iPhone-Kaufberatung: Vom 4s bis zum iPhone 7 Plus

Seite 6: iPhone 6 – größer und abgerundet

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Jahrelang galt bei Apple das iPhone-4-Maß als Optimum. Ein größeres Gerät hatte sich der ehemalige Vorstandschef Steve Jobs stets verbeten. Als Resultat griffen viele Interessenten zu einem Smartphone der Konkurrenz. Spät – aber nicht zu spät – berichtigte Jobs’ Nachfolger Tim Cook den Fehler: Im Oktober 2014 stellte Apple die deutlich größeren iPhones der 6er-Generation vor. Millionen Android-Nutzer stiegen (wieder) um.

Das deutlich größere Gehäuse weist ähnlich wie einst das iPhone 3GS abgerundete Kanten auf und liegt für viele Besitzer angenehmer in der Hand als die 4er- und 5er-iPhones. Es ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt, in welches das abgerundete Displayglas nahtlos übergeht.

Das iPhone 6 ist beinahe einen Millimeter dünner als das 5s. Mit diesem Stichwort wären wir beim „Bendgate“, auch wenn die meisten Fälle im Zusammenhang mit dem 6 Plus bekannt wurden. Bei einem Redaktionsgerät hatten wir selbst schon einmal das Problem, dass das Display aus unerfindlichem Grund plötzlich hörbar knackte und danach einen hässlichen Riss zeigte. An der Genius Bar im Apple Store stellte sich heraus, dass das Gehäuse – kaum sichtbar – verbogen war. Der Apple-Mitarbeiter konstatierte, das iPhone 6 sei sonst in einem hervorragenden Zustand und tauschte es kostenlos gegen ein neues aus, sagte aber dazu, dass sich das Unternehmen nicht in jedem Fall so kulant verhalte. Wer ein Gerät in schlechtem Zustand oder außerhalb der Gewährleitung bringt, muss den Ersatz selbst bezahlen (ab 160 Euro). Eine Spätfolge des Durchbiegens kann sein, dass der Bildschirm flackert und sich nicht mehr bedienen lässt.

Um hier aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das iPhone 6 ist nicht etwa zu dünn. Andere Smartphones verbiegen auch schon mal. Wenn Sie es normal behandeln, wird es Jahre halten. Sicherer geht, wer ein stabiles Cover anlegt.

Das iPhone 6 ist gerade noch mit einer (größeren) Hand bedienbar. Wer Schwierigkeiten hat, mit dem Daumen die Icon-Reihe oder Inhalte am oberen Bildschirmrand zu erreichen, berührt zwei Mal leicht den Home-Button, dann verschiebt iOS die obere Displayhälfte nach unten, bis man dort etwas auswählt. Anschließend rutscht alles wieder zurück.

Das Display misst 4,7 Zoll und stellt 1334 mal 750 Pixel bei 326 dpi dar, also noch mal deutlich mehr Bildpunkte als das 5s bei gleicher Auflösung. Damit Apps diese Fläche nutzen können, müssen sie von ihren Entwicklern darauf vorbereitet werden (im App Store anfangs am Hinweis "Optimiert für iPhone 6" zu erkennen).

Die abgerundeten Kanten kehrten mit dem iPhone 6 zurück.

Die Bildschirmtastatur zeigt auf dem iPhone 6 im Querformat einige zusätzliche Tasten an, etwa für Rückgängig, Cursor links/rechts oder Komma und Punkt. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings, dass iOS nach wie vor beim Drehen des Gerätes die Tasten für Zahlen und Sonderzeichen sowie den Tastaturumschalter vertauscht. Das provoziert Fehler, wenn man sich antrainiert hat, stets unten links zur Zahlenansicht zu wechseln, ohne genau hinzusehen.

