iPhone-Kaufberatung: Vom 4s bis zum iPhone 7 Plus

Seite 5: iPhone 5s mit Touch ID

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Wie schon das 4s war das iPhone 5s eine in mehreren Details verbesserte Variante seines Vorgängers. Das wichtigste davon war der von Apple erstmals eingesetzte, in den Home-Button integrierte Touch-ID-Sensor. Das Gerät speichert bis zu fünf vektorisierte Fingerabdrücke in der „Secure Enclave“ (aber nicht bei Apple), sodass man den Sicherheits-Code nur nach einem Neustart des Geräts oder 48 Stunden Nichtbenutzung eingeben muss. Danach genügt es, den Finger aufzulegen, um das Gerät zu entsperren oder einen Einkauf im App Store zu bewilligen.

Beides ist optional und lässt sich jederzeit in den Einstellungen deaktivieren. Der Sensor arbeitet kapazitiv mit einer Auflösung von 500 dpi, scannt aber nicht nur die Hautschicht an der Oberfläche ab, sondern blickt mit Hilfe eines Hochfrequenzverfahrens unter die Haut und überprüft so, ob der Finger einer lebendigen Person gehört. Die Technik dazu stammt vom Biometrie-Spezialisten AuthenTec, den Apple im Juli 2012 gekauft hatte.

Die Erkennung funktioniert in der Praxis sehr gut und dauert nicht länger als eine Sekunde: Ein Druck auf den Homebutton schaltet wie gewohnt das Display an; danach reicht es, für einen kurzen Moment den Finger liegen zu lassen, um das Gerät zu entsperren. Den Finger kann man in beliebiger Richtung auflegen. Nur bei extremen Winkeln verweigert Touch ID seinen Dienst: Eine Fingerkuppe reicht zur Identifikation erwartungsgemäß nicht aus. Abgesehen davon erweist sich der kapazitive Sensor in der Praxis als sehr präzise und erkennungsfreudig. Lediglich bei feuchten oder frisch eingecremten Fingern sowie verschmiertem Knopf versagt er.

Hacker haben Touch ID seinerzeit kurz nach Markteinführung überlistet, indem sie aus Latex einen nachgemachten Fingerabdruck herstellten und diesen über einen echten Finger stülpten. Dennoch ist das Verfahren sicherer als ein vierstelliger Code und bequemer als ein längerer Code. Auch App-Entwickler dürfen es verwenden, um die Authentifizierung des Benutzers zu vereinfachen.

Gegenüber dem iPhone 5 kam obendrein ein Motion-Coprozessor namens M7 hinzu, der die Bewegungsdaten sammelt und auswertet, welche Beschleunigungssensor, Gyrosensor und Kompass liefern. Als spezialisierter Chip erledigt er das wesentlich energieeffizienter als der Hauptprozessor, sodass er ständig im Hintergrund aktiv bleibt und etwa die vom Nutzer zurückgelegten Schritte zählt. Die Auswertung erfolgt durch Apps. Das System nutzt den M7 ebenfalls, um zu ermitteln, ob sich das iPhone gerade „am Mann“ befindet oder vielleicht länger irgendwo herumliegt, beispielsweise im Schrank des Fitnessstudios, wo es weniger WLAN- und Mobilfunkverbindungen benötigt. Das spart etwas Strom.

Die Frontkamera arbeitet zwar mit der gleichen Auflösung wie die der Vorgänger-Generation und nimmt 720p-Videos auf. Apple hat dem 5c und dem 5s jedoch einen neuen Sensor mit rückwärtiger Belichtung spendiert, sodass sowohl Fotos als auch Videos deutlich klarer und heller erscheinen als bisher.

Das iPhone 5s ließ sich erstmals dank Touch ID mit einem Finger entsperren.

Auch die Kamera auf der Rückseite des iPhone 5s haben die Ingenieure verbessert. Auf der Hardware-Seite sind das eine größere Blende – f/2,2 statt f/2,4 – und größere Pixel: 1,5 statt 1,4 µm. Bei schlechten Lichtverhältnissen knipst das iPhone 5s automatisch gleich vier Bilder und fügt sie zu einem Foto zusammen. Dank A7-Prozessor ist dabei kaum eine Verzögerung zu bemerken. Fotos, die bei schwacher Beleuchtung (1 Lux) aufgenommen wurden, zeigten im Test damals zwar wenig ausgeprägte Farben, aber allemal akzeptable Kontraste und eine mehr als brauchbare Detailzeichnung, auch wenn ein erkennbares Rauschen den Bildeindruck trübte.

