BMW X3: Das beliebte Modell erscheint in vierter Generation

Der BMW X3 ist mittlerweile das wichtigste Modell der Marke. Jetzt kommt die 4. Generation. BMW evolutioniert alles am X3, Revolutionäres ist nicht zu erwarten

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Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

BMW bringt die vierte Generation des X3 (intern: G45), des meistverkauften Modells der Marke heraus. Optisch ist er ein auf das Niveau der oberen Mittelklasse vergrößerter X1, also keine große Überraschung. Antriebsseitig werden die beiden Benziner (Vier- und Sechszylinder) durch stärkere und effizientere Motorengenerationen aufgewertet. Der Plug-in-Hybrid kann jetzt (ausschließlich) mit 11 kW an Wechselstrom laden und schafft nach WLTP über 80 km Reichweite. Ein Sechszylinder-Diesel ist bereits angekündigt. Die Aktualisierung der Baureihe umfasst auch eine neue Infotainmentgeneration (OS9), im aktuellen 5er befindet sich OS8.5. Die vierte X3-Generation kommt in Europa im vierten Quartal 2024 auf den Markt, Preise nennt BMW noch nicht.

Die neue Generation des X3 wird ab Herbst 2024 vorerst nur als Verbrenner oder Plug-in-Hybrid angeboten. Wobei die neuen Benzinmotoren als wichtige Neuerung hervorgehoben werden müssen. Die Motorenauswahl beschränkt sich zunächst auf zwei Zweiliter-Vierzylinder als Benziner und Diesel (BMW X3 20 und 20d). Der Zweiliter-Benziner ist anders als der Diesel eine Neukonstruktion und übernimmt auch den Part des Verbrenners im Plug-in-Hybrid (BMW X3 30e). Topmodell ist der BMW X3 M50 mit einem neuen Drei-Liter-Sechszylinder-Benziner, natürlich BMW-typisch als Reihensechszylinder. Damit schafft sich der X3 ein Alleinstellungsmerkmal. Denn die Konkurrenten Audi Q5 und Mercedes GLC gibt es nur noch mit Vierzylinder-Benzinern. Den X3 mit Sechszylinder-Diesel schiebt BMW etwas später nach, ebenso wie die Elektrovariante BMW iX3.

BMW X3 außen (13 Bilder)

BMW X3 außen

Der BMW X3 30e xDrive in der Seitenansicht: Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der neue BMW X3 in der Länge um 34 mm auf 4755 mm und in der Breite um 29 mm auf 1920 mm gewachsen. Die Höhe wurde um 29 mm auf 1660 mm reduziert. Der Radstand blieb mit 2865 mm fast gleich.
(Bild: BMW)

Topdiesel mit Dreiliter-Sechszylindern haben Mercedes und Audi in dieser Klasse auch. Der Mercedes-Benz GLC 450d hat anders als der Audi SQ5 TDI (V6) sogar einen Reihensechszylinder wie der BMW. Die beiden BMW-Benziner stammen aus einer neuen Motorengeneration mit aufwändigen neuen Effizienzmaßnahmen. Beispielhaft genannt seien hier eine neue, sogenannte Dual-Benzineinspritzung, die jetzt hohen und niederen Druck bedarfsweise kombiniert. Beide Benziner arbeiten jetzt zudem im Miller-Brennverfahren, also mit verkürzten Öffnungszeiten der Einlassventile.

Die beiden Benziner sind jetzt anders als die Vorgängermotorengeneration (hier wie beim Diesel: Riemenstartergenerator) mit einem sogenannten Kurbelwellen-Startergenerator ausgestattet. Es handelt sich dabei um einen in das Gehäuse des Acht-Stufen-Automatikgetriebes integrierte 48-Volt-E-Motor. Diese Technik ermöglicht, anders als der Riemenstartergenerator der Dieselmotoren, eine permanente Leistungssteigerung und eine noch deutlichere Erhöhung des Drehmoments. Dank des abkoppelbaren elektrischen Direktantriebs lassen sich die Autos damit in Schrittgeschwindigkeit nun auch rein elektrisch bewegen.

