Test BMW X3 30e: SUV mit Plug-in-Hybridantrieb lädt nur gemächlich
Viele Schwächen hat er nicht, der beliebte X3. Da das Facelift an diesen kaum etwas ändert, scheint der Griff zum Auslaufmodell eine schlaue Idee.
Ausgerechnet als ich meinen Chef am Telefon hatte, gab es ein leises Pling-Pling im X3-Testwagen, das mich glauben ließ, ein Assistenzsystem wollte mir sehr dringlich etwas mitteilen. Doch in keinem der drei Displays gab es einen Hinweis. Ich lag falsch, und es dauert einen Moment, bis ich darauf kam. Die wirklich ausgezeichnete Freisprecheinrichtung reichte das Geklapper von Volkers Rechner durch. Da ich jeden Montag aus unterschiedlichsten Autos mit ihm telefoniere, kann ich sagen: Telefonieren im X3 ist ein akustisch seltener Genuss. Als Plug-in-Hybrid zeigte der BMW X3 30e im Test freilich ganz andere Qualitäten – und durchaus auch kleine Schwächen, an denen das gerade vorgestellte Facelift nichts verändert.
Preis erhöht
BMW kam mit dem X3 30e gerade noch zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt. Der Plug-in-Hybrid wird im SUV seit November 2019 angeboten und hat so von der massiven Subventionierung dieser Antriebsart profitiert. Etwas mehr als 4000 Euro sind es schlussendlich, die der Steuerzahler insgesamt beilegt, vom Hersteller kommen weitere 1875 Euro.
Das Basismodell des Testwagens hätte damit knapp 52.000 Euro gekostet. Mit der Modellüberarbeitung hat BMW die Serienausstattung aufgebessert – und stellt das natürlich in Rechnung. Der am wenigsten teure X3 30e kostet ab sofort 2400 Euro mehr.
Mehr Kraft fürs Geld
Eines hat sich mit dem Update nicht verändert: Durch die staatliche Unterstützung bekommt der Plug-in-Hybrid-Käufer viel mehr Zugkraft für sein Geld. Der Benziner leistet 135 kW, der E-Motor 80. Zusammen werfen sie maximal 215 kW in den Ring. Wer das allein aus einem Verbrenner haben möchte, muss für seinen X3 deutlich mehr bezahlen. Die Hoffnung hinter den Subventionen ist, dass reichlich elektrisch gefahren wird, die Umwelt also irgendwie mit dieser Wahl des Antriebs weniger belastet wird. Dass mit diesem Gedanken hier letztlich ein leer 2065 kg schweres SUV gefördert wird, sollte nachdenklich machen.
Test BMW X3 30e außen (8 Bilder)
(Bild: Florian Pillau)
Unsere Verbrauchsdaten legen das jedenfalls nahe. Im Modus "ich-lade-die-Batterie-nicht" kamen wir auf minimal 6,5 Liter/100 km. Dafür braucht es den Willen, das vorhandene Leistungspotential unter keinen Umständen auszuschöpfen. Schon wer es nur zart antastet, landet eher bei 7,5, nach oben sind bei entsprechender Unvernunft selbstverständlich auch mehr als 11 Liter möglich. Ganz klar, hier wird ein großes und schweres Auto mit viel Leistung bewegt, eine Kombination, die versorgt werden will.
Stromverbrauch
BMW gibt den Nettoenergiegehalt der Batterie mit 11,15 kWh an. Im Test waren für eine komplette Aufladung rund 12,5 bis 13,65 kWh nötig, je nachdem, ob der X3 an einer Wallbox oder mit dem serienmäßigen Vorladegerät versorgt wurde. Auch hier gibt es eine beträchtliche Spanne beim Verbrauch bzw. der Reichweite. Letztere lag bei "batteriefreundlichen" 18 Grad bestenfalls bei 46 km, minimal waren es 32.
Zurückgerechnet auf die Strommenge an der Wallbox (12,5 kWh) ergibt das hochgerechnet einen minimalen Verbrauch von 27,2 kWh/100 km, in Verbindung mit dem Vorladegerät waren es schon 29,7 kWh/100 km. Um es noch einmal explizit zu schreiben: Diese Werte entstanden unter idealen Temperaturen und mit einer sehr sanften Fahrweise. Der Maximalverbrauch im Test lag bei 42,7 kWh/100 km, die sich aus der Kombination "nachladen mit dem Vorladegerät" und "rabiater Fahrer" ergaben.
Jedes Jahr ein wenig "grüner"
Das Umweltbundesamt schätzt, dass im vergangenen Jahr im deutschen Strommix 366 Gramm CO2 je erzeugter Kilowattstunde anfielen, für das Jahr 2019 werden 408 Gramm ausgewiesen. Elektrisch zurückgelegte Kilometer werden damit Jahr für Jahr etwas weniger umweltbelastend, bezogen auf die CO2-Bilanz. Im Jahresmittel dürfte ein X3 30e zurückhaltend elektrisch bewegt inklusive Ladeverlusten bei rund 35 kWh/100 km liegen. Ein sparsamer Umgang mit Ressourcen ist das also nicht.
