Test: Suzuki Jimny 1.5 Allgrip

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Sollte der oben angesprochene potenzielle Stadtnutzer den verhaltensoriginellen Charakter akzeptieren, weil er das Auto ja so „süüüß“ und die Übersicht so klasse findet und außerdem der Ansicht bleibt, dass es ja ein Parktplatzfindegerät ist, dann schicken Sie ihn einmal zum Shopping damit. Das Auto passt zwar in engste Lücken – doch die Rangierarbeit steht angesichts des geringen Lenkeinschlags wegen der Starrachse nicht im gewohnten Verhältnis zur Kürze. Sollen dann die Einkäufe eingeladen werden, versperrt erst mal die Hecktür den Weg zwischen Trottoir und Kofferraum. Der Jimny kommt eben aus Japan, wo man links fährt und parkt. Und dann erst die Überraschung beim Blick auf die Lehnen der Rücksitze, die sich direkt hinter der Hecktür erheben: Welcher Kofferraum? Wer Fahrgäste dabei hat, riskiert spätestens jetzt Ärger – nach all den bösen Kommentaren, die er angesichts der hinteren Notsitz-Situation schon auf der Anfahrt ertragen hat.

Fitnessgarantie Steuersparmodell

Die Enge hat Gründe: In seiner Heimat ist der Jimny ein Kei Car. Das heißt, er unterliegt dort steuersparend den Dimensionen von maximal 3,4 Metern Länge, 1,48 Metern Breite und 660 cm3 Hubraum. Als „Nicht-Kei-Car“ für Japan und generell für den Export bekommt er den großen Motor und durch eine wesentlich geringere Einpresstiefe der Felgen eine breitere Spur. Daher auch die angebauten Plastik-Kotflügel. Sein Ur-Vorläufer, das Kriegsgerät Willys MB („Jeep“) musste vor 75 Jahren ebenfalls einem strengen, staatlichen Regime folgen. Ohne das unerbittliche Lastenheft der Ausschreibung hätte ihn Willys bereits damals etwas größer und schwerer gebaut. Wie, zeigte der 1946 erscheinene Civilian Jeep.

Mit 1165 Kilogramm wiegt der Suzuki fast so wenig wie der 1040 kg leichte Jeep von 1941 und ist mit 3,48 Metern in der Länge (ohne Reserverad) kaum länger. In beiden Fällen zeigt sich, dass staatliche Auflagen auch gute Seiten haben. Der Jimny bleibt im Gegensatz zu allen anderen langsam verfettenden Autos wendig und leicht. Auf der Straße spürt man das bereits beim Beschleunigen. Im Gelände jedoch klettert der Kleinkraftwagen damit allen anderen auf und davon. Mit Leichtigkeit erfüllt der Jimny einen der wichtigsten Punkte des Verhaltenskodex der US-Forstbehörde, der da heißt: „Tread Lightly“. Zu Deutsch etwa: „hinterlasse nichts in der Landschaft außer Deinen Reifenspuren und zerstöre kein Leben“.

Niederquerschnitt kommt nicht auf die Felge

Bei einem Radstand von nur 2,25 Metern ergibt sich ein sehr guter Rampenwinkel von 27 Grad bereits bei einer für Geländewagen normalen Bauchfreiheit. Bei 3,48 Metern Länge resultieren vorn 36 und hinten 48 Grad Böschungswinkel. Mehr braucht kein Mensch. Suzuki bietet strikt konsequent überhaupt keine Niederquerschnittsdimensionen an. Daimler ist da toleranter und hat für seine G-Klasse bereits seit Jahren solche Straßen-Größen im Katalog: Wer mag, darf gegen Aufzahlung gern unfreiwillig komisch wirken. Aber die G-Klasse bewegt sich diesbezüglich schon lange auf Abwegen und bietet in der aktuellen Generation konsequenterweise gar kein vollwertiges Geländefahrwerk mehr.