Bericht: Galileo-Konsortium warnt vor zusätzlichen Verzögerungen bei Neuausschreibung
Sollte die EU-Kommission ihre Drohung wahrmachen und den Aufbau des europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo der öffentlichen Hand übertragen, rechnen die bisherigen Konzessionäre mit weiteren Verzögerungen von mindestens einem Jahr.
Das Industriekonsortium zum Bau des geplanten europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo befürchtet einem Pressebericht zufolge weitere Verzögerungen bei der Inbetriebnahme, sollte die EU-Kommission ihre Drohung wahrmachen und eine Neuausschreibung der Aufträge veranlassen. "An der vor vier Jahren vereinbarten Aufgabenverteilung muss so weit wie möglich festgehalten werden", erklärte ein Sprecher des Herstellerkonsortiums gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD). Andernfalls seien weitere erhebliche Verzögerungen von mindestens einem Jahr unvermeidlich. Schon heute weist der Zeitplan von Galileo gegenüber der ursprünglichen Planung Verzögerungen von etwa vier Jahren auf.
Die EU-Kommission hatte die beteiligten Unternehmen, die bereits einen Auftrag zum Bau der ersten vier Galileo-Satelliten im Wert von mehr als einer Milliarde Euro erhalten haben, in den vergangenen Monaten wiederholt aufgefordert, ihre Streitigkeiten über Kompetenz- und Risikoverteilungen bei dem europäischen Prestigeobjekt beizulegen. Weil dies keine Wirkung zeigte, kündigte die Kommission zuletzt an, Planung und Finanzierung (etwa 2,4 Milliarden Euro) der gesamten Basisinfrastruktur dem öffentlichen Sektor übertragen zu wollen. Dies sei "die vorteilhafteste, realistischste und langfristig kostengünstigste Lösung", um zumindest eine Inbetriebnahme bis zum Jahr 2012 zu erreichen. Mit dem eigentlichen Betrieb des Systems soll ein privater Konzessionär beauftragt werden.
Diese Rolle will offenbar das vor sieben Jahren zunächst unter dem Namen Galileo Industries gegründete, später aber wegen Markenrechtsverletzungen in European Satellite Navigation Industries GmbH (ESNIS) umgetaufte Konsortium dann übernehmen. Die endgültigen Entscheidungen über eine Neustrukturierung des ambitionierten Navigationsprojekts wollen die EU-Verkehrsminister bei ihrem nächsten Treffen am 7. und 8. Juni fällen. Möglicherweise kommt es auch zu einer stärkeren Einbindung Russlands, das mit GLONASS (GLObalnaya NAvigatsionnaya Sputnikovaya Sistema) bereits ein eigenes Satelliten-Navigationssystem unterhält und dieses gerade ausbaut.
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