Im Stand überholt: E-Auto Smart EQ fortwo im Test

Seite 2: Premium-Details statt sinnvoller Basics

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Der Kofferraum war mir (in allen Generationen) groß genug, obwohl ein Wocheneinkauf für zwei Personen dort nicht hineinpasst, dazu musst du den Beifahrersitz hinzunehmen. Das Laderaum-Rollo hält unten per Netz Dinge davon ab, hinter die Sitze zu fallen. Das funktioniert natürlich nur so lange, wie das Rollo dranbleiben kann, denn es nimmt spürbar Platz weg. Wie bei vielen Dingen im Smart verstehe ich nicht, wieso es das Rollo überhaupt gibt. Ein Kofferraum, bei dem standardmäßig nicht alles hinter die Sitze fällt, wäre sowohl billiger als auch besser.

Dieses Thema zieht sich durchs gesamte Auto. Separate Kugel-Instrumente links vor dem Lenkrad, aber ein mistiges Infotainment-System in der Mitte, dessen Existenz nur durch Android Auto gerechtfertigt wird. Riesige Türen, die den Öffnungswinkel eines Supercars brauchen und beim Schließen am liebsten auf den Gurtstecker schlagen, der ihnen immer in den Weg fällt. Eine Zuladung wie ein Motorrad. Sinnbefreite Details aus dem "Premium"-Regal, während vernünftige Basics fehlen: Am Ende seines Lebens zeigt der Smart noch einmal überdeutlich, warum er nie erfolgreich war.

Der Smart fortwo wird nicht mehr produziert, das Modell wird insgesamt eingestellt. Künftige Smarts sollen ab Polo-Größe aufwärts (B-Segment) bei Geely in China gebaut werden, wo es hoffentlich genug Leute gibt, die wissen, wie das Verhältnis Kosten zu Nutzen bei kleinen Autos aussehen sollte. Dieser Test betrachtet also, ob es sich lohnt, einen Smart im Abverkauf zu ergattern. Das größte Plus des Smart: Es gibt ihn. Ansonsten fiele mir kein Grund ein, dieses Ding einem Upmiigo vorzuziehen. Doch diese tollen kleinen Autos sind bis auf Weiteres ausverkauft.

Das Grundkonzept des Smart mit "kleine Kabine, kleine Batterie, 22-kW-Lader verfügbar" hat etwas. Die Umsetzung wie beschrieben hat das dann nicht mehr. Selbst der 22-kW-Lader ist nur nützlich bei Fahrten über 100 km, und die sind im Smart zwar möglich, aber wenig empfehlenswert. Ich habe es für Sie ausprobiert: Es ist wie damals in der ersten Generation der E-Autos. Ein Fehler, und du musst wirklich schwitzen, ob du wie geplant ankommst. Die Fehlermargen sind klein, und wenn du sie vergrößerst, wirst du lange unterwegs sein. Dagegen stehen 965 Euro Aufpreis für den Lader.

Smart EQ fortwo Details (18 Bilder)

Sinnbild der schiefen Prioritäten: Ein analoges Sonderinstrument für Batterie und Antrieb hockt hinter dem Lenker. Dafür sind Tachoeinheit und Mittelkonsole nicht besonders nützlich.
(Bild: Clemens Gleich)

Wenn Sie also ein E-Zweitauto suchen, das um die 100 km weit fährt, schlage ich vor, auch an den ersten Nissan Leaf (Test) zu denken, der gebraucht weniger kostet als der Smart neu mit allen Förderungen. Er ist als Kompakter größer, hat als Frontkratzer einen viel, viel größeren Wendekreis, ist aber in der Praxis ein gelungenes, angenehmes Auto, das trotz des Alters moderner wirkt als der aktuelle Smart EQ. Er verbraucht überland sogar weniger.

In der aktuellen Förderung kostet der Smart unter 10.000 Euro. Da werden die letzten Modelle wohl noch ihre Freunde finden. Stecken Sie ihr Einsatzgebiet ab und überlegen Sie gut, ob Sie alte Technik unter dem lieblosen Lack des Nutzlos-Blings zum Preis Ihres Händlers akzeptieren möchten. Selbst als Ballungsraum-Flitzer empfehle ich dringend, Strom am Stellplatz zu haben bei einem Kauf. Die Diskussion um das Smart-Konzept mit "hätte, hätte, Fahrradkette" wird im Forum sicher wieder aufflammen. Fest steht: Das Konzept wie von Daimler umgesetzt hat ökonomisch nie funktioniert. Warten wir, ob der Chinese die Marke rettet.

Der Smart EQ fortwo kostet ab 17.906,89 Euro brutto vor Förderung.