Elektroauto Mercedes EQB 350 4Matic im Test: Gemütlich statt sportiv

Das batterieelektrische SUV im Format des Mercedes GLB ist teurer, aber auch komfortabler und ausgereifter als die direkte Konkurrenz.

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Mercedes EQB

Der Mercedes EQB ist ein Cruiser, kein Sportler. Wer den Allradantrieb nicht braucht, steckt das Geld besser in die Ausstattung als in die Topmotorisierung.

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Der Charakter des batterieelektrischen Mercedes EQB hat etwas Entschleunigendes. Er ist sanft gefedert, man sitzt aufrecht und genießt die gute Rundumsicht. Die ist nicht nur im Vergleich zu anderen SUVs angenehm: Die verglaste Fläche ist groß, dazu kommen die relativ steil stehende A-Säule und die fast senkrecht stehenden Seitenfenster.

Der EQB ist ein übersichtliches Elektroauto. Das macht den Umgang im Alltag simpel, und wegen der erwähnten Gemütlichkeit stellt sich automatisch der Cruising-Stil ein: Gleiten lassen. Bei Bedarf geht es im Testwagen, einem EQB 350 4Matic, mit Karacho voran. 215 kW Motorleistung und 520 Nm Drehmoment sind üppig. In 6,2 Sekunden spurtet der EQB auf 100 km/h und zügig weiter bis zur abgeregelten Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h. Weil die harte Gangart aber so gar nicht zum EQB passt, lässt man jede sportliche Ambition bleiben.

Bei den Proportionen ähnelt der EQB mit 4,68 Meter Länge, 1,83 Meter Breite und 1,67 Meter Höhe einem VW Tiguan Allspace. Die 5-sitzige Konfiguration hat ein Kofferraumvolumen von 495 bis 1710 Litern, beim 7-Sitzer sind es 465 bis 1620 Liter. Die dritte Reihe eignet sich nur für kleine Kinder, und selbst in der zweiten Reihe ist es wegen der niedrig montierten Sitzbank für Menschen mit langen Beinen eher eng. Die Neigung der Lehne in der zweiten Reihe ist verstellbar. Gegen einen Aufpreis von 428 Euro lässt sich die Rückbank um 14 Zentimeter verschieben – allerdings nur, wenn man auf die dritte Sitzreihe verzichtet.

Mercedes EQB Teil 1 (6 Bilder)

Aufrecht und geradlinig: Die Fensterflächen sind groß, was den EQB sehr übersichtlich macht.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Was kann der EQB als Elektroauto? Schließlich teilt er die Basis mit dem Mercedes GLB (Fahrbericht), der von Verbrennungsmotoren vorangetrieben wird. Spätestens seit dem BMW iX3 wissen wir, dass das nicht zwangsläufig schlecht sein muss.

Wie alle Elektroautos von Mercedes hat auch der EQB die automatische Rekuperation. Ja, die Verzögerung über den Elektromotor zur Bremsenergierückgewinnung lässt sich auf Wunsch über die Schaltwippen in mehreren Stufen regulieren. Am besten geht es in der erwähnten automatischen Position "D+ Auto". Der Mercedes rollt meistens mit minimaler Rekuperation dahin. Sobald ein vorausfahrendes Fahrzeug oder eine Kurve erkannt werden, wird die Rekuperation schärfer gestellt. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich präzise.

Auch die anderen Assistenzsysteme arbeiten gut, wenn auch nicht so perfekt wie in einem zuvor gefahrenen Mercedes EQS, dessen Bruttolistenpreis allerdings die 150.000-Euro-Marke deutlich überschritten hat. Im Vergleich dieser Klasse läuft es auf hohem Niveau, und anders als bei Volkswagen, wo es im VW ID.4 bis heute Funktionsbegrenzungen und vereinzelte Bugs gibt, macht der EQB keine Fehler.

Was der VW ID.4 zum Beispiel erst im Jahresverlauf per Update bekommen soll, hat der EQB serienmäßig: Einen Routenplaner mit automatischer Vorkonditionierung. Die Batterie wird also vorm Ladestopp gezielt auf die ideale Starttemperatur gebracht. Das verkürzt die Wartezeit, und es verlängert die Lebensdauer der Batterie.

Das macht sich besonders bei Kälte bemerkbar. Im Testzeitraum gab es häufig Nachtfrost. Gute Ausgangsbedingungen, um den EQB ein wenig zu quälen. Nach zwei Tagen Draußenparken ohne Benutzung dürfte die Batterie durchgekühlt gewesen sein. An einem Morgen mit minus vier Grad ging es direkt zur Autobahn, und weil der Ladestand bereits gering war, wurde der erste Ladestopp bereits nach 60 Kilometern eingeplant.