Bereits über 1.000 österreichische Mobilrufnummern portiert

Österreichische Mobilfunk-Kunden können seit kurzem die Portierung ihrer Rufnummer samt Vorwahl zu einem anderen Betreiber in Auftrag geben. Dieser Auftrag wird dann zu einem Wunschtermin des Kunden ausgeführt. In der Praxis jedoch gibt es Probleme.

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Seit 16. Oktober können österreichische Mobilfunk-Kunden die Portierung ihrer Rufnummer samt Vorwahl (MNP) zu einem anderen Betreiber in Auftrag geben. Dieser Auftrag wird dann zu einem Wunschtermin des Kunden drei bis 60 Tage danach ausgeführt. Soweit die Theorie. In der Praxis jedoch soll die Einleitung der Portierung bei manchen Netzbetreibern weniger gut funktionieren, als bei anderen. Am gestrigen Freitag, haben 3 und tele.ring im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vor allem den größten Anbieter Mobilkom Austria kritisiert. Rund 40 Prozent der Anfragen wurden von Mobilkom demnach überhaupt nicht beantwortet.

Trotzdem haben bis inklusive 28. Oktober bereits mehr als 1.000 Teilnehmer ihre Rufnummern zu einem andern Mobilfunk-Anbieter erfolgreich portiert. Über die Hälfte davon ist bei tele.ring gelandet, etwa 170 Nutzer haben sich für 3 entschieden. Mobilkom hat gut 100 Teilnehmer importiert. Unterm Strich haben T-Mobile Austria und One in den ersten Tagen der Nummernportierung die meisten Kunden verloren; sie weisen die höchsten Exportzahlen auf und haben nur jeweils etwa 90 Kunden neu aufgenommen. Der kurze Zeitraum seit der Einführung von MNP lässt aber noch keine Prognosen über langfristige Marktanteilsverschiebungen zu. Elektronische Listen mit den portierten Rufnummern werden Nacht für Nacht allen Netzbetreibern übermittelt, damit Anrufe und Kurzmitteilungen direkt zum richtigen Anbieter geleitet werden können. Daher sind die Bewegungen im Markt, soweit dabei von der Möglichkeit der Rufnummernmitnahme Gebrauch gemacht wird, für alle Anbieter erkennbar. Je nach Netzbetreiber nutzen bislang zehn bis 30 Prozent der Wechsler MNP.

Mit der Konkurrenz haben tele.ring und 3 allerdings wenig Freude. Die umstrittenen "Fluchtsteuern" von 39 bis 109 Euro pro Kunde haben nicht nur die Regulierungsbehörde (wegen Verletzung des Telekommunikationsgesetzes) und die Bundeswettbewerbsbehörde (wegen Kartellverdachts) zur Einleitung von Verfahren bewogen. Am 22. Oktober haben zudem 3 und tele.ring Klagen wegen Unlauteren Wettbewerbs gegen T-Mobile beziehungsweise Mobilkom Austria eingebracht, weil diese mit ihren Gebühren das Telekommunikationsgesetz "bewusst ignorieren" würden. Gleichzeitig zeigt tele.ring Mobilkom Austria jeden Tag bei der Regulierungsbehörde an, weil die Mobilkom die -- entsprechend der Nummernübertragungsverordnung -- vor einer Portierung einzuholenden NÜV-Informationen zu oft nicht ausstellt. Von den 1.089 bis inklusive 27. Oktober gestellten NÜV-Anfragen soll Mobilkom 415 überhaupt nicht beantwortet haben, weitere 194 Anfragen sollen erst nach Ablauf der von der Behörde vorgeschriebenen Zeitspanne beantwortet worden sein. "Entweder sie können nicht, oder sie wollen nicht", meinte tele.ring-Chef Michael Krammer dazu, "Wenn sie nicht können, ist das peinlich für den 'Technologieführer'." Erst Donnerstag und Freitag habe sich die Situation gebessert, aber immer noch würden 10 bis 25 Prozent der von 3 und tele.ring getätigten Anfragen ignoriert.

Bei der Mobilkom wehrt man sich gegen die Vorwürfe. Anfängliche technische Schwierigkeiten werden eingeräumt, seit Dienstag seien aber alle Kinderkrankheiten der Systeme beseitigt. 3 gesteht selbst Import-Probleme ein. Bei 72 Teilnehmern habe man ein falsches Portierdatum genannt, wodurch diese 36 Stunden lang nicht erreichbar gewesen seien.

Zum Thema MNP in Österreich siehe auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)