Siemens garantiert VA-Tech-Arbeitsplätze für 18 Monate

Bereits nächste Woche soll die am Mittwoch genehmigte Übernahme der VA Tech durch Siemens Österreich rechtlich abgeschlossen sein.

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Bereits nächste Woche soll die am Mittwoch genehmigte Übernahme der VA Tech durch Siemens Österreich rechtlich abgeschlossen sein. Für die folgenden 18 Monate hat der neue Eigentümer eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie abgegeben. Aber auch danach dürften die meisten österreichischen Mitarbeiter im Konzern gebraucht werden, hofft Vorstandsvorsitzender Albert Hochleitner. Um den Befürchtungen der Mitarbeiter entgegenzuwirken und Probleme zu minimieren, wurden bei VA Tech und Siemens Österreich je ein Ombudsmann eingesetzt.

"Die VA Tech hat industriegeschichtlich gesehen eine kurze Lebensdauer gehabt, von etwa zwölf Jahren", sagte VA-Tech-Vorstandsmitglied Christian Habegger heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz in Wien. Diese Zeit sei ein "permanenter Überlebenskampf" gewesen. Nun gelte es, "das Beste von beiden Seiten zusammenzuführen, was aber leichter gesagt als getan ist. Wir wissen aus der Geschichte, dass 60 Prozent aller Fusionen schief gehen oder eher schief gehen, weil die Soft-Facts zu wenig beachtet werden." Diesen Fehler wolle der nunmehr um drei der vier VA-Tech-Vorstände auf acht Mitglieder vergrößerte Vorstand von Siemens Österreich nicht begehen. Insbesondere die VA-Tech-Tochter Elin EBG solle als Einheit erhalten bleiben; in sie werden kompatible Siemens-Abteilungen integriert. "Wir wollen die Synergien primär in Richtung Wachstum nutzen", betonte Hochleitner. Das Prinzip der "Shared Services", wonach eine zentrale Abteilung Dienstleistungen wie Buchhaltung, Facility Management, Logistik, Übersetzungen, Reisemanagement et cetera für alle operativen Bereiche des Konzerns erbringt, habe sich sehr bewährt und werde daher auch auf die neuen Konzernteile ausgeweitet. Die Auslandstöchter der VA Tech werden in die jeweiligen Regionalgesellschaften des Siemens-Konzerns integriert.

Wenig Freude haben die Manager mit einer Auflage der EU-Kartellbehörde, die zum Verkauf der Wasserkraftsparte der VA Tech Hydro zwingt. "Das bedauern wir. Andererseits freuen wir uns, dass wir durch einen langen, zähen Übernahmeprozess durchgekommen sind", meinte Hochleitern. Habegger hätte sich gewünscht, dass die Behörde statt der Verhältnisse am europäischen Markt den Weltmarkt betrachtet hätte: "Ich habs nicht verstanden. Der europäische Markt für [Wasserkraft-Infrastruktur] ist etwa 10 bis 12 Prozent des Weltmarktes. Niemand kann nur davon leben, selbst mit 100 Prozent Marktanteil." Siemens und VA Tech Hydro hätten in Europa gemeinsam über 40 Prozent des Marktes bedient. Der Verkaufsprozess wird im günstigsten Fall Ende des Jahres abgeschlossen sein, der erhoffte Erlös ist ein gut gehütetes Geheimnis. Wahrscheinlich schnürt Siemens ein Paket aus der Wasserkraftsparte und jener VA-Tech-Division, die Turbogeneratoren für Gaskombikraftwerke erzeugt. Deren Kunde und Entwicklungspartner ist Siemens-Erzkonkurrent General Electric, der kaum mit einer Siemens-Tochter zusammenarbeiten würde. Die Arbeitsplatz- und Standortgarantie muss der Käufer übernehmen.

Über Treuhänder muss Siemens außerdem sicherstellen, dass der Düsseldorfer Anlagenbauer SMS Demag unabhängig bleibt. Die Firma, an der Siemens 28 Prozent hält, ist der wichtigste Wettbewerber der VA Tech bei Stahlerzeugungsanlagen. Das Schicksal der WABAG, die Einrichtungen zur Wasserver- und Entsorgung vertreibt, ist unklar. Es soll geprüft werden, ob sich deren Aktivitäten in die 2004 übernommene US Filter eingebunden werden können. Sollte dies nicht angemessen sein, könnte die WABAG veräußert werden.

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(Daniel AJ Sokolov) / (jk)