GM zahlt Robotaxi-Tochter Cruise 850 Millionen Dollar und baut weniger E-Autos

Nachdem ein Unfall mit einem autonomen Taxi eine Krise bei Cruise ausgelöst hat, will GM seiner Robotaxi-Sparte mit einer Finanzspritze wieder aufhelfen.

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Autonomes Fahrzeug der GM-Tochter Cruise

Testfahrt eines autonomen Fahrzeugs der GM-Tochter Cruise in San Francisco.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Der US-Autokonzern General Motors unterstützt seine Robotaxi-Firma Cruise mit 850 Millionen US-Dollar, um Zeit für strategische Überlegungen zur Zukunft von Cruise zu gewinnen. Das erklärte GM-Manager Paul Jacobson auf einer von der Deutschen Bank ausgerichteten Konferenz. Er räumte zudem ein, die Branche sei zu optimistisch hinsichtlich der Absatzchance für Elektroautos gewesen und habe zu viele Elektroautos gebaut.

Mit der Finanzhilfe nimmt GM seinen Beschluss von Anfang 2024 fast vollständig zurück, rund eine Milliarde bei Cruise einsparen zu wollen, was deutlich mehr war, als die "hunderte Millionen", von denen Konzernchefin Mary Barra noch im November 2023 gesprochen hatte. In jenem Jahr war Cruise bereits auf fast 3,5 Milliarden Dollar Betriebsverlust gekommen.

Hauptgrund für die schlechten Zahlen war der Verlust der kalifornischen Zulassung wegen angeblich mangelnder Zusammenarbeit mit der Verkehrsbehörde nach einem Unfall mit Personenschaden. Dabei hatte ein fahrerloses Auto von Cruise in San Francisco Anfang Oktober eine Frau mehrere Meter mitgeschleift. Schon davor hatte es Probleme mit Einsatzfahrzeugen und Auffahrunfällen durch plötzliches Bremsen gegeben.

Als das Cruise-Taxi an einer Ampel bei Grün losfuhr, hat eine Frau die Straße betreten und wurde von einem weiteren Fahrzeug vor das autonome Taxi gestoßen. Trotz einer Notbremsung wurde die Frau unter dem Fahrzeug eingeklemmt. Daraufhin sei es noch mehrere Meter gefahren, "um weitere Verkehrssicherheitsprobleme zu vermeiden", wie Cruise zunächst sagte. Die defensive Haltung gegenüber den Behörden bei der Aufklärung ließ GM einen großen Teil des Managements auswechseln und die Produktion der "Origin"-Robotaxis einstellen. Zusammen kostete das Cruise mehrere Milliarden Dollar. Erst jetzt beginnt Cruise seine Autos zurück auf die Straße zu bringen, zunächst in einer einzelnen Stadt.

Jacobson bekräftigte zudem GMs Beschluss von Ende letzten Jahres, künftig weniger Elektroautos zu bauen, als eigentlich möglich und ursprünglich geplant. Grund sei eine unerwartet schwache Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen. Statt der möglichen rund 300.000 Elektroautos geht GM von nur mehr 200.000 bis 250.000 Stück für 2024 aus. Man wolle nicht in die Verlegenheit kommen, auf Halde produzierte Autos losschlagen zu müssen. Schon Ende 2023 war wegen dieser Entwicklung eine mit Honda geplante Kooperation im E-Auto-Bereich nicht zustande gekommen, zudem hat GM den Produktionsbeginn seiner elektrischen Pickups Chevrolet Silverado EV und GMC Sierra EV von Ende 2024 auf Ende 2025 verlegt.

(fpi)