IAA 2009 zwischen Elektro-Hype und Realität

Seite 3: IAA 2009 zwischen Elektro-Hype und Realität

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Teures Spielzeug
Die Schlussfolgerung ist einfach: Wenn allein die Antriebsbatterie so viel kostet wie ein Auto, müssen Elektroautos eben erst einmal teures Spielzeug sein. Selbst das werden manche aber kaum gelten lassen. Ihnen gefällt wahrscheinlich auch nicht, was VW-Vor­stands­mitglied Ulrich Hackenberg auf der IAA sagte: Demnach liegt der Durchbruch für Elektroautos noch in weiter Ferne und der Verbrennungs­motor wird noch 15 bis 20 Jahre dominieren. Nach einer VW-Prognose erreichen reine Elektroautos im Jahr 2020 einen Marktanteil von nur 1,5 Prozent. Fairerweise muss ergänzt werden, dass optimistische Annahmen durchaus von 5 Prozent ausgehen, es kommt halt auch auf die Perspektive an.

Und es dieselt doch
VW zeigt mit dem L1 auf der IAA ein Hybridkonzept, bei dem sogar der Dieselmotor noch mitspielen darf – ein Motorprinzip, das trotz seiner Vorteile bei der CO2-Emission bevorzugt abgewatscht wird. Im ideellen Nachfolger des 1-Liter-Autos kombi­nieren die Ingenieure einen Zweizylinder-Diesel mit Elektromotor und 7-Gang-DSG – ein Diesel­hybrid also, der als besonders teure Hybridvariante gilt. Andererseits geht es nüchtern betrachtet ja nur darum, was „hinten ´rauskommt“. Mit einem NEFZ-Verbrauch von knapp 1,4 Liter rückt der L1 dabei in Regionen vor, die auch Kraftstoffe wie Biodiesel langfristig wieder attraktiv machen könnten. Aber werden sich potenzielle Käufer daran gewöhnen können, dass nur zwei Personen hintereinander in das Auto passen und nur wenig Laderaum zur Verfügung steht? Das erfordert ein Umdenken, doch gerade Berufspendlern dürfte das nicht allzu schwer fallen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt übrigens auch BMW mit der Studie „Vision Efficient Dynamics“: Hier ist ein hoch aufgeladener Dreizylinder-Diesel zugange, gepaart mit Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse. Die BMW-Studie kann rein elektrisch, nur mit Diesel oder im kombinierten Betrieb gefahren werden.

Einfach mal einsteigen
Beide Studien folgen nicht stur dem Nur-Elektro-Hype, sie zeigen vielmehr, dass auch von der Hybridtechnik noch Einiges zu erwarten ist. Ohnehin stellt sich die Frage: Wie muss ein Auto mit elektrischem Antrieb ausgelegt sein, damit es auch Käufer findet? Das führt fast zwangsläufig dazu, auf dem Weg in die Elektromobilität technische Kompromisse einzugehen und auf verschieden skalierte Hybrid­konzepte zu setzen. Angesichts der Annahme, dass 2020 nur etwa eine Million elektrisch betriebener Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sind und 2030 etwa 10 Millionen, könnten Plug-in-Hybride und Range-Extender-Konzepte den Aufbau einer Lade-Infrastruktur attraktiver machen. Das wiederum würde die Verbreitung von reinen Elektroautos beschleunigen, weil sie auf eine funktionierende Infrastruktur treffen.