Diese Maßnahmen führen zu einer Leistungssteigerung von 18 kW beim Vierzylinder (jetzt 153 kW) und beim Sechszylinder sogar um 28 kW. Der neue BMW X3 M50 xDrive soll laut WLTP zudem über einen Liter weniger verbrauchen als sein Vorgänger BMW X3 M40i. Ähnlich hoch sollen die Verbrauchseinsparungen beim Vierzylinder X3 20 xDrive gegenüber dem bisherigen BMW X3 xDrive20i sein. Unschwer erkennbar ändert BMW die Nomenklatur, das Kürzel "xDrive" wird fortan separat nachgestellt. Das "i" für die Benziner fällt ersatzlos weg. Bei BMW soll das "i" in Zukunft ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge hinweisen.

Deutlich aufgewertet wurde der Plug-in-Hybrid, der gemäß der neuen Nomenklatur, jetzt BMW X3 30e xDrive heißt, statt wie bisher X3 xDrive30e. Das nachgestellte "e" steht weiterhin für Plug-in-Hybride, und bei Dieselmotoren wird weiterhin ein "d" angehängt. BMW rüstet die PHEVs in allen Modellreihen jetzt nach. Das ist bitter nötig, denn die bisherige PHEV-Generation war einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Endlich lässt sich der BMW-PHEV mit 11 kW Wechselstrom laden, was die Ladezeit von 0 auf 100 Prozent auf 2,15 Stunden verkürzt (Vorgänger 3,75 Stunden, alles Werksangaben). Die rein elektrische Reichweite wurde fast verdoppelt und beträgt jetzt alltagstaugliche 81 bis 90 km (WLTP). Beim Vorgänger waren es noch vergleichsweise traurige 42 bis 50 km (WLTP). Schade ist, dass BMW auch diesmal wieder versäumt hat, seine PHEVs zumindest optional gleichstromfähig zu machen. Im Mercedes-Benz GLC gibt es das als Option, er kann dann mit maximal 50 kW laden. Nicht unerwähnt bleiben, sollte hier, dass der deutlich günstigere VW Tiguan eHybrid serienmäßig mit maximal 50 kW Gleichstrom oder 11 kW Wechselstrom laden kann.

Der BMW X3 30e xDrive zieht in seiner Gesamtleistung von 220 km genau mit dem Audi Q5 50 TFSI e quattro gleich. Während der Audi marginal bessere Fahrleistungen bietet, hat der neue BMW X3 eine geringere Ladezeit und nach Werksangaben eine 25 bis 28 km höhere rein elektrische WLTP-Reichweite. Nach reinen Leistungsdaten unangefochten den besten PHEV bietet in dieser Klasse nach wie vor Mercedes im GLC 300e mit 230 kW. Nur bei Mercedes ist gegen Aufpreis DC-Laden von 10 bis 80 Prozent Reichweite in 20 Minuten möglich (Werksangabe). Zudem liefert der Plug-in-GLC eine beeindruckende elektrische WLTP-Reichweite von 113 bis 127 km. Das sind 32 bis 37 km mehr als beim neuen BMW X3 30e. Auch der VW Tiguan eHybrid erreicht mit 112 bis 125 km (WLTP) elektrische Reichweiten einer anderen Dimension. Zudem gibt es bei Audi und Mercedes noch jeweils eine stärkere Ausbaustufe des PHEV-Antriebs mit 270 bzw. 280 kW. Der BMW-Kunde hat eine solche Wahl nicht. Mercedes kann im GLC 300de zudem das Alleinstellungsmerkmal eines PHEV mit Dieselmotor bieten.

