Elektrische Landstraßenmotorräder sind Quatsch

Atomenergie auf der Landstraße

Die Brammo Empulse ist in Deutschland gesichtet worden, und bald folgen ihr die ersten Maschinen des italienischen E-Sportlers Energica Ego. Doch Landstraße und Rennstrecke eignen sich am wenigsten für Akku-Antriebe

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Ein elektrisches Superbike. Weil ein Turn pro Tag einfach reicht. 3 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
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Jetzt haben wir endlich ein paar brauchbare, gut gemachte und teilweise sogar schöne Elektrofahrzeuge, die in geeigneten Gebieten zum Einsatz kommen: im Gelände im Naturschutzgebiet, im Ballungsraum oder im Speckgürtel. Diese beginnende Normalität verführt einige Hersteller dazu, elektrische Landstraßenmotorräder für gute Ideen zu halten. Doch das elektrische Landstraßenmotorrad ist in etwa so sinnvoll wie ein Büroventilator mit Zweitakt-Benzinmotor.

Denn was Motorradfahrer mit ihren Roadstern machen, lässt sich am besten mit "motorisiertem Streunern" beschreiben: Wir fahren ins Blaue hinaus, suchen schöne Straßen, finden davon manchmal mehr, manchmal weniger und nehmen gern spontan den schönen Umweg nach Hause. Meine typische Spontanausfahrt klickert im Schnitt 350 Kilometer auf den Zähler. Es gibt kein elektrisches Motorrad, das so ein Streunern kann, es gibt noch nicht einmal die Technik dazu.

Elektromotor: toll; Akku: bäh

Ich hätte sehr gern einen Elektromotor in meinem Landstraßenmotorrad, weil Elektromotoren besser fahren, länger halten und weniger Wartung brauchen. Was ich jedoch nicht gerne in meinem Landstraßenmotorrad hätte, ist ein Akku. Der Akku ist das Gegenteil des Elektromotors: Er ist teuer und degeneriert vergleichsweise schnell. Meine persönliche Hoffnung war ja eine Zeitlang irgendwas mit einer Atombatterie, aber ich sehe auch ein, dass ich der Einzige bin, der in egal welcher Form von Atomkraft eine Zukunfts-Chance sieht. Eine Technik dagegen, die unsere Gesellschaft akzeptiert, ist ein Lithium-Luft-Akku.

Details mal außen vor reagiert darin beim Entladen an einer porösen Kathode Lithium mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft zu Lithiumperoxid. Dabei fließt ein Strom zur Anode, die wiederum Lithiumionen für die Reaktion liefert. Beim Ladevorgang soll das Lithiumperoxid wieder zu Lithium und Sauerstoff zurück zerlegt werden. Das Lithium soll zurück an die Anode, der Sauerstoff zurück in die Luft. Für Interessierte hier IBMs Ideen dazu. Chemiker sehen schon, dass so ein Akku erstens wahrscheinlich größere Probleme mit Alterung hat als aktuelle und dass die Ladeeffizienz wahrscheinlich ebenfalls kleiner werden wird, also mehr Wärmeverluste auftreten werden. Das sind aber B-Kriterien. Das A-Kriterium ist: Man könnte mit so einer Batterie irgendwann ein Sporttouring-Motorrad mit 1000 km Nennreichweite bauen, das weniger wiegt als der Mond.