Intel-Chef Otellini weist die AMD-Vorwürfe zurück

In einer knappen Stellungnahme weist Intels Geschäftsführer Paul Otellini die von AMD erhobenen Vorwürfe wegen unfairer Handelspraktiken zurück.

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Intels Geschäftsführer Paul Otellini weist die von AMD erhobenen Vorwürfe wegen unfairer Handelspraktiken zurück: "In den Ländern, in denen unsere Firma tätig ist, haben wir immer die Gesetze befolgt. Wir führen den Wettbewerb aggressiv und fair, um unseren Kunden die günstigsten Produkte zu liefern. Daran wird sich nichts ändern." Recht lapidar fügt er hinzu: "Im Laufe der Jahre ist Intel bereits an anderen Antitrust-Prozessen beteiligt gewesen und wurde mit ähnlichen Angelegenheiten konfrontiert. Alle wurden zu unserer Zufriedenheit geklärt. Wir weisen die von AMD erhobenen Vorwürfe klar zurück und sind zuversichtlich, dass dieser neue Rechtsstreit -- wie auch die anderen -- vorteilhaft gelöst werden wird."

Otellini hat vor wenigen Monaten die Führung des weltweit umsatzstärksten Halbleiterchip-Herstellers übernommen. Der 55-Jährige gilt als intelligenter Geschäftsmann, der vor harten Entscheidungen nicht zurückschreckt. Intels Rechtsabteilung und Anwälte sind schon seit Jahren für die energische Durchsetzung der Firmeninteressen bekannt.

Intels Vormachtstellung und Geschäftsgebahren vor allem auf dem Prozessormarkt war schon mehrfach Gegenstand von Untersuchungen und Verfahren, unter anderem zweimal seitens der US-Wettbewerbshüter der FTC und auch durch die EU-Generaldirektion Wettbewerb. Auch Konkurrenten klagten immer wieder gegen Intel, etwa Intergraph -- doch dieser Hersteller verklagte auch AMD (allerdings wegen Patentverletzung). Und vor allem pflegen AMD und Intel eine lange gemeinsame Rechtsstreit-Tradition: Wegen Wettbewerbsverstößen seitens Intel in der EU, in Kalifornien und in Japan, aber auch wegen Patentstreitigkeiten oder wegen Produktbezeichnungen.

AMD hat mit seinen Klagen und Beschwerden gegen Intels Missbrauch seiner Marktmacht bereits einige Erfolge eingefahren. So müssen in Deutschland, Frankreich, Japan und den USA Ausschreibungen öffentlicher Institutionen zur Beschaffung neuer Computer mittlerweile so abgefasst sein, dass die Bieter auch AMD-Prozessoren einsetzen können. Außerdem hat AMD zwar insgesamt gesehen nur rund 17 Prozent Anteil am x86-Prozessormarkt, aber in Teilsegmenten, vor allem bei den Heimcomputern für Privatleute, immer   wieder hohe Anteile erreicht: in Japan beispielsweise bis zu 42 Prozent, in Deutschland bis zu 48 Prozent, in den USA kurzfristig über 50 Prozent. Das umsatzstärkste Desktop-PC-Marktsegment, das der Firmen-Bürorechner, ist allerdings fest in Intels Hand. Hier führen die Anbieter Dell und HP, gefolgt von IBM/Lenovo, Fujitsu-Siemens und Acer -- Dell und IBM/Lenovo, die 2004 zusammen fast 24 Prozent der 177,5 Millionen verkauften PCs lieferten, bieten bisher keine Profi-Desktop-PCs mit AMD-Prozessoren an. Auch bei den Notebook-Prozessoren und bei x86-Servern dominiert Intel.

In der langen Klageschrift gegen Intel, die AMD auf der eigens dafür eingerichteten Webseite veröffentlicht (für die auch Zeitungsanzeigen werben sollen), zieht AMD Vergleiche zum Verhalten anderer, einschlägig verurteilter Unternehmen wie Alcoa Aluminium oder Standard Oil. Kritiker weisen darauf hin, dass Firmen aus der IT-Branche, die ebenfalls wegen Wettbewerbsverstößen beklagt wurden, in der Klageschrift nicht als Übeltäter benannt werden, beispielsweise Microsoft oder IBM (Antitrust-Verfahren in den USA von 1969 bis 1983). (ciw)