Bildungsinitiative für Autos

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Zudem wird kein Beteiligter die Einführung von Produkten riskieren, bei denen auch nur ansatzweise ein Haftungsrisiko besteht. So bleibt es bisher zum Beispiel bei scheinbar halbherzigen Konzepten wie BAS Plus, einem Bremsassistenten von Mercedes-Benz, der auf Grundlage von Informationen des Abstandsregeltempomaten zwar den Bremsdruck erhöht – aber nur dann, wenn die Bremse getreten wird, Ähnliches macht Audi mit dem „Braking Guard“. Weiter können die Hersteller mit ihren Systemen nicht gehen, solange man der Maschine nicht die letzte Entscheidung überlassen will.

Elektronischer Kokon
Selbst fortgeschrittene Fahrerassistenzsysteme wie die Adaptive Cruise Control (ACC) oder der Spurassistent wirken rudimentär, wenn man sie den Ideen aus der Forschung gegenüberstellt, nach denen Automobile, von einem „elektronischen Kokon“ umgeben, fast perfekt vor Unfällen geschützt sind. So hat zum Beispiel das Forschungsprojekt „Invent“ unter der Leitlinie „mobil mit acht Sinnen“ bereits zwischen 2001 und 2005 gezeigt, was möglich wäre, wenn Autos sehen, kommunizieren und denken lernen, wie es im Invent-Teilprojekt „Fahrerumgebungserfassung und Interpretation“ heißt.

Doch schon bei Invent ging es nicht nur um eine egozentrische Schutzhülle, sondern auch darum, dass Fahrzeuge ihre fortschrittliche Sicherheitstechnik koordiniert zum Einsatz bringen. Wie eine Standardisierung der dazu notwendigen Kommunikation zwischen den Fahrzeugen funktionieren soll, ohne die technische Innovation einzufrieren, bleibt vorläufig offen. Klar ist dagegen: Ohne Car-to-Car- und/oder Car-to-X-Kommunikation bleiben Automobile sicherheitstechnische Autisten.

Gruppenzwang
Vielleicht muss der Anstoß von ganz oben kommen: So versucht die EU-Kommission mit den Initiativen „Intelligent Car“ und „eSafety“, Industrie und Forschung zusammenzuführen, um moderne Fahrerassistenzsysteme voranzutreiben. Dabei wird zwar begrifflich zwischen „eigenständigen und kooperativen Systemen“ unterschieden, langfristiges Ziel ist jedoch die Zusammenführung dieser Bereiche. Denn was nutzt zum Beispiel eine hervorragende automatische Ausweichfunktion, wenn man dabei den Nebenmann von der Straße rempelt? Ob das hehre Ziel, Autos gewissermaßen zu sozial handelnden Wesen zu machen, erreichbar ist, kann allerdings bisher niemand beantworten. Es hieße, den klassischen Zielkonflikt aus individuellem Fortschritt und kooperativem Verhalten aufzulösen – oder dabei Kompromisse zuzulassen.