Ford: Gewinne mit Verbrennern​, Verluste mit Elektroautos

Der schleppende Verkauf von Elektroautos und das Geschäft in Europa bereiten Ford derzeit Sorgen. Gut läuft der Absatz von Hybriden.​

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Ford Capri 2024

Nimmt die Kundschaft von Ford neue Elektroautos wie den Capri nicht an, hat die Marke in Europa ein Problem.

(Bild: Ford)

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Ford hat in den vergangenen Jahren kräftig investiert, um auf dem Markt der Elektroautos zu reüssieren. Doch die Kundschaft zieht insbesondere in den USA nicht wie geplant mit. Die E-Auto-Sparte von Ford schreibt Verluste. Derzeit kann Ford das mit dem Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieben ausgleichen. Im vergangenen Quartal verbuchte der US-Konzern in dem Geschäftsbereich einen Verlust von 1,14 Milliarden Dollar. Verbrenner und Nutzfahrzeuge sorgten dagegen für Gewinn.

Unterm Strich fiel der nach dem Minus in der Elektroautosparte und höheren Rückstellungen für Garantiefälle im Jahresvergleich um neun Prozent auf 1,83 Milliarden Dollar. Der Quartalsumsatz legte um 6 Prozent auf 47,8 Milliarden Dollar zu. Analysten hatten mit einer höheren Profitabilität gerechnet. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel zeitweise rund zwölf Prozent.

Ford und andere US-Autokonzerne starteten in der Corona-Pandemie eine kostspielige Aufholjagd im Bereich der batterieelektrischen Antriebe. Nun sind neue Kapazitäten aufgebaut, aber das Interesse der Käufer an Elektromodellen entwickelt sich nicht wie geplant. Für das gesamte Jahr rechnet Ford mit einem operativen Verlust von 5 Milliarden bis 5,5 Milliarden Dollar in dem Geschäft. Stattdessen sind in den USA Hybrid-Fahrzeuge populärer geworden. Allein Ford verkaufte im vergangenen Quartal 34 Prozent mehr Wagen mit Hybridantrieben. Sie machen inzwischen rund neun Prozent der weltweiten Verkäufe des Konzerns aus.

In Europa hat die Marke nahezu ihr gesamtes Programm neu sortiert. Einstige Bestseller wie Fiesta, Focus, Mondeo oder S-Max sind schon vom Markt verschwunden oder werden es absehbar sein. Geld verdienen will Ford hierzulande unter anderem mit dem verspätet gestarteten Explorer, der ausschließlich als Elektroauto angeboten wird und den Modularen Elektrobaukasten (MEB) von Volkswagen nutzt. Hinzu kommen der überarbeitete Puma, der auch als Elektroauto angeboten werden soll, und der gerade vorgestellte Capri. Der Mustang Mach-E spielt in Europa nur eine untergeordnete Rolle.

Aktueller Bestseller von Ford in Europa ist das SUV Kuga, das gerade eine umfangreiche Modellpflege bekommen hat. Dabei hat Ford die Systemleistung gesteigert, die Energieversorgung aber nicht angetastet. Die Batterie fasst unverändert 14,4 kWh und lässt sich nur mit maximal 3,7 kW laden. Als Dienstwagen wird der Kuga PHEV damit absehbar nicht mehr attraktiv sein, denn der Steuervorteil für die private Nutzung ist ab 2025 an eine elektrische Reichweite von mindestens 80 km im WLTP gekoppelt. Das schafft der Kuga PHEV derzeit nicht. Ford wird hier nach der Modellpflege also nochmals nachbessern müssen, wenn sie auf diesem wichtigen Markt in Deutschland weiter erfolgreich sein wollen.

Die Situation von Ford ist also auch in Europa nicht einfach. Die bisherigen Stammkunden könnten sich bei anderen Marken umsehen, und wenn Explorer und Capri keine neuen Käufer anlocken, hat die Marke hierzulande ein massives Problem.

(mfz)