Test: Suzuki Jimny 1.5 Allgrip

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Unterstützt wird der dynamische Eindruck nicht nur durch das in allen Gängen dezente Rauschen aus dem Getriebe, sondern auch durch eine kurze Gesamtübersetzung. 3100/min bei 100 km/h sind zwar bei einem turbolosen Kleinwagen nicht unüblich, allerdings nicht gerade langstrecken-entspannend. Bei Richtgeschwindigkeit dreht der Motor bereits 4000/min, die theoretische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 145 km/h. Immerhin ist der Motor so gut gedämmt, dass man hören kann, wie gekonnt Windgeräusche trotz fast senkrechter Windschutzscheibe und – jawohl, mit Regenrinne am Dach – vermieden wurden. Man könnte sich angesichts des Drehzahlniveaus dennoch ein Getriebe mit etwas größerer Spreizung vorstellen. Obwohl die Gänge nach langen Wegen eher rasten als flutschen, ist das Gefühl für die Schaltvorgänge wie bei jedem anderen direkt geschalteten Getriebe einfach besser.

Widersteht der VerSUVung

Das Verteilergetriebe für die Zuschaltung des Vorderachsantriebs und die Geländestufe ist glücklicherweise ebenfalls wieder (!) mechanisch erreichbar. Die im vergangenen Jimny praktizierte Zwischenlösung mit einem Knopf am Armaturenbrett und einem Stellmotor am Verteilergetriebe haken wir als überwundene Irrung ab. Großes Lob gebührt Suzuki, das als solche erkannt zu haben. Die allgemeine Tendenz zur VerSUVung von Geländewagen (ausgenommen beim Jeep Wrangler (Test)) bringt einen Trend zur unglücklichen Knopfdruck-Lösung mit sich.

Dabei ermöglicht ein Hebel am Verteilergetriebe nicht nur das nötige Gefühl für die Zahnräder und gibt Einrast-Rückmeldung. Er verhindert auch das schlimmste Ärgernis, ein Versagen im ungünstigsten Moment, weil der elektrische Mechanismus einfach festgegammelt ist. Stellen Sie sich nur vor, Sie würden den Allradantrieb benötigen, um irgendwo weit abseits aus einem Loch zu kommen. Todesursache ist fast immer zwischen Schalter und Elektromotor eingedrungenes Wasser, denn das Verteilergetriebe liegt nun mal unter dem Auto.

Mehrfach gewarnt, nicht gebremst

In der getesteten Version „Comfort+“ ist das Lenkrad verstellbar, allerdings nicht in der Weite. Bei Normalgröße fährt man entweder mit zu stark gewinkelten Beinen oder zu weit durchgestreckten Armen. Das führt genauso zu Ermüdung wie die Sitzoberfächen, die ich zu weich für längere Fahrten halte. Die Sitzheizung ist gut, aber schwach an der Lehne. Einige Bedienfelder neben dem Bildschirm sind nicht hinterleuchtet, ebenso wie einige Schalter am Armaturenbrett. Umsteiger oder Seltenbenutzer kommen da schon mal ins Grübeln.

Die LED-Scheinwerfer der gehobenen Ausstattung Comfort+ blenden automatisch ab, allerdings nicht immer. Da schalte ich lieber selbst. Der Spurverlassenswarner lässt das Lenkrad dezent und daher auf schlechter Fahrbahn kaum wahrnehmbar vibrieren und blendet ein Symbol in den Tacho ein, aber nicht immer ist Verlass auf seine Linienerkennung. Der Verkehrszeichenassistent zeigt die Felder für Zusatzzeichen zwar an, nicht aber ihren Inhalt. Lieber wäre uns, er würde darauf verzichten und dafür zuverlässiger das Hauptschild erkennen. Den Bremsassistenten haben wir uns nicht auszuprobieren getraut. Bei Gegenverkehr auf engen Gebirgsstraßen hat er mehrfach gewarnt, aber zum Glück nicht gebremst.