Games Convention: Vom Einzeller zum Weltenherrscher

"Sims"-Schöpfer Will Wright arbeitet an einem Spiel, das die Erschaffung skurriler Fantasiegeschöpfe und deren Entwicklung hin zu komplexen und expandierenden Zivilisationen erlaubt.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Nowarra

Will Wrights aktuelles Projekt "Spore" ist unter den auf der Games Convention gezeigten kommenden Neuerscheinungen ein besonders ungewöhnlich angelegtes, aber zugleich auch besonders viel versprechendes Spiel.

Wright hat als Schöpfer der beiden "Die Sims"-Spiele und anderer simulationsorientierter Bestseller wie "SimCity" einen Ruf als Designerlegende begründet. "Spore" fasst nun mehrere seiner Ideen zusammen und erweitert diese noch zu einem umfassenden Spielkosmos, in dem der Spieler außergewöhnlich viele Freiheiten besitzt. Er darf Lebewesen erschaffen, beeinflussen und umgestalten, die eine Evolution durchlaufen – bei Mikroorganismen angefangen bis zu intelligenten, zivilisationsbildenden Fantasiekreaturen. Es gilt immerhin, einen kompletten Planeten mit Leben zu erfüllen und am Schluss sogar noch den Sprung zu fremden Welten zu unternehmen. Während seine Kreaturen ihren streckenweise extrem putzig anzuschauenden Alltag mit Balz, dem Aufziehen von Nachkommen und dem Sichzurwehrsetzen gegen Feinde durch- und überleben, sammelt der Spieler DNA-Punkte, die es ihm erlauben, Aussehen und Fähigkeiten der von ihm geschaffenen Spezies zu verändern.

Der Spieleditor zeigt sich erstaunlich flexibel. Münder, Augen oder Gliedmaßen der Spore-Geschöpfe können an beliebigen Stellen des Körpers angebracht und in Größe und Form verändert werden. Das Programm sorgt dann dafür, dass die erschaffene Kreatur immer irgendwie in der Lage ist zu laufen oder Nahrung aufzunehmen – und auf immer andere Weise skurril, fremdartig und reizvoll aussieht. Welche Art von Wesen am Ende zur dominanten intelligenten Spezies wird, kann der Spieler durch sein Eingreifen beeinflussen.

Dabei spielt sich jede Phase von "Spore" anders als die vorhergehende. Anfänglich geht es nur ums Fressen und Nichtgefressenwerden, dann folgt ein bauorientierter Abschnitt im Stil von "SimCity", in dem Dörfer und gewaltige Städte von teilweise wiederum sehr fremdartigem Aussehen errichtet werden. Schließlich erweitert sich der Spielhorizont erneut und man versucht, mit einem Stamm von Schützlingen die Weltherrschaft zu übernehmen, ganz im Stil von Civilization. Der finale Schritt ist dann die Entdeckung fremder Kulturen im All, mit denen sich Beziehungen aufbauen und Konflikte austragen lassen. Die Anbindung ans Internet sorgt dabei für einen besonderen Clou: Die fremden Planeten werden von den Kreaturen bevölkert, die andere Spieler irgendwo auf der Welt erschaffen haben. "Spore" sorgt für den Transfer dieser Schöpfungen übers Internet.

Die ungewöhnlich umfangreich angelegte Schöpfungs-, Lebens- und Strategiesimulation, mit der Wright die Grenzen der etablierten Genres sprengen und der Kreativität des Spielers weiten Raum geben will, wurde prompt auf der Games Convention als "bestes PC-Spiel" ausgezeichnet. Der Erscheinungstermin soll in der zweiten Jahreshälfte 2007 liegen. "Spore" soll zumindest zunächst ausschließlich für Windows-PCs zu haben sein; laut dem Publisher Electronic Arts ist eine Umsetzung auf Konsolen derzeit nicht geplant.

Zur Games Convention 2006 siehe auch:

(Nico Nowarra) / (psz)