IT-Branche macht sich für E-Mobilität stark

IT-Branche macht sich für E-Mobilität stark

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Von
  • ssu

Der IT-Branchenverband Bitkom macht sich Sorgen, dass die deutsche Automobilindustrie neue Mobilitätskonzepte verschläft. Die hiesigen Autobauer "müssen den Weg in die nächste Technologie finden", erklärte der Präsident der Interessensvertretung, August-Wilhelm Scheer, am Dienstag in Berlin. Andernfalls könnten sich Länder wie China oder Israel, die keine Erfolge mit Benzin- oder Dieselmotoren zu verteidigen hätten, auf entsprechende Bereiche fokussieren und die neuen Märkte besetzen.

Scheer rief die Größen im Autogeschäft auf, stärker auf das Potenzial neuer Entwicklungen wie den Bereich E-Mobilität und Elektromotoren zu setzen. Es sei gefährlich, sich allein auf Studien zu verlassen, wonach in zehn Jahren der Anteil von Elektroautos auf den Straßen nur zwei Prozent betragen dürfte. Mit dieser Haltung könne eine wichtige neue Innovationswelle verschlafen werden. Die Stärke der deutschen Industrie sieht der Bitkom weniger beim Bau von Batterien für Fortbewegungsmittel mit Elektroantrieb. Entscheidender seien die Aspekte Vernetzung, Kommunikation und Datenspeicherung sowie der Aufbau entsprechender Versorgungsinfrastrukturen gemäß dem Modell der "intelligenten Netze". Dass deutsche Firmen bei der Netzkompetenz stark seien, habe das lange kritisierte Konsortium Toll Collect mittelfristig mit der Abwicklung der Lkw-Maut gezeigt. Vergleichbare Infrastrukturmodelle für die E-Mobilität könnten ein echter Exportschlager werden.

Konzerne wie Daimler und RWE haben hierzulande bereits Projekte wie "e-mobility Berlin" gestartet. Generell hält Scheer führende Firmen der deutschen Autobranche noch nicht für wachsam genug beim Aufspüren technologischer Trends, wie es etwa Unternehmen im Silicon Valley seien. Zugleich sieht sich der Verband mit seiner Kritik in guter Gesellschaft. So habe auch Bundespräsident Horst Köhler (CDU) deutliche Worte gefunden und die Automobilindustrie aufgerufen, in Sachen umweltverträglicher Mobilität Vorreiter zu werden. Die Zukunft gehöre Pionieren, die als erste die Kraft der Sonne in den Tank packten, mit Wasserstoff überholten oder CO2-frei vorankämen.

Scheer begrüßte es daher, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Thema zur "Chefsache" erklärt und die Bundesregierung etwa 300 Branchenvertreter zu einem "Gipfel E-Mobility" Anfang Mai nach Berlin geladen habe. In diesem Rahmen habe sich inzwischen auch der Bitkom klar in Stellung gebracht und die Weichen für die Betonung des Netzaspekts gestellt. Mit dem Kongress solle auch der Startschuss für die Einrichtung von acht gemeinsamen Arbeitsgruppen aus Politik und Wirtschaft unter Koordination einer Stabsstelle der Bundesregierung fallen. (Stefan Krempl) / (ssu)