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Wer ausschließlich elektrisch fährt und den tatsächlichen Verbrauch zugrunde legt, kommt bei dem angenommenen Durchschnittsverbrauch von 35 kWh/100 km und einem Strompreis von 30 Cent/kWh auf 10,5 Euro für 100 km. Trotz der CO2-Bepreisung, die seit diesem Jahr in der ersten Stufe greift, bleibt der ökonomische Anreiz, zu laden statt zu tanken, also gering. Hinzu kommt, dass dienstlich genutzte X3 oft mit einer Tankkarte überreicht werden, Strom aber vom Fahrer privat bezahlt werden muss.
Ladetempo, Lautstärke, Fahrwerk
Eine der größten Schwächen des X3 30e bleibt die Entscheidung von BMW, die maximale Ladeleistung auf 3,7 kW zu beschränken. Egal, wie die Ladeinfrastruktur aufgestellt ist: Der X3 braucht so mindestens rund 3 Stunden und 40 Minuten, um eine leere Batterie komplett zu füllen. Das Facelift wäre eine gute Gelegenheit gewesen, hier endlich einzugreifen, doch BMW ließ sie verstreichen. Das ist ausgesprochen schade, weil man so im Alltag nicht einfach beispielsweise beim Einkaufen eine nennenswerte Reichweite nachladen kann.
Souverän motorisiert
Abseits der Nachfüll-Überlegungen stellt der Plug-in-Hybrid im X3 einen höchst angenehme Antriebsquelle dar. Die Leistung reicht allemal, um selbst diesen schweren Brocken behände durch die Gegend zu schubsen. Ob nun Überholen auf der Landstraße oder Einfädeln auf eine gut besuchte Autobahn ansteht: Mit diesem Antrieb ist der X3 souverän motorisiert. Selbst oberhalb von 160 km/h geht es noch zügig voran. Für die meisten Zwecke täte es sehr viel weniger fraglos auch. Vielleicht kommt BMW ja noch auf die Idee, den Antriebsstrang des 320e in das SUV zu packen.
Hervorragend gedämmt
Für eine Erdung kann es mitunter ziemlich günstig sein, sich Hilfe von außen zu holen. Einer meiner liebsten Nachbarn brauchte spontan einen Fahrer. Eine gute Gelegenheit, dem Testwagen wieder ein paar Kilometer aufzubrummen. Auf der Landstraße setzte er an, mich zu fragen, warum ich denn so langsam fahre – und stoppte im Satz, nachdem er auf den Tacho gesehen hatte. Anschließender Kommentar: "Das Auto ist doch von der Blitzerindustrie gebaut worden!" Gemeint ist schlicht und ergreifend: Der X3 ist so leise, dass man, kommend beispielsweise aus (s)einem Ford Edge, das Empfinden für die aktuelle Geschwindigkeit neu einpegeln sollte. Im Testwagen war das Dämmglas eingebaut. Es kostet unverändert 200 Euro Aufpreis und sei hiermit wärmstens empfohlen.
Test BMW X3 30e innen (17 Bilder)
(Bild: Florian Pillau)
Sehr gelungen ist auch die Fahrwerksabstimmung, die hier viel harmonischer wirkt als im X2 25e, den wir ein paar Monate zuvor bewegt haben. Auch der X3 ist grundsätzlich straff abgestimmt – kein Vergleich zum DS7 (Test) – aber er fängt die Spitzen von Unebenheiten viel gekonnter ab als der X2. Zusammen mit der wunderbar direkten, unauffällig mitteilsamen Lenkung beherrscht das große SUV Komfort ebenso wie flotte Fahrweise.
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Weniger Raum
Einschränken muss der Hybridfahrer sich bei Tank- und Kofferraumvolumen. Der Spritbehälter fasst mit 50 ganze 15 Liter weniger als in einem X3 mit Vierzylinder-Benziner. Beim Kofferraum ist der Einschnitt ebenfalls erheblich. Als PHEV nimmt er 450 Liter auf, in die anderen Modelle passen 550 Liter.
Der Rest des seit 2017 gebauten X3 ist wohlbekannt – und gut. Das SUV bietet ausreichend Platz, wenngleich es mit einem ähnlich großen Seat Tarraco in dieser Hinsicht nicht mithalten kann. Verarbeitung und Materialien sind erstklassig, nichts in diesem Auto wirkt fragil oder übertrieben billig. Das Infotainmentsystem arbeitet zügig und lässt sich trotz einer enormen Menge an Funktionen vergleichsweise einfach bedienen. Die Sprachsteuerung bleibt hinter Mercedes zurück, doch die restlichen Konkurrenten steckt BMW mit dem aktuellen Niveau locker in die Tasche. Das Facelift hat keinen Wechsel auf das brandneue OS8 mitgebracht, aber über die reguläre Aktualisierung kamen ein paar Funktionen hinzu.
