW inzwischen allerlei Alternativen. Mit großer Heckklappe ist das Gran Coupé 7 cm länger und 20 kg schwerer als ein 3er Touring. Der Kombi übertrifft das Kofferraumvolumen des Gran Coupés (470 bis 1290 Liter) aber um 30 Liter in Normalstellung und 220 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen.
Diese handfesten praktischen Nachteile und seinen zusätzlich erhöhten Preis kann der 4er ausschließlich mit größerer Exklusivität rechtfertigen bzw. eben gar nicht. Fuhr sich der jetzt abgelöste 4er noch deutlich dynamischer als die alter 3er-Reihe (F30), so ist ein hochgerüsteter aktueller 3er (G20) garantiert keine Spaßbremse mehr. Der um 53 mm niedrigere Fahrzeugschwerpunkt der 4er-Fließhecklimousine ist im Fahrbetrieb auch von Vollgasgourmets kaum erfahrbar.
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Antriebe: Alternativlos
Hinzu kommt, dass der 4er um 90 kg schwerer ist als eine 3er-Limousine. Mit Extras wie dem adaptiven M-Fahrwerk und dem M-Sportdifferenzial an der Hinterachse lässt sich auch beim 4er-Coupé der Wohlstandsspeck fahrdynamisch kaschieren. Das Motorenportfolio umfasst zwei Vierzylinder-Benziner, den 420d und den Sechszylinder-Benziner M440i xDrive. Wer alternative Antriebe sucht, wird auf die Elektroversion i4 oder in den Plug-in-Versionen des 3ers verwiesen.
Nur der Diesel und der Sechszylinder sind Mild-Hybride mit 48-Volt-Bordnetz. Die Vierzylinder-Benziner bleiben diesbezĂĽglich auĂźen vor, was eine erstaunliche Entscheidung ist. Denn in X3 und X4, die gerade in ĂĽberarbeiteter Form vorgestellt werden, haben diese Motoren eine Mild-Hybridisierung bekommen. Der Verbrauchsvorteil im WLTP ist dort freilich gering.
BMW 4er Gran Coupé außen (7 Bilder)

OS7 statt OS8
Während im Elektroauto i4 eine neue Infotainmentgeneration mit dem Bediensystem OS8 eingeführt wurde, ist im neuen Gran Coupé noch das bisherige System OS7 verbaut. Das muss aber hinsichtlich der Bedienbarkeit kein Nachteil sein. Im Gegenteil: Im konventionellen 4er erleichtern frei belegbare Schnellbedientasten und ein Klimatisierungspaneel sichere und intuitive Bedienung. In Verbindung mit OS8 gibt es beides nicht mehr. BMW setzt darauf, dass die Kunden sich mit der stetig besser werdenden Sprachsteuerung anfreunden.
Ă–ffnen mit dem iPhone
Vor mehr als 20 Jahren hat es James Bond in seinem 750i (E38) bereits getestet, jetzt kann auch der normale BMW-Kunde erstmals sein Fahrzeug über das Handy öffnen. Der Display-Schlüssel hat ausgedient. Nach den Elektromodellen iX und i4 ist das 4er Gran Coupé der erste konventionelle BMW, der sich gegen Aufpreis mit einem iPhone öffnen lässt.
BMW 4er Gran Coupé Innenraum (5 Bilder)

Das 4er Gran Coupé wird ungefähr zeitgleich mit dem i4 im November 2021 auf dem deutschen Markt starten. Montiert werden die 4er Gran Coupés sowohl als Verbrenner als auch als Elektroauto im Stammwerk München. Zu den Preisen sagte BMW bislang noch nichts. Sie dürften aber in etwa auf dem Niveau des 3er Touring liegen. Wir vermuten zwischen 44.000 für das 420i Gran Coupé und 67.000 Euro für das Topmodell M440i xDrive.
Harte, interne Konkurrenz
Sollte das so zutreffen, würde BMW den Umstieg auf Elektromobilität finanziell leichter als erwartet gestalten. Denn ein hinterradgetriebener i4 eDrive40 auf dem Leistungsniveau eines M440i kostet mit 58.300 Euro erheblich weniger. Hinzu kommt, dass der Steuerzahler zumindest noch einige Zeit einen gehörigen Batzen dazulegt. Im Falle des Basis-i4 sind es immerhin 5000 Euro direkt vom Staat, dazu kommt der Herstelleranteil, ohne den es ja keine Förderung vom Staat gibt.
Unterm Strich bleibt ein zu zahlender Preis, der für BMW-Verhältnisse in diesem Segment manch einen zum Nachdenken anregen dürfte, selbst wenn das Budget eher weitgefasst ist. Der deutlich stärkere i4 M50 mit Allradantrieb lässt für 69.900 Euro den stärksten Verbrenner im 4er Gran Coupé ziemlich alt aussehen. Die Vorzeichen für das konventionell angetriebene Fließheck waren fraglos schon mal aussichtsreicher.