PC-Hauptspeicher: Preise ziehen an

Schon seit geraumer Zeit steigen die Spotmarkt- und Vertragspreise für DDR2-SDRAM-Speicherchips, nun werden auch DIMMs im Einzelhandel teurer. Auch die NAND-Flash-Speicherpreise ziehen an.

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Seit Qimonda als Hersteller untergegangen ist, mehrere Hersteller ihre Produktion gedrosselt und Personal entlassen haben, und die Einführung von Windows 7 ansteht, von der ein steigender Anteil an PCs mit 64-Bit-Betriebssystem erwartet wird, steigen die Preise für DDR2-SDRAM-Chips. Monatelang kletterten allerdings – was zuvor selten vorkam – nur die Spotmarkt- und Vertragskundenpreise, die die Speichermodulhersteller an die eigentlichen SDRAM-Chiphersteller bezahlen und die die taiwanische Firma DRAMeXchange.com untersucht. Auf die Einzelhandelspreise in Deutschland schlug der deutliche Preisanstieg lange nicht durch.

Damit ist es nun offenbar vorbei, wie Preisvergleich-Webseiten belegen. Die Zeiten, als man allerorten ein ungepuffertes 1-GByte-PC2-6400-DIMM, also eine mit acht DDR2-800-Chips zu je 1 GBit bestückte Platine, für deutlich weniger als 10 Euro bekam, sind vorbei. Ende vergangenen Jahres waren No-Name-DIMMs oder Ware von Qimonda beziehungsweise von der Qimonda-Billigmarke Aeneon bei den billigsten Versandhändlern für unter 8 Euro erhältlich. Nun liegen die günstigsten Kampfpreise bei knapp 10 Euro, ein Modul des Third-Party-Herstellers A-Data kostet mindestens 12,90 Euro (1 GByte PC2-6400-555). Ende 2008 und im April war dasselbe Modul für deutlich unter 9 Euro zu haben. Auch vergleichbare Third-Party-Standardmodule, etwa aus der ValueRAM-Serie von Kingston, kosten ähnlich viel. Die Preise der sogenannten Originalmodule, die die eigentlichen Chiphersteller – wie Marktführer Samsung, gefolgt von Hynix, Elpida, Micron (Crucial), Nanya (Elixir) und anderen – unter eigenen Namen verkaufen, reagieren etwas träger: Für gewöhnlich sind sie etwas teurer als Third-Party-DIMMs, zurzeit sind manche aber etwas billiger zu haben.

Unter den Blechdeckeln der meisten Übertakter-Module verbergen sich ganz gewöhnliche SDRAMs.

Auch auf die Preise von Übertakterspeicher, den man an besonders hohen Taktfrequenzen, kurzen Latenzzeiten, erhöhten Betriebsspannungen und oft auch dekorativen Blechdeckeln erkennt, wirkt sich der Preisanstieg am taiwanischen DRAM-Markt verzögert aus. Overclocker-DIMMs bestehen ja aus ganz gewöhnlichen Speicherchips, die die Hersteller nach eigenen An- und Vorgaben selektieren und dann deutlich teurer weiterverkaufen – hier steckt eine wesentlich höhere Gewinnmarge drin, die es den Herstellern erlaubt, zugunsten höherer Verkaufsstückzahlen die Preise stabil zu halten.

Der Spotmarktpreis für einen 1-GBit-Chip mit dem Speed Grade DDR2-800 liegt laut DRAMeXchange.com zurzeit bei 1,96 US-Dollar. Im März brachte ein DDR2-667-SDRAM gleicher Kapazität gerade einmal 75 US-Cent ein. Anfang Februar, nach dem chinesischen Neujahrsfest, hatte der DRAM-Markt nervös auf die Qimonda-Insolvenz reagiert – es gab ein Preis-Zwischenhoch. Durch die steigenden Preise für den aktuellen "Mainstream"-Speichertyp DDR2-SDRAM schrumpft der Preisabstand zum DDR3-SDRAM; einige Hersteller, etwa Elpida, produzieren bereits mehr DDR3- als DDR2-Chips. Intels jüngste Nehalem-Prozessorgeneration ist nicht mehr DDR2-kompatibel, AMD hat ebenfalls die DDR3-Plattform AM3 auf dem Markt.

Einige Branchenbeobachter erwarten – oder hoffen angesichts zahlreicher Verlustquartale –, dass die Preise für DRAM- und auch NAND-Flash-Chips weiter ansteigen. Als Gründe werden genannt, dass die Nachfrage vor allem nach Net- und Notebooks, aber auch Desktop-PCs wieder ansteigt (unter anderem wegen Windows 7), während aber die Chiphersteller ihre Investitionen in neue Fertigungsanlagen drastisch zurückgefahren haben und erhebliche Produktionskapazitäten abbauten. Auch bei anderen Komponenten drohen Lieferengpässe.

DRAMeXchange berichtet auch über steigende NAND-Flash-Speicherpreise und erwartet, dass alleine die fünf größten Abnehmer Apple, SanDisk, Kingston, Nokia und Sony im vierten Quartal rund 64 Prozent des gesamten Marktes von 2,16 Milliarden Gigabyte (also 2,16 Exabyte) Kapazität absorbieren werden. Apple als mit Abstand größter NAND-Flash-Einkäufer soll dann – auch wegen des iPhone-Starts in China – rund 27 Prozent der gesamten Weltmarktproduktion benötigen. (ciw)