Kritik im Detail
Natürlich finden sich mit etwas Suchen durchaus Kritikpunkte. Das Kombiinstrument hat BMW in der Vergangenheit schon übersichtlicher gestaltet – der gegenläufige Tacho ist auch nach 14 Tagen irgendwie zwar anders, aber nicht besser. Im Navigationsmenü lässt sich die rechte Hälfte des Bildschirms abtrennen, aber nur für weitere Navi-Hinweise nutzen – und leider eben nicht beispielsweise für Bordcomputer oder Radio.
Gut möglich jedoch, dass ich in diesem weit verzweigten System etwas übersehen habe, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass das bei BMW schon einmal machbar war. Allerdings offenbart solche Kritik im Detail auch, dass ein Hersteller es dem Tester nicht ganz einfach macht, Nörgelansätze aufzuspüren. Und für Kunden und Interessenten ist das ja keine schlechte Nachricht.
Das Fahrzeug wurde von BMW gestellt, Kosten für Überführung und Fahrenergie wurden von der Redaktion übernommen.
Preisliste
Modell | BMW X3 30e |
Ausstattungslinie | Basis |
Preis für diese Ausstattungslinie | 60.300 |
Infotainment | |
DAB+ | Serie |
USB-Anschluss | Serie |
Soundsystem | ab 400 |
Navigationssystem | Serie |
Verkehrsdaten in Echtzeit | Serie |
Freisprecheinrichtung | Serie |
Head-up-Display | 1150 |
Android Auto/Apple CarPlay | Serie |
Assistenz | |
Tempomat | Serie |
Abstandstempomat | |
Einparksensoren vorn | Serie |
Einparksensoren hinten | Serie |
Einparkassistent | 600 |
Rückfahrkamera | Serie |
Totwinkelwarner | 900 |
Müdigkeitserkennung | - |
Spurhalteassistent | 900 |
Matrix-Licht | 1000 |
Nachtsicht-Assistent | - |
Funktion | |
LED-Scheinwerfer | Serie |
elektrische Heckklappe | Serie |
Alarmanlage | 500 |
schlüsselloser Zugang | 600 |
Fahrwerksoption | 1000 (adaptiv) |
Komfort | |
Sitzheizung | Serie |
Sitzbelüftung | 2100 |
Massage | - |
Ledersitze | ab 1250 |
beheizbares Lenkrad | 270 |
Lederlenkrad | Serie |
Klimaautomatik | Serie |
Schiebedach | 1500 |
Akustikverglasung | 200 |
Sonstiges | |
Metalliclack | 950 |
Leichtmetallfelgen | Serie |
Preisliste Stand | Juni 2021 |
Datenblatt
Hersteller | BMW |
Modell | X30 30e |
Motor und Antrieb | |
Motorart | Plug-in-Hybrid |
Zylinder | 4 |
Ventile pro Zylinder | 4 |
Hubraum in ccm | 1998 |
Bohrung x Hub | 82 x 94,6 |
Leistung in kW (PS) | 135 (184) |
bei U/min | 5000 bis 6500 |
Drehmoment in Nm | 300 |
bei U/min | 1350 bis 4000 |
Leistung in kW E-Motor | 80 |
Drehmoment in Nm E-Motor | 265 |
Systemleistung in kW (PS) | 215 (292) |
Systemdrehmoment in Nm | 420 |
Antrieb | Allrad |
Getriebe | Wandlerautomatik |
Gänge | 8 |
Fahrwerk | |
Spurweite vorn in mm | 1620 |
Spurweite hinten in mm | 1636 |
Lenkung | Elektromechanische Zahnstangen-Servolenkung |
Wendekreis | 12 |
Reifengröße | 245/50 R19 |
Bremsen vorn | Einkolben-Faustsattel-Scheibenbremsen, belüftet |
Bremsen hinten | Einkolben-Faustsattel-Scheibenbremsen, belüftet |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 4708 |
Breite in mm | 1891 |
Höhe in mm | 1676 |
Radstand in mm | 2864 |
Kofferraumvolumen in Litern | 450 |
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck | 2065 |
Zuladung in kg | 630 |
Dachlast in kg | 100 |
Tankinhalt in Litern | 50 |
Batterie in kWh | 11,15 |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden | 6,1 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 210 |
Verbrauch | |
Verbrauch WLTP in Litern/100 km | 1,9 bis 2,5 |
CO2-Emission WLTP in g/km | 43 bis 58 |
Ladeleistung an AC in kW | 3,7 |
Ladeleistung an DC in kW | - |
E-Reichweite in km | 47 |
Daten Stand | Juni 2021 |
(mfz)