Touren-Motorrad Honda NT 1100: Mehr Kraft fĂĽrs Geld, Automatik auf Wunsch

Honda hat seinen Tourer NT 1100 in vielen Details sinnvoll verbessert, ohne den Preis anzuheben. Neu ist die Top-Variante mit DCT und semi-aktivem Fahrwerk.

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Honda NT 1100

(Bild: Honda)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Nachdem jahrelang der Markt von hochbeinigen Adventure-Bikes ĂĽberschwemmt, aber die StraĂźentourer-Fraktion sträflich vernachlässigt wurde, brachte Honda 2022 die NT 1100 mit dem bewährten Motor der Africa Twin heraus. Sie konnte in einigen Details noch nicht vollkommen ĂĽberzeugen, deshalb schärft Honda jetzt nach. FĂĽr 2025 ist die NT 1100 sinnvoll in Design und Details ĂĽberarbeitet.

Manchmal bewirkt Evolution mehr als eine Revolution, das gilt auch fĂĽr die neue NT 1100. War die Vorgängerin schon ein gutes Motorrad, von der Honda ĂĽber 20.000 StĂĽck verkauft hat, legt der 2025er-Jahrgang noch einiges drauf. Bei einem Tourer darf trotz komfortablem Transport von Fahrer, Beifahrer und möglichst viel Gepäck der FahrspaĂź nicht zu kurz kommen.

Daher brachten die Honda-Entwickler den Motor dazu, mehr Punch aus dem Drehzahlkeller bereitzustellen. Der 1084 cm3 groĂźen Reihenzweizylinder leistet nun 112 Nm bei 5500/min. Das sind nicht nur sieben Prozent mehr, sondern sie liegen auch noch 750/min frĂĽher an als bisher. Der Durchzug auch im hohen Gang hat sich damit verbessert – genau richtig fĂĽr Tourenfahrer im Sinne möglichst schaltfaulen Dahingleitens. Die Höchstleistung von 102 PS bei 7500/min hat sich bisher als völlig ausreichend herausgestellt und blieb unverändert.

Honda NT 1100 I (6 Bilder)

Honda hat seinen Tourer NT 1100 fĂĽr 2025 nachgebessert. (Bild:

Honda

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Am Leergewicht von 238 kg fĂĽr die Basis-Version der NT 1100 ändert sich ebenfalls nichts. Es gibt sie jedoch in noch zwei weiteren Versionen: Die NT 1100 DCT bietet ein Doppelkupplungsgetriebe, bei dem das Motorrad die Gänge selbstständig wechselt oder der Fahrer mittels zweier Tasten am linken Lenkerende, die per Daumen und Zeigefinger hoch- oder runtergeschaltet werden. So soll die Honda jetzt geschmeidiger anfahren und bei niedrigen Geschwindigkeiten sanft agieren. Das DCT macht die NT 1100 allerdings zehn Kilogramm schwerer.

Ganz neu ist die NT 1100 DCT Electronic Suspension. Ihr semiaktives Fahrwerk mit Komponenten von Showa namens EERA kann elektronisch eingestellt werden. DafĂĽr erhielt der Tourer eine ganz neue Sechs-Achsen-Sensorik, die zudem ein Kurven-ABS ermöglicht. Das elektronische Fahrwerk passt die Dämpfung der Federelemente anhand des Tempos, des beanspruchten Federwegs und des vorgewählten Modus an. Die EERA-Steuereinheit passt dazu alle 15 Millisekunden Dämpfungs- und Eintauchverhalten der Federelemente an und kann auf verschiedene Fahrwerkscharakteristika eingestellt werden. Der Urban-Modus soll ein agiles Fahrverhalten unterstĂĽtzen. Der Tour-Modus bedeutet stärkste Dämpfung fĂĽr hohe Zuladung und höhere Geschwindigkeiten sowie maximale Brems- und Kurvenstabilität. Der Rain-Modus hingegen erzeugt ein weiches Ansprechverhalten der Federelemente.

SchlieĂźlich erlaubt der User-Modus, die Parameter Leistungsabgabe, Motorbremse und Schlupfregelung individuell anzupassen. Zudem besteht die Möglichkeit, die Federvorspannung sogar während der Fahrt in 24 Stufen feinzujustieren, während bei den beiden anderen NT 1100-Versionen ein Handrad bemĂĽht werden muss. Die 43 mm dicke Upside-down-Gabel arbeitet auf 150 mm Federweg, derselbe Betrag sorgt am hinteren Federbein fĂĽr Komfort. Die NT 1100 bekommt Aluminium-Gussräder und ist mit den weitverbreiteten Reifendimensionen 120/70-17 und 180/55-17 bestĂĽckt. Zwei 310 mm groĂźe Bremsscheiben mit radialen Vierkolben-Bremssätteln versprechen eine ordentliche Verzögerung.

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Ă„uĂźerlich hat sich auf den ersten Blick wenig getan, aufs zweite Hinsehen aber werden einem einige Verbesserungen klar. Die Verkleidung soll nun aerodynamisch wirkungsvoller geworden sein. Die LED-Doppelscheinwerfer haben ein neues DRL-Tagfahrlicht mit integrierten Blinkern. Eine echte Verbesserung ist der jetzt mit einer Hand während der Fahrt einstellbare Windschild, der sich in fĂĽnf Stufen um insgesamt 167 mm verschieben lässt. Die Sitzbank haben die Entwickler so verbreitert, dass nun 20 Prozent mehr Sitzfläche zur VerfĂĽgung steht, die Sitzhöhe von 820 mm aber erhalten bleibt. Dass es auf Details ankommt, demonstriert Honda beim vorderen Schutzblech, das nach unten um 150 mm verlängert wurde, um Spritzwasser vom Motor und den beiden KrĂĽmmern fernzuhalten, den Rest erledigt der serienmäßige Motorschutz.

Honda NT 1100 II (9 Bilder)

Erst auf den zweiten Blick fallen die Detailverbesserungen auf wie z. B. das verlängerte Vorderradschutzblech. (Bild:

Honda

)

Auf Kritik reagiert Honda durchaus, die beiden serienmäßigen Seitenkoffer mussten nur 25 mm breiter werden, damit jetzt je ein Integralhelm hineinpasst. Der Tank fasst weiterhin 20 Liter und die Reichweite bleibt damit bei 400 km. An der Ausstattung geizt Honda nicht. Die NT 1100 verfĂĽgt neben den Koffern auch ĂĽber eine GepäckbrĂĽcke, einen Mittelständer, eine 12-Volt-Steckdose und eine USB-Ladebuchse, selbstrĂĽckstellende Blinker und ESS-Notbrems-Signalsystem. Ganz besonders muss der 6,5 Zoll groĂźe TFT-Touchscreen hervorgehoben werden, der mit dem Smartphone gekoppelt werden und dann Apple CarPlay oder Android Auto darstellen kann. Das können serienmäßig bislang nur wenige Motorrad-Modelle.

Die NT 1100 gibt es in den Farben Schwarz, Dunkelblau oder Anthrazit. Der Listenpreis startet in der Basisversion mit 14.990 Euro und bleibt damit auf Vorjahresniveau, die DCT-Variante kostet 16.090 Euro und die DCT Electronic Suspension 17.490 Euro. FĂĽr welche Version sich der Käufer entscheidet, ist letztlich Geschmackssache. Allerdings wäre es erfreulich, wenn Honda das semiaktive Fahrwerk auch ohne Automatikgetriebe anbieten wĂĽrde.