Schnee und Eis gekonnt fotografieren

Seite 2: Faszination monochrom

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Schnee deckt zu, verhüllt, verschleiert. Die Spuren menschlicher Eingriffe in die Landschaft verblassen und verschwinden. Im dominierenden Weiß kommen Motive zur Geltung, an denen man im Sommer vielleicht achtlos vorbeigeht. Monochrome Eindrücke lösen die Farbigkeit ab. Das Fehlen der Farbe reduziert die Komplexität, stellt Fotografen aber vor andere Herausforderungen. In solchen Bildern bekommt die klassische Schwarzweiß-Bildgestaltung mit Hilfe von Linien, Kontrasten, Struktur und Textur mehr Bedeutung. Die Verästelung einer Baumkrone wird im Winter ganz anders sichtbar als im Sommer. Niedergedrückte Gräser oder dunkle Linien im Schnee fügen sich zu grafischen Mustern.

Das Licht- und Schattenspiel auf windverblasenem Schnee, subtile Unterschiede in der Helligkeit von Schneelandschaften, aber auch deren runde und harmonische Formen vor dunklerem Himmel lassen sich abstrakt in Szene setzen — es entstehen Impressionen in Weiß.

Inspirations-Tipp dazu: Der Fotograf Michael Kenna ist ein Meister darin, Winterlandschaften minimalistisch abzubilden. Seine Winterbilder vor allem aus Japan sind Genuss und Anregung zugleich.

Reizvoll ist auch das bewusste Durchbrechen des Monochromen, das Spiel mit Farbtupfern im Weiß. Das kann farbige Kleidung sein, aber auch ein Schild, das aus dem Schnee ragt, oder das, was vom Herbst an der einen oder anderen Stelle noch übrig geblieben ist – zum Beispiel ein letztes Blatt oder eine einsame Hagebutte.

Kleiner Mensch in großem Weiß: Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel, Antarktische Halbinsel. Der eng gewählte Ausschnitt betont die grafischen Elemente im Bild. Nikon D700 mit AF-S-Nikkor 4/500 mm | 500 mm | ISO 400 | f/5.6 | 1/3200 s