Test Cupra Formentor e-Hybrid: Schick, aber nicht effizient

Mit seiner SUV-artigen Karosserieform entspricht der Cupra Formentor dem Zeitgeist. Als Plug-in-Hybrid ist seine größte Schwäche die Ineffizienz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 120 Kommentare lesen
Cupra Formentor

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Formentor ist eine Halbinsel im Norden von Mallorca. Ein Naturschutzgebiet mit steilen Felsen und gewundenen Straßen. Formentor heißt auch eins der Modelle von Cupra, der sportlichen Submarke von Seat: Der Cupra Formentor ist ein Crossover auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) im Volkswagen-Konzern. heise/Autos fuhr den "e-Hybrid", einen Plug-in-Hybrid, der mit der Kombination aus einem TSI- und einem Elektro-Motor eine Systemleistung von 150 kW hat. Die Normreichweite mit der brutto 12,8 kWh fassenden Batterie liegt bei bis zu 69 Kilometern, und die Preisliste beginnt bei 39.890 Euro vor Abzug von Förderungen.

Plug-in-Hybride wie der Cupra Formentor sind für eine bestimmte Käufergruppe finanziell mehrfach attraktiv: Zum einen reduziert sich der Preis um 7177,50 Euro Direktprämie. Es bleibt ein Grundpreis von 32.712,50 Euro. Zum anderen muss der geldwerte Vorteil der Privatnutzung eines Firmenwagens nur zur Hälfte versteuert werden. Diese 0,5 Prozent-Regel ist das wichtigste Kaufkriterium für Plug-in-Hybride in Deutschland. Dass der Verbrauch beim Formentor e-Hybrid zu hoch ist, erscheint wegen der Steuerersparnis vielen vermutlich als zweitrangig.

Der Cupra Formentor ist ein entfernter Verwandter des Golfs. Das sieht man ihm nicht an. Er ist eine stämmige Erscheinung. Die Breite von 1,84 Meter wird durch die 245er-Reifen zusätzlich betont. Auch die weiteren Dimensionen (1,51 m Höhe und 4,45 m Länge) belegen, dass hier ein großes Auto steht. Zumindest äußerlich, denn der Kofferraum leidet mit nur 345 Litern (Skoda Fabia: 380 l) erheblich unter dem Antriebsstrang, und auch der Kraftstofftank ist mit 40 Litern knapp bemessen.

Cupra Formentor e-Hybrid außen (6 Bilder)

Bullig in jeder Hinsicht. Das Design kommt entweder sehr gut an oder gar nicht. Die Übersicht ist mäßig, darum ist die aufpreispflichtige Rundum-Kamera ein Praxisvorteil.

Die SUV-artige Form kommt bei einigen Leuten sehr gut an und bei anderen gar nicht. Unstrittig sind dagegen die Materialauswahl- und Komposition im Innenraum: Anders als im Golf wurde hier alles sorgsam ausgesucht, und die Verarbeitungsqualität ist hoch. Zudem sind die Sitze bequem und großzügig geschnitten.

Der Antriebsstrang ist quasi der Volkswagen-einheitliche Plug-in-Hybrid, der in seinen Grundfesten auf die frühen Golf- und Passat GTE (Test) zurückgeht: Der Vierzylinder-Verbrennungsmotor mit 1,4 Litern Hubraum leistet 110 kW. Dazu kommt über das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe die Kraft des Elektromotors von maximal 85 kW, und wie so häufig bei Hybridautos entspricht die Systemleistung von 150 kW nicht der Summe dieser beiden Werte. Als Ergänzung noch das Drehmoment: Es beträgt "kurzzeitig", so Seat, bis zu 350 Nm.

Über die Jahre hat dieser Antriebsstrang eine hohe Reife erlangt. So ist das Wiederstartverhalten des Verbrennungsmotors inzwischen sehr flink und das Einkuppeln nahezu unmerklich. Bei gemäßigter Fahrweise und warmem Getriebeöl sind auch die Gangwechsel sehr gut verschliffen. Die Zugkraftunterbrechung ist minimal, was besonders im elektrischen Betrieb schön ist, weil das Fahrgefühl einem Elektroauto ähnelt. Erst bei schwerem rechten Fuß ist es vorbei mit der Sanftheit.

So richtig Druck macht der Cupra Formentor in der von heise/Autos gefahrenen 150-kW-Version allerdings nicht. Liegt es am Gewicht von 1681 kg oder einfach daran, dass batterieelektrische Autos häufig schneller und linearer beschleunigen als die 7,8 Sekunden im Formentor e-Hybrid? Die Längsdynamik ist schon okay, aber die bissige Spontanität fehlt dem Cupra.

Die Verbrauchswerte sind in der Praxis zu hoch. Wie immer bei Plug-in-Hybriden geben wir nicht nur den gesetzlich kombinierten Wert (offiziell 1,3 Liter/100 km) an, sondern wir splitten nach Benzin- und Stromverbrauch auf. Bei leerer Batterie im reinen Verbrennungsmodus waren es 7,3 Liter/100 km. Die Spanne lag zwischen 5,5 Liter bei warmgefahrenem Getriebeöl in der Stadt, neun Litern bei kaltem Antrieb und Richtgeschwindigkeit sowie zweistelligen Werten auf Kurzstrecken. Das ist zu viel.

Auffällig im Test war, dass der Spritverbrauch nach dem Kaltstart auch im Vergleich zu anderen Plug-in-Hybriden nach oben tendierte. Immerhin gibt es im vielfältig konfigurierbaren Zentraldisplay die Möglichkeit, sich neben der Wasser- und der Motoröl-Temperatur auch jene des Getriebes einzublenden. Sobald es warm ist, sinkt der Verbrauch deutlich: So ergab eine Stichprobe bei 130 bis 160 km/h auf der Autobahn genau acht Liter.