Fahrbericht: Citroën C3 Picasso PureTech 110

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Wir dachten zunächst sowieso an einen Fehler in der Schaltanzeige, denn auf steiler Passfahrt im Gebirge empfahl sie Gangwechsel wacker ab 2500 Touren. Erst, als wir diesem Rat folgten, wurde klar, was für ein Wunder an Elastizität dieser kleine Motor ist. Er blubberte eine 17-prozentige Steigung lässig mit 2000/min hinauf. Was einem die Schaltempfehlung übrigens nie gibt, ist ein Hinweis auf den übernächsten Gang. Angesichts des maximal lang übersetzten, aber gut gestufen Getriebes wäre das aber auch nur selten nötig. Der Fünfte ist so stark untersetzt, dass man ihn trotz des Drehmomentwunders im Stadtverkehr einfach vergessen sollte. Seine Domäne sind entspannte Überland- und Autobahnpassagen, für die er dann überraschenderweise trotzdem fast nie zu lang wirkt. Das Fünfganggetriebe ist also keine Sparmaßnahme, vielmehr ist eine feinere Stufung dank der Elastizität einfach nicht nötig. Seine Bedienung lädt aber auch nicht gerade zu häufigen Gangwechseln ein – so weit muss man den Schalthebel von Stufe zu Stufe bewegen. Ganz weit abgelegen ist der Rückwärtsgang – fast im Schoß der Beifahrperson. Sie könnte im schlimmsten Fall das Einlegen der Retourstufe als Übergriffigkeit werten.

Wegfedern statt aufbrausen

Nach Ampelstopps stellt sich bei frühem Schalten irgendwann das Gefühl ein, sich mit jeder einzelnen Verbrennung fühlbar mehrere Zentimeter immer weiter von der weißen Linie wegzudrücken. Das macht unvergleichlich viel mehr Spaß als mit einem Motor, denn man für die gleiche Arbeit ständig hoch aufbrausen lassen muss. Dieses lässig federnde, aber doch sehr Nachdrückliche aus dem Stand ist mir – sofern ich mich nicht täusche – vor erinnerten Jahrzehnten in einem Dreiliter-Lupo einmal passiert. Jedenfalls ansatzweise und auch nur auf eine viel verkniffenere, sparstreberhafte Art, dabei lauthals pumpdüsendieselnagelnd.

Dieser mächtige Bums offenbart Sorglosigkeiten bei der Fahrwerkskonstruktion. So stützt sich das Antriebsdrehmoment offenbar nicht optimal in der Vorderradaufhängung ab und führt zu einem gewissen Drehmomenteinfluss auf die Fahrdynamik. Im zweiten Gang aus einer engen Kurve beschleunigend kommt der elektrisch unterstützten Zahnstangenlenkung da schon mal ein Großteil ihrer Rückstellkraft abhanden. Bei diesem Verhalten vermuten wir allerdings eine Beteiligung der modisch breiten Niederquerschnittsbereifung, die wohl auch für die Indifferenz um die Mittellage der ansonsten angenehm direkten Lenkung verantwortlich sein dürfte. Wer, bitte braucht 205/45 R17 auf so einem Auto? Richtig: der Hersteller, zur Vergrößerung der Marge.

Apropos Lenkung: vernäht Citroën am Lenkrad wirklich Kunstleder? Im Katalog steht eindeutig: Leder – wir staunen. Immerhin, die Chromspange im Lenkrad ist ein Zitat aus der legendären DS, deren elegantes Einspeichenvolant ja schon immer an diese Gartenstühle aus Stahlrohr und Plastikband erinnerte.