Cyberpunk 2022: Elektroroller BMW CE 04 im Test

Seite 2: Schöne Reisedetails, keine Reisereichweite

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Der Akku mit 8,9 kWh Netto-Energiegehalt lädt gegen Aufpreis mit bis zu 6,9 kW einphasig an Wechselstrom, Gleichstromladen ist nicht möglich. Wie bei Zero hat BMW dazu ein modulares Ladegerät konstruiert. Standardmäßig lädt es mit 2,3 kW (10 A), bei Schnellladung verbaut BMW drei Module davon und kommt auf 6,9 kW (30 A einphasig), also nahe an den üblicherweise maximalen 32 A auf einer Phase an einer 22-kW-AC-Station.

Die Idee ist super, in der Praxis senkt BMW leider schon recht früh (im Test bei um die 40 Prozent SoC) den Stromfluss auf 20 A ab (wohl durch Abschaltung eines Moduls). Eine Tagestour würde ich damit nicht unbedingt machen wollen, was allerdings der einzige echte Grund wäre, das Schnellladegerät überhaupt im Konfigurator anzukreuzen. Es wird sein wie immer: Braucht keiner, kauft jeder, denn man könnte es ja mal benutzen wollen. BMW liefert einen Schuko-Adapter mit, der angesichts der Batteriegröße fürs Garagenladen völlig ausreicht. Man kann ihn umschalten von 10 A auf 8 A, um die Batterie und/oder die Garagenelektrik zu schonen.

Die fehlende Reisetauglichkeit vom Akku her ist fast schon schade, wenn man sich anschaut, welches Touren-Equipment der CE 04 von den großen Motorradtourern wie der R 1250 RT erbt. Links gibt es ein Handschuhfach, in dem das Smartphone gebläsegekühlt liegt. Darauf läuft die App "BMW Connected Drive", die auch navigiert. Der TFT-Tacho zeigt dabei nicht nur Turn by Turn wie bei vielen BMWs, sondern obendrein wie bei der RT die scrollende Karte.

Das funktioniert so gut, dass ein zusätzliches Navi unnötig ist. Das mit Strom versorgte Smartphone übernimmt zudem den Rest des Infotainments mit Telefonie und Musik. Das Navi bietet mit GPX-Import und der Option "kurvige Route" alles, was 98 Prozent der Fahrer von einem Motorradnavi erwarten, und BMWs Bediensystem mit dem Drehring vereinfacht und sichert die Bedienung in Fahrt erheblich.

Zubehör BMW CE 04 (4 Bilder)

Links oben das modular aufgebaute Ladegerät; darunter der Umrichter. Im Fahrzeugboden unter dem Helm liegt der gebläsegekühlte Akku. Im aufgeschnittenen Sitzkissen sehen Sie Heizschlangen.
(Bild: BMW)

Außer dieser in der Praxis gut funktionierenden Smartphone-Integration gibt es Dinge wie Kurvenlicht, Heizgriffe, verschiedene Sitzbänke, Alarmanlage, Mittelständer und Reifendruckkontrolle in der Aufpreisliste. Die Drosselung auf A1 kostet keinen Aufpreis und fällt bei den Fahrleistungen nur geringfügig auf. Um das zu erreichen (Erinnerung: bei der Zulassung geht es um 30 Minuten "Dauerleistung"), kürzt BMW den Batteriehub, also die nutzbare Kapazität, um etwa ein Viertel. Tipp: Diese Träne verdrücken und sich mit der aus dem geringeren Hub höheren Akkulebenszeit trösten.

Wer reine Nutzwertargumentationen ansetzt, wird nie bei BMW herauskommen. Das gilt auch für Elektroroller. München hat sich immerhin eine Alleinstellung darin geschaffen, die hauseigenen Motorraderfahrungen in ein Chassis zu stecken, das sicher fährt und dabei viel Freude macht. Der fahrdynamische Abstand zu egal welchem Konkurrenten ist enorm. Das wird sich wohl erst ändern, wenn andere Experten wie Yamaha ihre Konzepte (etwa Yamaha E01) als Serienfahrzeuge umsetzen. Hier hat BMW also noch ein, zwei Jahre Zeit, alle E-Roller-Wünscher abzuholen, die gutes, sicheres Fahrverhalten und Ausstattung auf Motorrad-Niveau suchen – und dafür 12.000 Euro ausgeben können.

Für die Klientel, die günstigere Überland-E-Roller sucht, wollen wir sehen, wann wir den Trinity Jupiter S einmal testen können, der wie BMW 120 km/h Höchstgeschwindigkeit bietet, wo die Konkurrenz häufig bei um die 90 km/h aufhört. Das Gefährt mit Radnabenmotor kostet knapp 7000 Euro. Wer es noch günstiger sucht und am besten auch leicht für den Transport am Reisemobil: Bei entsprechend niedrigen Fahrleistungen ist ein Benziner nicht nur billiger, sondern sogar klimagünstiger. Wer sich hier besonders engagieren möchte, kauft einen gebrauchten Benziner vom frischgebackenen E-Roller-Besitzer.

BMW hat die Überführungskosten übernommen, die Redaktion jene für Strom.