Obwohl die Kamera auf der Rückseite nominell mit der gleichen Technik fotografiert wie die des iPhone 5s (8 MPixel Auflösung, 5-Linsen-System, f/2,2 Blende), geraten die Bilder deutlich besser. Dazu trägt der weiterentwickelte Autofokus bei, der das Motiv rasend schnell scharf stellt, selbst bei kontrastarmer Umgebung. Auch wenn die Abdeckung aus Saphir extrem kratzfest ist, stört viele, dass das Objektiv leicht aus dem Gehäuse ragt. Eine iPhone-Hülle kompensiert die unterschiedlichen Dicken.

Der Slo-Mo-Modus der Kamera-App verarbeitet 240 Bilder pro Sekunde statt wie bisher 120. Er fertigt zwar weiterhin nur 720p-Videos an, doch die Zeitlupenaufnahmen bestechen durch eine Detailtreue, wie man sie von einem Amateurgerät nicht erwarten würde. Der Ton läuft hierbei ebenfalls verlangsamt ab. Zu den weiteren Verbesserungen gehört eine schnellere Gesichtserkennung sowie der Panorama-Modus, der Bilder mit einer Auflösung von bis zu 43 Megapixeln aufnimmt.

Der frontseitigen FaceTime-Kamera hat Apple im iPhone 6 einen neuen Sensor und eine neue Optik spendiert, die mit f/2,2-Blende statt den bisherigen f/2,4 mehr Licht durchlässt. Unterm Strich führt das zu natürlicher wirkenden Farben und zu weniger verrauschten Bildern, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Damit sehen nicht nur Videotelefonate in einer abendlich ausgeleuchteten Wohnung besser aus, sondern auch Selfies, die zudem im Burst-Modus mit zehn Bildern pro Sekunde aufgenommen werden können.

Im größeren Gehäuse steckt abermals ein größerer Akku, doch der hat alle Hände voll zu tun, das stromhungrige Display zu versorgen. Bei gewöhnlicher Nutzung muss das Gerät daher abends an die Steckdose, wie seine Vorgänger auch.

Der Prozessor, man braucht es kaum zu erwähnen, ist wiederum schneller als im Gerät aus dem Vorjahr. Auch seine Grafikleistung hat zugelegt, sie geht aber meist für die höhere Auflösung des Displays drauf. Der Motion-Coprozessor M8 enthält neben dem Schrittzähler nun auch ein Barometer, das Höhenunterschiede ermittelt und mit dessen Hilfe das System beispielsweise erkennt, wenn der Besitzer Treppenstufen geht. Das würdigt denn auch Apples Health-App. Schneller bewegt sich das iPhone 6 auch im WLAN und im Mobilfunknetz (LTE Advanced, siehe Tabelle am Ende des Artikels).

Premiere feierte im iPhone 6 die Nahfunk-Technik NFC, die sich im Moment nur für das mobile Bezahlsystem Apple Pay nutzen lässt. Wann es in Deutschland startet, verrät Apple noch nicht, lange dürfte es nicht mehr dauern. Die Bezahlfunktion ist an den Fingerabdrucksensor gebunden: Touch ID arbeitet im iPhone 6 schneller und zuverlässiger als im 5s. Brachten Letzteres feuchte Finger aus dem Tritt, stört sich der neuere Sensor daran nur selten.

Sensible Daten wie die in einzigartige Geräte-Kontonummern umgewandelten Kreditkartendaten liegen verschlüsselt im "Secure Element". Zusammen mit der Secure Enclave gewährleistet es sichere Transaktionen elektronischer Bezahlvorgänge – wenn sie denn auch hierzulande mal funktionieren.

Die Topvariante der iPhone-6-Modelle gab es erstmals mit 128 GByte Speicher. Wer stets seine ganze Musikbibliothek oder viele Blockbuster mit sich herumträgt, wird sich darüber freuen. Etwas seltsam mutete Apples Entscheidung an, das Einstiegsgerät auch wieder nur mit 16 GByte zu verkaufen, aber keine Variante mit 32 GByte mehr. Zwischenzeitlich konnte man bei Apple nur noch Neugeräte mit 16 oder 64 GByte kaufen. Seit September 2016 gibt es das Modell nicht mehr bei Apple. Inzwischen wird das iPhone 6 in einigen Ländern aber wieder angeboten – in einer neuen 32-GByte-Version.