Schnee und Eis gekonnt fotografieren

Seite 7: Die Handschuh-Frage: Warme Finger bei Minusgraden

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Wenn es auf den Winter zugeht, macht die Handschuh-Frage bei Fotografen wieder die Runde: Welcher taugt bei Minusgraden? Abgesehen davon, dass es in erster Linie von der eigenen Kälte(un)empfindlichkeit abhängt, wie viel Isolierung man braucht, wetteifern ganz unterschiedliche Konzepte um die Gunst des Fotografen: Fingerhandschuhe und Fäustel, fingerlose Handschuhe und Zwitter wie zum Beispiel Fingerhandschuhe mit einem Fäustlings- Oberteil zum Wegklappen.

Bei der Suche nach dem richtigen Handschuh geht es um nichts weniger als den Versuch, zwei normalerweise sich ausschließende Kriterien miteinander zu vereinen: die feinfühlige Kamerabedienung und den Wunsch nach warmen Fingern — entweder warm oder griffig. Eng anliegende Fingerhandschuhe sind zwar mehr oder minder gefühlsecht, aber für knackige Minusgrade schlicht zu kalt. Voluminöse Handschuhe wie Fäustlinge und gefütterte Fingerhandschuhe halten die Finger warm, lassen die Kamerabedienung jedoch zur Herausforderung werden.

Anfangs hatte ich beim Fotografieren auf dem Schiff in der Arktis und der Antarktis bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und oft mit viel Wind die sehr schönen, aber dünnen Wollhandschuhe Etre Touchy an, bei denen bei Daumen und Zeigefinger die Fingerkuppe frei bleibt. Eine witzige, wenn auch nicht besonders warme Lösung, doch leider machten die Handschuhe den Alltag an Bord der Schiffe nicht lange mit.

Nach vielen Versuchen, die optimalen Handschuhe fürs Fotografieren im Kalten zu finden, hier mein Tipp: Nehmen Sie Pulswärmer und Fäustlinge mit Bändern fürs Handgelenk. Beim Fotografieren ziehen Sie einfach die Handschuhe aus.

Anschließende Versuche mit Fingerhandschuhen, deren Innenhand dank Silikon-Print griffiger sein soll (zum Beispiel Mountain Equipment Touch Screen Grip Glove, um 30 Euro), führten zu einer ähnlichen Erkenntnis: griffig, aber auf Dauer zu kalt. Gleiches galt für winddichte Modelle.

Inzwischen nehme ich auf meinen Touren in die Polarregionen gar keine dünnen Handschuhe mehr mit, sondern nur noch gefütterte wasserdichte Fingerhandschuhe (Rab Icefall Gauntlet, rund 110 Euro). Zum Fotografieren ziehe ich sie aus. Ein Band sorgt dafür, dass sie am Handgelenk hängen bleiben und nicht ins Wasser fallen. Außerdem bin ich überzeugter Nutzer von Pulswärmern; ob aus Wolle oder Fleece, ist eine Frage persönlicher Vorlieben. Ich finde Fleece praktischer, und die Pulswärmer von Houdini (Power Wrist Gaiters, rund 20 Euro) machen bislang klaglos alle Einsätze mit, lassen sich in jeder Jackentasche verstauen und in der Maschine waschen.

Wenn es richtig kalt wird, halten Fäustlinge die Finger am besten warm; ich nutze Daunenfäustlinge aus dem Expeditionsbereich (The North Face Himalayan Mitt, rund 140 Euro), die über die Pulswärmer oder auch über dünne Fingerhandschuhe zum Beispiel aus Merinowolle gezogen werden können und für mollig warme Finger sorgen. Zum Fotografieren muss man sie allerdings ausziehen, und für durchschnittliche mitteleuropäische Winter sind sie zu warm.

Ebenfalls eine Überlegung wert für all jene, die häufig längere Zeit fotografierend in der Kälte verbringen, sind Handwärmer, auch Taschenwärmer oder Taschenöfen genannt. Es gibt verschiedene Systeme von benzinbetrieben bis zu klassischen Wärme-Pads, bei denen die Wärmeentwicklung auf einer chemischen Reaktion beruht, die man durch Knicken aktiviert. Abhängig vom Modell spenden sie mehrere Stunden lang Wärme.