Moto Morini Seiemmezzo im Test: Italo-Eastern mit japanischem Drive

Seite 2: Moto Morini Seiemmezzo Test

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Die Upside-down-Gabel und das Federbein stammen von KYB und sind, abgesehen von der hinteren Druckstufe, komplett einstellbar. Allerdings ist der Lenker so dicht über den Stellschrauben montiert, dass man ihn abbauen muss, um sie zu verstellen – Benutzerfreundlichkeit sieht anders aus. Dafür arbeiten Gabel und Federbein in der Grundabstimmung sportlich straff und halten dennoch genügend Komfort parat, dass selbst Schlaglöcher nicht ungebührlich hart weitergegeben werden. Moto Morini wählte vorne ein 18-Zoll-Gussrad – ungewöhnlich für ein Naked Bike, erklärt sich aber dadurch, dass die STR einen Scrambler-Ableger namens Seiemmezzo SCR zur Seite gestellt bekommen hat, der allerdings stilgemäß auf Drahtspeichenfelgen rollt. Offensichtlich wollte der Hersteller hier aus Kostengründen nicht zwei unterschiedliche Vorderradgrößen verwenden. Hinten dreht sich bei beiden Modellen eine 17-Zoll-Felge. Besohlt ist die Seiemmezzo STR mit Pirelli-Angel-GT-Gummis, die ihr einen superben Grip verschaffen.

Das Fahrwerk und die Reifen machen die Moto Morini zu einem handlichen Kurvenräuber, ihr 18-Zoll-Vorderrad fällt dabei nicht negativ auf. Mit 200 kg Trockengewicht lässt sie sich spielerisch abwinkeln, was unter anderem an dem relativ schmalen 160er-Hinterreifen liegt, und zielgenau durch jegliche Art von Kurve zirkeln. Wer genügend Schwung bis zum Kurvenausgang mitnimmt, kann auf der Seiemmezzo STR viel Spaß haben und Schräglagen verträgt sie bis zum Abwinken. Hohe Drehzahlen bis zum roten Bereich bei 9000/min scheut der Motor nicht und produziert dabei erfreulich wenig Vibrationen. Lastwechselreaktionen kennt die Moto Morini kaum und geht sanft ans Gas.

Moto Morini Seiemmezzo (9 Bilder)

Moto Morini hat mit der Seiemmezzo STR ein hübsches Naked Bike auf den Markt gebracht, mit dem man auf der Landstraße viel Spaß haben und sich auch vor dem Lieblingscafé sehen lassen kann.
(Bild: Ingo Gach)

Die Sitzposition ist aufgrund des langen Tanks und des hohen Lenkers etwas ungewohnt, die Arme greifen weit nach vorne und sind fast durchgestreckt, während der Kniewinkel eher in Richtung Sport tendiert. Mit 810 mm geriet die Sitzhöhe moderat, sodass auch Kurzgewachsene mit beiden Füßen auf den Boden kommen. Ein breites Sitzpolster sorgt vorne für Bequemlichkeit, auch die Sozia hat relativ viel Platz, allerdings endet das Polster abrupt, dahinter rutscht sie ins Leere. Ein hübsches Detail sind die weißen Ziernähte des Bezugs, das ist in der Preisklasse nicht selbstverständlich. So alltagstauglich die Moto Morini auch ist, sie sperrt sich gegen den Transport von Gepäck. Abgesehen von einem Tankrucksack bietet sie keine Möglichkeit, Taschen oder Gepäckrollen anzubringen.

Auf der Autobahn schwingt sich die Seiemmezzo STR bis Tempo 170 auf. Für ein Naked Bike ohne jeglichen Windschutz ein völlig ausreichender Wert. Bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn mitzuschwimmen erledigt die Moto Morini gelassen, Vertrauen erwecken ihre Reserven für kurze Zwischensprints zum Überholen. Im Verbrauch erweist sich die 650er erfreulich genügsam im Test mit 4,1 Liter auf 100 km. So kommt sie mit ihrem 16-Liter-Tank fast 400 km weit. Das Cockpit besteht aus einem fünf Zoll großen TFT-Display. Es zeigt sich übersichtlich und die wenigen Menüpunkte lassen sich per Tasten am linken Lenkerende ansteuern. Wenn die Sonne genau draufscheint, verschwindet die Anzeige allerdings in einem gleißenden Weiß und macht das Ablesen unmöglich.

Die Moto Morini Seiemmezzo STR gibt es für 7585 Euro inklusive Nebenkosten in den Farbvarianten Starlight White, Fire Red und Smoky Anthracite. Das ist ein absolut fairer Preis für ein Naked Bike im italienischen Chic mit Komponenten namhafter Hersteller wie Brembo, KYB, Bosch und Pirelli. Die Kombination aus italienischem Design und Produktion in China funktioniert gut bei Moto Morini. Dabei ist das erst der Anfang, denn die Marke hat für nächstes Jahr bereits zwei 1200er-V2-Modelle angekündigt.