Mercedes: Fahrplan Antriebstechnik

In Stuttgart hat man in den letzten fünf Jahren einiges gelernt über Technik-PR, hauptsächlich, dass man sowas machen sollte. Deshalb präsentierten sie in einer Messehalle aktuelle und künftige Antriebe

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alternative Antriebe, Dieselmotor, Partikelfilter, Elektroautos, Brennstoffzellenantrieb
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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Mercedes stellt Eckpunkte der in den nächsten Jahren relevant werdenden Antriebe vor. Fangen wir an beim aktuell neuen Diesel-Vierzylinder OM 654, denn der wird seit April 2016 in der E-Klasse an Endkunden ausgeliefert. Das Abgas stand weit oben im Pflichtenheft, als dieser Motor vor rund sechs Jahren geplant wurde. Das fängt schon im Brennraum an, denn ohne gute Werte bei den Rohemissionen sind die kommenden strengen Abgasvorschriften kaum noch einzuhalten. Daimler setzt hier auf Stufenmulden in den Stahlkolben, eine Abwandlung des Omega-Brennraums durch die namensgebende Stufe. Dazu kommen die üblichen Maßnahmen der Reibminderung, zum Beispiel die von AMG-Motoren bekannte „Nanoslide“-Beschichtung, bei der Eisen- und Kohlenstoffatome in ein Kristallgitter auf die Zylinderlaufbahnen des Alu-Motorgehäuses aufgetragen werden, was eine sehr harte, glatte, aber für die Ölschmierung noch ausreichend poröse Schicht ergibt.

Die Abgasnachbehandlung liegt wie bei den Euro-6-Motoren von Volkswagen direkt am Motorblock. Damit sollen die Funktionseinheiten schnell auf Arbeitstemperatur kommen, wie es für Realemissionsmessungen oder auch neue Zyklenmessungen nötig ist. Die neuen Zyklen sehen ein weiter verkürztes Intervall zum Erreichen der vollen Reinigungsleistung vor, im Realbetrieb werden solche Zeiten unter Umständen gar nicht berücksichtigt.

Mercedes: Fahrplan Antriebstechnik (24 Bilder)

Daimler fuhr alles auf, was ihnen modern schien, um zu zeigen, was die Firma gerade alles tut in Sachen Antriebe.
(Bild: Daimler)

Dazu kommen zwei Abgasrückführungen (Hochdruck und Niederdruck), beide gekühlt und ein wassergekühlter Abgasturbolader mit elektrisch verstellbaren Leitschaufeln. Dahinter im Abgasstrom sitzt ein Oxidations-Kat und danach eine Kombi-Einheit Partikelfilter/SCR-Kat. Der Partikelfilter ist dabei SCR-reaktiv beschichtet, um seine große Fläche sinnvoll zweifach zu nutzen. Einen Ammoniak-Sperrkatalysator wie bei Nutzfahrzeugen gibt es indes noch nicht, das „lieber etwas zu viel“ dieses Segments in der Adblue-Dosierung ist also nicht möglich. In einer Daimler-Messung der Dekra blieb der Motor von 0° bis 25° C unter 80 g/km beim Stickoxid-Ausstoß, eine Messung der Zeitschrift Auto, Motor und Sport bestätigt ebenfalls eingehaltene Echtweltwerte.

Der Aufwand ist hoch, doch scheint er sich (noch) zu lohnen: Dieselmotoren behalten ja ihre Vorteile, aufgrund derer sie vor allem von Transport- und Personenbeförderungsunternehmen gekauft werden. Im typischen Taxibetrieb wird der Fahrersitz einer E-Klasse 24 Stunden lang nicht kalt. Ähnlich sieht es bei Mercedes-Benz Trucks aus oder überhaupt im NFZ-Bereich. Investitionen lohnen sich hier offenbar, daher gibt Daimler immer wieder an: „Wir glauben an die Zukunft des Dieselmotors“ – und damit auch, sein Abgas sauber halten zu können.

Daimler möchte sich seit jeher auch über die Umweltschiene verkaufen. Deshalb war der Mercedes S 500 das erste Großserienauto mit einem Partikelfilter für die Emissionen aus der Benzindirekteinspritzung. Da diese Emissionen ab 2017 reguliert werden, folgen die weiteren Otto-Motorisierungen der S-Klasse im Zuge ihrer Modellpflege 2017. Danach baut Daimler die Filter nach und nach in allen Benzin-Direkteinspritzern ein.