Eine weitere Neuerung des 5s war der adaptive Doppelblitz, der seine Farbtemperatur der Umgebung anpasst. Er setzt sich aus zwei Blitz-LEDs zusammen, einer weißen und einer bernsteinfarbenen. Vor dem Auslösen misst das iPhone die Farbtemperatur des Umgebungslichts und lässt dann die LEDs im entsprechenden Verhältnis strahlen. Im Mac & i-Labor bestätigte sich seinerzeit, dass der Blitz seine Farbtemperatur von etwa 3200 bis 4700 Kelvin variiert. So wirken etwa bei normalem Glühlampenlicht aufgenommene Fotos viel natürlicher als mit anderen Blitzen. Rotstichige Lichtverhältnisse hellt er beispielsweise mit 3200 Kelvin auf, statt das Motiv voll auszuleuchten. Das Resultat wirkt dadurch lebendiger und natürlicher. Die ausgeklügelte Technik hat allerdings ihren Preis: Bei absoluter Dunkelheit kann es mehrere Sekunden dauern, bis ein Foto im Kasten ist.

Ebenfalls neu ist die Zeitlupen-Funktion "Slo-Mo". In diesem Modus filmt das iPhone 5s nicht mit den üblichen 30 Bildern, sondern mit 120 Bildern pro Sekunde. Es erfasst also viermal so viele Bewegungsdetails. Das geht allerdings zu Lasten der Qualität: Zeitlupenvideos werden nur in 720p statt wie sonst in 1080p Auflösung abgelegt. Witziges Detail: Nach der Aufnahme kann der Benutzer den in Zeitlupe wiedergegebenen Bereich mit Reglern verändern und so etwa eine Artistin in normaler Abspielgeschwindigkeit ihre Keulen durch die Luft jonglieren, dann einen beeindruckenden Trick in Zeitlupe vorführen und danach wieder normal schnell weiterjonglieren lassen. Das Original bleibt editierbar auf dem iPhone liegen – erst beim Export wird der Effekt in den Film hineingerechnet.

Auf Software-Seite kam außerdem der sogenannte Burst-Modus hinzu, der fortlaufend zehn Bilder pro Sekunde knipst, bis zu 100 Sekunden lang, und davon das beste markiert. Bei der Auswahl spielen mehrere Parameter eine Rolle, etwa die Schärfe, die Bildkomposition und das Motiv selbst, etwa die Frage, ob die abgelichtete Person ihre Augen geöffnet hat. Leider klappt das nicht immer einwandfrei.

Der A7-Prozessor ist wiederum rund doppelt so schnell wie sein Vorgänger A6 im iPhone 5; iOS selbst und die Apps darauf starten noch einmal flotter; Webseiten laden schneller. Der A7 rechnet erstmals mit 64 Bit und kann dadurch mehr Speicher adressieren. Seine integrierte Grafikeinheit unterstützt als erste in einem iOS-Gerät die 3D-Schnittstelle Metal.

Den Wettbewerbsvorteil für die Deutsche Telekom hat Apple mit dem 5s beendet; es erlaubt auch Kunden von E-Plus/O2 oder Vodafone, im schnellen LTE-Netz mit bis zu 100 MBit/s zu surfen. Außer dem 1800-MHz-Band unterstützt es auch die Frequenzen um 800 und 2600 MHz. Beim Kauf von Geräten im oder aus dem Ausland ist allerdings Vorsicht geboten: Apple hat fünf unterschiedliche Modem-Chips verwendet. Um sicherzugehen, dass Sie nicht einem Angebot aufsitzen, das genau in Deutschland kein schnelles Surfen erlaubt, sollten Sie dessen Seriennummer mit Listen im Internet abgleichen.

Die Akkuleistung des iPhone 5s hat gegenüber dem iPhone 5 etwas zugelegt. Insgesamt ist das Gerät in Sachen Ausstattung und Leistung nach wie vor eine gute Wahl – und dem 5c deutlich überlegen. Viele Nutzer bevorzugen es aufgrund seines etwas kleineren Gehäuses gegenüber den 6er- und 7er-Generationen.