Abgasnorm Euro 7: Mercedes-Betriebsrat befürchtet Verlust von Arbeitsplätzen

Die geplante Abgasnorm Euro 7 wird weiter heftig attackiert. Der Betriebsrat von Mercedes sieht vor allem den Zeitplan der Einführung kritisch.

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Die Zeiten, in denen Hersteller die Einhaltung von Grenzwerten nur auf dem Prüfstand nachweisen mussten, sind schon länger vorbei. Pflicht ist er seit der Abgasnorm Euro 6d-Temp, die für neu homologierte Autos ab September 2017, für erstmals zugelassene ab September 2019 galt.

(Bild: Mercedes)

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Die Diskussion über die geplante Abgasnorm Euro 7 bleibt lebhaft. Kritisiert werden nicht nur die nochmals verschärften Grenzwerte, sondern auch der ambitionierte Zeitplan der Einführung im Sommer 2025 für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Nach drei Ministerpräsidenten und Bundesverkehrsminister Wissing schließt sich auch der Betriebsrat von Mercedes den Beschwerden an.

Der Einführungstermin sei unrealistisch und passe nicht zur Transformation der Werke, argumentiert Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali in einem Interview mit der dpa. Die technischen Lösungen benötigten deutlich mehr Zeit. Zwar seien die Techniker und Entwickler bei Mercedes sicher in der Lage, die Probleme zu lösen, aber nicht in diesem zeitlichen Rahmen, meint Lümali.

"Mercedes-Benz unterstützt Maßnahmen, die zur Verbesserung der Luftqualität beitragen", sagte Lümali. "Ich kenne niemanden bei uns im Haus, der Euro 7 komplett ablehnt." Die Abgasnorm müsse aber zeitlich und technisch machbar sein, sonst werde früher als geplant aus dem Geschäft mit dem Verbrenner ausgestiegen, ohne dass ein schneller Hochlauf der Elektromobilität die Auswirkungen in der Produktion ausgleichen könne. "Dadurch werden tausende Arbeitsplätze bei Mercedes bedroht", sagte Lümali. Der Betriebsratschef forderte, den Zeitrahmen deutlich zu überarbeiten.

Ergun Lümali ist seit 1994 im Betriebsrat des Mercedes-Werks in Sindelfingen. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Betriebsrats.

(Bild: Mercedes)

Im Kern plädiert Lümali wie der Verband der Automobilindustrie (VDA), Verkehrsminister und die Ministerpräsidenten der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen dafür, der Industrie mehr Zeit zwischen der Verabschiedung und Einführung der Abgasnorm Euro 7 einzuräumen. Dabei geht es nicht allein um die technische Umsetzung der strengeren Grenzwerte. Die Autohersteller befürchten, dass es zu Engpässen bei der Homologation von neuen Fahrzeugen kommen könnte. Die Diskussion um die Abgasnorm Euro 7 hat spätestens seit dem Vorschlag der EU-Kommission im November 2022 an Fahrt aufgenommen. Verschärft werden sollen nicht nur die Grenzwerte für Schadstoffe wie Stickoxide. Strenger als bisher werden auch die Grenzen für Feinstaub gezogen, der beispielsweise durch Reifenabrieb und Bremsstaub entsteht.

Mit der Abgasnorm Euro 7 soll die Luftqualität in Städten weiter verbessert werden. Kritiker bezweifeln, dass dies insbesondere in Bezug auf Stickoxide gelingen kann. Die neue Abgasnorm betrifft nach den derzeitigen Plänen zunächst nur Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, die ab dem Sommer 2025 erstmals zugelassen werden. Schwere Lastwagen folgen erst zwei Jahre später. Bei einem stetig steigenden Anteil von Autos mit alternativen Antrieben wird der Prozentsatz der Euro-7-Fahrzeuge mit Verbrenner am gesamten Bestand eher klein sein – und der Verkehrssektor ist nicht der einzige Stickoxid-Emittent. "Ob eine weitere Normenverschärfung wegen anderer diffuser Immissionsquellen überhaupt zu einer weiteren wesentlichen Verbesserung der Luftqualität führt, scheint uns eher fraglich", hieß es in einem offenen Brief der drei Ministerpräsidenten Söder, Weil und Kretschmann. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wandte sich gegen eine zu strenge Verschärfung der Grenzwerte.

(mfz)