BMW X3 innen (15 Bilder)

Das serienmäßige, unförmig gestaucht wirkende Zwei-Speichen-Lenkrad darf als Aufforderung verstanden werden, das M-Sportlenkrad zu wählen. Gut sind Lenkradtasten mit haptischer Rückmeldung. Die Schaltpaddles am Lenkrad hat jeder X3 serienmäßig.
(Bild: BMW)

Das Interieur des BMW X3 wartet neben dem obligatorischen Bildschirmvorhang vor der Fahrernase und dem ganzen Farben-Ambiente-Bling-Bling-Chichi, ohne das sich heute kein Autohersteller mehr vor die Tür trauen darf, mit einer neuen Infotainmentgeneration auf. Das OS9 basiert, anders als das OS8.5 beispielsweise im 5er, auf dem Android Open Source Project (AOSP) Software-Stack. Das erweitert deutlich die App-Auswahl bei Infotainment, Gaming, etc. Das volle Programm dieser Möglichkeiten lässt sich aber erst mit dem aufpreispflichtigen Funktionenpaket "BMW Digital Premium" auskosten.

Mit "BMW Digital Premium" kann man dann beispielsweise auf der Urlaubsreise mit der Familie "Wer wird Millionär" spielen und wird dabei von einem digitalen Moderator geführt. Sinnvolleres gibt es auch. Zum Beispiel werden durch BMW Digital Premium die RTTI-Echtzeitverkehrsdaten auch in der Navigationskarte eingespeist, wenn keine Zielführung aktiv ist. So kann man auch bei nicht aktivierter Navigation sehen, wenn man gerade auf einen Stau zufährt. Schön ist auch, dass BMW, wie bei allen Fahrzeugreihen, die konstruktiv auf Hinterradantrieb basieren, auch im X3 am iDrive-Controller festhält. Bei den UKL-Modellen auf Frontantriebsbasis wie 1er, X1, 2er Active Tourer etc. ist der ergonomisch vorteilhafte Dreh-Drück-Steller ja längst eingespart worden.

Auch bei den Assistenzsystemen rüstet BMW den X3 auf, sehr viel ist schon serienmäßig. Zumindest optional lässt er sich mit allem ausstatten, womit sich der Fahrer heutzutage pampern lassen kann. Nur den Autobahnassistenten, mit dem man bis maximal 130 km/h freihändig fahren und per Augenkontakt die Spur wechseln kann, gibt es im BMW X3 noch nicht.

In der Länge und Breite ist er zwar etwas gewachsen, passt mit 4755 mm Länge aber nach wie vor zwischen Audi Q5 (4682 mm) und den größeren Mercedes-Benz CLC (4827 mm). Der Größenzuwachs des X3 kommt dem Kofferraum zugute, der jetzt 570 bis 1700 Liter fasst (X3 30e: 460 bis 1600 Liter). Zum Vergleich: Der Audi Q5 kann als Benziner 515 bis 1515 Liter und als PHEV (50 TFSI e) 460 bis 1400 Liter laden. Der Mercedes GLC schafft 620 bis 1680 Liter, als PHEV Mercedes-Benz GLC 300e) noch 470 bis 1530 Liter.

Leider hat BMW auch bei der neuen X3-Generation versäumt, in der Variabilität zur Konkurrenz aufzuschließen. Audi Q5 und VW Tiguan bieten sogar eine geteilt verschiebbare Rückbank, der Mercedes GLC immerhin die Möglichkeit, die Rücksitzlehnen für einen größeren Kofferraum ganz senkrecht zu stellen (bei Mercedes nennen sie das "Cargo-Stellung"). Der X3 kann nach wie vor nichts dergleichen. Gleiches gilt für die Luftfederung, die sowohl Audi als auch Mercedes optional anbieten. Auch der neue X3 kann damit leider nicht aufwarten. Beim BMW muss man sich mit optionalen adaptiven Dämpfern begnügen. Was es bedauerlicherweise jetzt auch nicht mehr im X3 gibt, ist ein Schiebedach. Das optionale Glasdach der neuen Generation lässt sich nicht mehr öffnen.

Zu den Preisen sagt BMW noch nichts. Bislang waren für einen BMW X3 xDrive20i mindestens 53.150 Euro fällig, die Plug-in-Hybrid-Variante kostete etwa 10.000, der BMW X3 M40i etwa 22.000 Euro mehr. Schon allein wegen der deutlich verbesserten Serienausstattung (Navigation, elektrische Sportsitze mit Memory, Rückfahrkamera und vieles mehr sind jetzt serienmäßig) wird sich BMW wohl beim neuen X3 einen spürbaren Aufschlag gönnen.