Schnee und Eis gekonnt fotografieren

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Wenn Michael Martin in seinem Vortrag „Planet Wüste“ von den niedrigen Nachttemperaturen bei seinen Eiswüstentouren berichtet, dann ist als Bild dazu die Temperaturanzeige im Motorrad-Cockpit zu sehen — ein Bild sagt mehr als viele Worte. Detailbilder mit einem Thermometer, Eisblumen am Fenster und Raureif auf den Gräsern ergänzen jede Winter-Fotoserie. Die Liste lässt sich beliebig verlängern; wichtig ist, mit offenen Augen durch die winterliche Welt zu gehen.

Gewässerufer sind eine Fundgrube für Motive. Zugefrorene Pfützen — vielleicht noch mit herbstlich gefärbten Blättern darin — und verschneite Bachläufe bieten sich als Spielwiese für Fotografen an. Dabei ruhig auch mal die Perspektive wechseln und sich flach auf den Boden legen, um auf Augenhöhe an die Motive zu kommen – „tief runter und nah ran“ lautet die Devise, wind- und wasserdichte Bekleidung ist im Winter ja ohnehin selbstverständlich.

Eher abstrakte Bilder wie die von im Eis eingeschlossenen Grashalmen, Blättern oder Luftbläschen gelingen häufig, wenn man direkt von oben fotografiert. Ein Polfilter hilft, unerwünschte Spiegelungen (farbige Kleidung!) fernzuhalten. Bei flächigen Motiven sollte man die Szene kritisch auf ihren Kontrastumfang prüfen und auf eine gleichmäßige Ausleuchtung achten — Übergänge von Schatten zu Sonne treten auf dem Foto wesentlich stärker hervor, als unsere Augen sie wahrnehmen, und können vom eigentlichen Motiv ablenken.

Faszination Eis: Um Details zu fotografieren, muss man mit der Kamera möglichst nahe heran gehen und auf einen ruhigen Hintergrund achten.

Gibt es etwas Typischeres für den Winter als tanzende Schneeflocken? Kurze Verschlusszeiten frieren die Bewegung ein, längere Verschlusszeiten machen das Fallen der Schneeflocken sichtbar. Lange Brennweiten verdichten das Schneegestöber – vor allem gegen einen dunklen Hintergrund entstehen beeindruckende Flockenwirbel-Bilder.

Aufnahmen in der Nähe gelingen auch bei dichtem Schneetreiben häufig gut. Alles, was weiter entfernt ist, verliert allerdings an Schärfe und Kontrast.

Der erste Schneefall betont die Textur — mit Neuschnee überzuckert wirken beispielsweise Berge ganz besonders, weil die dünne Schneeauflage jeden Sims, jeden Felsen deutlich modelliert und Kontraste schafft. Viele Details kommen so zum Vorschein, die in der schneefreien Zeit im Grau in Grau des Gesteins untergehen.

Lange Brennweiten verdichten das Schneegestöber - vor allem gegen einen dunklen Hintergrund wie diesem Boot entstehen beeindruckende Flockenwirbel-Bilder.

Um interessante Effekte zu erzielen und dem Bild mehr Tiefe zu geben, kann man durch vereiste oder zugeschneite Fensterscheiben hindurch fotografieren — Eisblumen und Eisstrukturen sorgen für einen Hingucker und verstärken die Tiefenwirkung. Die Schärfe liegt dabei üblicherweise auf dem Vordergrund, um dessen zarte Struktur erkennbar zu machen; man sollte aber auch im unscharfen Hintergrund zumindest noch ungefähr erahnen können, was sich dort befindet.

Kaltes Vergnügen: Das Wasser an der Fensterscheibe ist gefroren - und macht sich ganz wunderbar als Vordergrund.