Multichannel: Der Handel als Wegbereiter für den Kunden

Seite 8: Kommentar

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Das waren noch Zeiten: Mutti, Vati und die Kinder versammelten sich abends um den Versandhauskatalog. Stunden um Stunden blätterten sie in den buntbebilderten Konsumbibeln mit 1000 und mehr Seiten. Quelle, Neckermann, Baur, Otto, Schwab und, und, und. Wirtschaftswunder-Deutschland konsumierte bis weit in die 70er Jahre über Katalogversand.

Krisenstimmung in den Kaufhäusern. Die Konsumtempel fürchteten um ihre Kunden. Aber Deutschland hatte Nachholbedarf – bei stationärem und Versandhandel der zusätzlich eigene Kaufhäuser einrichtete. Das waren bereits die ersten Multikanal-Konzepte.

Branchenkenner Wolfgang Kühn kommentiert

Erst später, als spezialisierte Flächenmärkte branchenübergreifend die Handelsszene ergänzten, wurde es für Hertie (wer kennt ihn noch), für Karstadt, Kaufhof, Wertheim, Alsterhaus, KaDeWe und all die anderen eng. Ebenso die Kataloganbieter. Nur wenige davon haben mehr oder weniger gut überlebt. Die Flächenmärkte, produkt- und preisoptimiert, treiben die restliche Handelsszene vor sich her.

Bis der Onlinehandel kam. Und mit ihm Multichannel. Hier tun sich völlig neue Perspektiven für den Handel auf. Das Ladengeschäft, der Onlineshop, der Kataloghandel und all die anderen Verkaufskanäle sind gefordert, über ihren Tellerrand zu blicken, sich sinnvoll zu vereinen. Die Kunden fordern nach Vielfalt in der Auswahl, in der Beratung, im Service; unabhängig ob private Endverbraucher oder Geschäftskunden. Und unabhängig von Handelsformen und Standorten.

Die Technik machts möglich, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Alles was den Kunden nutzt, ist in die Verkaufsstrategie zu integrieren. Wer heute in die Zukunft seines Handelsgeschäfts investiert – finanziell und konzeptionell – wird künftig zu den Gewinnern zählen. Multichannel ist kein Rettungsring vor zu schnellen Produktzyklen, vor Abverkaufs- und Margendruck. Wohl aber ein Weg in die richtige Richtung. Vorausgesetzt die richtigen Vertriebsformen werden zusammengefügt. Das ist die eigentliche Herausforderung. Da braucht es Hilfe für den Handel. Durch Verbände, Kooperationen, durch Distributoren und Hersteller. (map)