Elektroautos: Streit um CO2-Bilanz

Können Elektroautos zu einer CO2-Reduktion beitragen? Einige Wissenschaftler bestreiten dies, was damit zusammenhängt, dass eine wichtige Entscheidung ansteht.

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(Bild: Christian Lorenz)

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Am 21. Juli will die EU-Kommission einen Entwurf für die künftigen CO2-Reduktionen vorlegen. Im Vorfeld dazu laufen sich Befürworter einer strengen Klimapolitik ebenso warm wie jene, die vor eiligen Schritten warnen. Eine zentrale Rolle, so viel lässt sich schon absehen, wird der Anteil des Verkehrs spielen. Ein Entwurf ist noch kein Gesetz, dennoch steckt in dem Plan eine Menge politischer Sprengstoff. Denn es ist damit zu rechnen, dass die Kommissare mit ambitionierten Vorschlägen zur CO2-Reduktion in die Verhandlungen einsteigen werden. Entsprechend aufgeregt geht es im Vorfeld der anstehenden Debatte zu.

Einer der Streitpunkte betrifft die CO2-Bilanz von Elektroautos. Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hatte zusammen mit Kollegen in einem offenen Brief der EU-Kommission einen grundlegenden Rechenfehler vorgeworfen. Professor Christian Rehtanz von der TU Dortmund kritisierte dies: "Der Brief ist hochgradig peinlich. Es ist ein wissenschaftlich verbrämtes Lobbyistenschreiben, welches krampfhaft versucht, die Kolbenmaschinen (Lehrstuhldenomination von Prof. Koch des KIT) zu retten."

Professor Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung schrieb in einem Beitrag für das Science Media Center, Koch stelle die Frage, ob für den von E-Autos verbrauchten Strom der CO2-Ausstoß des Strommix insgesamt anzusetzen sei oder aber der CO2-Ausstoß des Grenzstrommix, also zusätzlich nötigen Stroms. Es "gibt Argumente für beide Positionen". Wissenschaftlicher Standard sei aber die Verwendung der Durchschnittsemissionen. Denn Grenzstromemissionen ließen sich nicht klar zuordnen. Zudem könnten E-Autos künftig als flexible Speicher für überschüssige Wind- und Sonnenenergie dienen.

Koch und andere Wissenschaftler hatten kritisiert, die CO2-Emissionen durch elektrische Verbraucher würden durch einen vereinfachten Mittelwertansatz viel zu niedrig berechnet. Patrick Jochem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt schrieb: "Der Artikel greift einen validen Punkt auf", greife aber an einer Stelle zu kurz. Denn Elektroautos könnten die Energiewende in der Stromerzeugung beschleunigen und zu negativen marginalen Emissionen führen, "insbesondere, wenn man die E-Pkw als mobile Speicher" in das Energiesystem integriere.

Das Umweltbundesamt (UBA) schätzt, dass im vergangenen Jahr je erzeugten Kilowattstunde im deutschen Strommix 366 Gramm CO2 angefallen sind. Für das Jahr 2019 geht das UBA von 408 Gramm aus. Zurückzuführen sei das auf den Ausbau der regenerativen Stromerzeugung. Der Zu- und Rückbau bei der hierzulande installierten Netto-Leistung sah im vergangenen Jahr laut Fraunhofer-Institut wie folgt aus:

  • Biomasse: 0,1
  • Kernenergie: -1,4
  • Braunkohle: -0,6
  • Steinkohle: 1
  • Gas: 0,4
  • Wind: 1,7 (on- und offshore)
  • Solar: 4,9

Alle Angaben in Gigawatt

(mfz)