Digitaler Behördenfunk: Der Norden eilt voran
Die Stadt Hamburg will noch vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Mai ein digitales Funknetz für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) einrichten.
Die Stadt Hamburg will noch vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Mai ein digitales Funknetz für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) einrichten. Es soll das Stadion und seine Umgebung, St. Pauli und die Innenstadt abdecken. Dies erklärte der Hamburger Innensenator Udo Nagel (parteilos) im Norddeutschen Rundfunk. Mit der frühen Einführung möchte man den Digitalfunk testen; Mehrkosten seien nicht zu befürchten, weil man ohnehin 35 Millionen Euro für die Einführung des Digitalfunks geplant habe. Was im Einzelnen angeschafft werden soll, hänge vom laufenden Vergabeverfahren ab, bei dem erste Angebote Ende kommender Woche erwartet werden. Entscheidend für die Aufrechterhaltung der Sicherheit sei der Einsatz eines Digitalfunksystems freilich nicht, denn auch mit anlogen Geräten könne man die Sicherheit und Ordnung garantieren.
Der Vorstoß des Hamburger Senators überrascht nicht, da zumindest die Hambuger Feuerwehr im Hafenbereich mit einem Tetra-System arbeitet. Unterstützung findet Vogels Vorstoß bei seinem schleswig-holsteinischem Amtskollegen Ralf Stegner (SPD), der in einer Mitteilung erklärte, dass die Landesregierung den Digitalfunk mit vier Leitstellen so zügig wie möglich einführen werde.
Da Schleswig-Holstein bislang über 15 Polizeileitstellen und 13 Leitstellen für Feuerwehr und Rettungswesen verfügt, sieht man im Norden in der Reduzierung der Stellen ein wirtschaftliches Sparpotenzial. Die Einführung des Digitalfunknetzes soll 2009 abgeschlossen sein und im nördlichsten Bundesland 58 Millionen Euro kosten.
Wie der Mischmasch von analogem Funk und Digitalfunk aussehen kann, soll nächste Woche in einem konkreten Ernstfall geprüft werden. In Aachen findet das Reitturnier CHIO (Concours Hippique International Officiel) statt, das als Testlauf für die Weltreiterspiele 2006 gilt. Bei diesen Turnier will die Firma EADS erstmals die Koppelung aller Funksysteme demonstrieren: Der alte Analogfunk, der von EADS entwickelte Tetrapol-Funk und TETRA-Systeme (die EADS von Nokia übernehmen darf) werden gemeinsam über eine Leitstelle betreut, die für die Sicherheit von Ross und Reiter sorgt. Das Dreiländereck um Aachen ist schon seit längerem ein TETRA-Funkgebiet, weil hier die Kooperation mit den belgischen Digitalfunk Astrid und dem niedeländischen Digitalfunk C2000 getestet wurde.
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(Detlef Borchers) / (jk)