1978 debütierte die flotte Flunder in Paris

30 Jahre BMW M1

Der Mittelmotor-Rennsportwagen leistete in der Version mit Straßenzulassung 277 PS, rannte über 260 km/h und wurde zum wichtigen Imageträger von BMW. Sein Motor brachte später M5 und M635 CSi auf die Überholspur

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  • ssu
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München, 27. März 2008 – Auf dem 64. Pariser Automobil-Salon im Herbst 1978 wurde es auf dem BMW-Stand besonders eng. Kein Wunder, stand da doch der lange gerüchteumwitterte M1. Das Auto ließ auch im Stehen keinen Zweifel daran, dass es sich um den seinerzeit schnellsten Straßensportwagen aus deutscher Produktion handelte: Das Mittelmotor-Coupé, 1140 Millimeter niredrig, dafür stolze 1824 Millimeter breit und 4360 Millimeter lang, leistete in der Serienversion 277 PS und rannte über 260 km/h. "Die Liste der Vorbestellungen übertrifft alle Erwartungen – ein amerikanischer Bayern-Fan beispielsweise will sich gleich drei M1 über den großen Teich schippern lassen", notiert ein Messebesucher.

Gegenwert von vier 323i

Exakt 100.000 DM kostete der Supersportwagen damals. 1978 hätte man für das Geld gleich vier BMW 323i samt ein paar Extras bekommen, doch hätte das Quartett der Spitzen-Dreier zusammengenommen nicht annähernd das Überholprestige eines M1 gehabt. 1976 war das Projekt E26, wie der anfangs noch namenlose M1 werksintern hieß, gestartet worden. Der M1 sollte das erste eigenständige Auto der 1972 gegründeten BMW Motorsport GmbH werden, die sich mit den schnellen Versionen der Baureihe 2002 und den überlegenen 3.0 CSl in der Rennszene weltweit einen Namen gemacht hatte. Dieser Erfolg sollte durch ein speziell aufgebautes Wettbewerbsfahrzeug für die Rennserien der damaligen Gruppen 4 und 5 ausgebaut werden. Das Reglement für die Gruppe 4 schrieb allerdings Fahrzeuge vor, von denen mindestens 400 Exemplare in 24 aufeinanderfolgenden Monaten gebaut werden mussten, die je zwei Sitze hatten und äußerlich dem Serienauto noch weitgehend ähneln sollten. Damit war klar: Der E26 musste nicht nur ein reinrassiger Rennwagen zu werden, sondern auch den Segen des Kraftfahrtbundesamtes erlangen.

Bayer mit italienischen Genen

Die Kapazität der Motorsport GmbH reichte aber nicht annähernd aus, ein solches Auto komplett selbst zu entwickeln und zu bauen. Bisher hatte sich die Spezialistentruppe darauf konzentriert, aus Serienfahrzeuge in Rennwagen umzubauen, Fahrwerke zu straffen und mehr Leistung aus Motoren zu kitzeln. Die Linienführung des neuen Coupés sollte italienische Rasse haben. Optisches Vorbild war der „BMW turbo“ von 1972 – eine Studie mit Flügeltüren, die der BMW-Designer Paul Bracq entworfen hatte. Auf dieser eher rund gezeichneten Basis schuf Giorgio Giugiaro das kantige Profil des M1. Aus der Zusammenarbeit von Bracq und Giugiaro war zuvor auch das 6er Coupé entstanden.