Test BMW X3 30e: SUV mit Plug-in-Hybridantrieb lädt nur gemächlich

Viele Schwächen hat er nicht, der beliebte X3. Da das Facelift an diesen kaum etwas ändert, scheint der Griff zum Auslaufmodell eine schlaue Idee.

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BMW X3

Seit 2017 auf dem Markt, gerade überarbeitet: Der BMW X3 ist trotz stolzer Preise ziemlich gefragt.

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Ausgerechnet als ich meinen Chef am Telefon hatte, gab es ein leises Pling-Pling im X3-Testwagen, das mich glauben ließ, ein Assistenzsystem wollte mir sehr dringlich etwas mitteilen. Doch in keinem der drei Displays gab es einen Hinweis. Ich lag falsch, und es dauert einen Moment, bis ich darauf kam. Die wirklich ausgezeichnete Freisprecheinrichtung reichte das Geklapper von Volkers Rechner durch. Da ich jeden Montag aus unterschiedlichsten Autos mit ihm telefoniere, kann ich sagen: Telefonieren im X3 ist ein akustisch seltener Genuss. Als Plug-in-Hybrid zeigte der BMW X3 30e im Test freilich ganz andere Qualitäten – und durchaus auch kleine Schwächen, an denen das gerade vorgestellte Facelift nichts verändert.

BMW kam mit dem X3 30e gerade noch zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt. Der Plug-in-Hybrid wird im SUV seit November 2019 angeboten und hat so von der massiven Subventionierung dieser Antriebsart profitiert. Etwas mehr als 4000 Euro sind es schlussendlich, die der Steuerzahler insgesamt beilegt, vom Hersteller kommen weitere 1875 Euro.

Das Basismodell des Testwagens hätte damit knapp 52.000 Euro gekostet. Mit der Modellüberarbeitung hat BMW die Serienausstattung aufgebessert – und stellt das natürlich in Rechnung. Der am wenigsten teure X3 30e kostet ab sofort 2400 Euro mehr.

Eines hat sich mit dem Update nicht verändert: Durch die staatliche Unterstützung bekommt der Plug-in-Hybrid-Käufer viel mehr Zugkraft für sein Geld. Der Benziner leistet 135 kW, der E-Motor 80. Zusammen werfen sie maximal 215 kW in den Ring. Wer das allein aus einem Verbrenner haben möchte, muss für seinen X3 deutlich mehr bezahlen. Die Hoffnung hinter den Subventionen ist, dass reichlich elektrisch gefahren wird, die Umwelt also irgendwie mit dieser Wahl des Antriebs weniger belastet wird. Dass mit diesem Gedanken hier letztlich ein leer 2065 kg schweres SUV gefördert wird, sollte nachdenklich machen.

Test BMW X3 30e außen (8 Bilder)

Der BMW X3 wirkt viel größer als ein 3er. Doch die Verkehrsfläche, die sie beanspruchen, ist nahezu identisch.
(Bild: Florian Pillau)

Unsere Verbrauchsdaten legen das jedenfalls nahe. Im Modus "ich-lade-die-Batterie-nicht" kamen wir auf minimal 6,5 Liter/100 km. Dafür braucht es den Willen, das vorhandene Leistungspotential unter keinen Umständen auszuschöpfen. Schon wer es nur zart antastet, landet eher bei 7,5, nach oben sind bei entsprechender Unvernunft selbstverständlich auch mehr als 11 Liter möglich. Ganz klar, hier wird ein großes und schweres Auto mit viel Leistung bewegt, eine Kombination, die versorgt werden will.

BMW gibt den Nettoenergiegehalt der Batterie mit 11,15 kWh an. Im Test waren für eine komplette Aufladung rund 12,5 bis 13,65 kWh nötig, je nachdem, ob der X3 an einer Wallbox oder mit dem serienmäßigen Vorladegerät versorgt wurde. Auch hier gibt es eine beträchtliche Spanne beim Verbrauch bzw. der Reichweite. Letztere lag bei "batteriefreundlichen" 18 Grad bestenfalls bei 46 km, minimal waren es 32.

Zurückgerechnet auf die Strommenge an der Wallbox (12,5 kWh) ergibt das hochgerechnet einen minimalen Verbrauch von 27,2 kWh/100 km, in Verbindung mit dem Vorladegerät waren es schon 29,7 kWh/100 km. Um es noch einmal explizit zu schreiben: Diese Werte entstanden unter idealen Temperaturen und mit einer sehr sanften Fahrweise. Der Maximalverbrauch im Test lag bei 42,7 kWh/100 km, die sich aus der Kombination "nachladen mit dem Vorladegerät" und "rabiater Fahrer" ergaben.

Das Umweltbundesamt schätzt, dass im vergangenen Jahr im deutschen Strommix 366 Gramm CO2 je erzeugter Kilowattstunde anfielen, für das Jahr 2019 werden 408 Gramm ausgewiesen. Elektrisch zurückgelegte Kilometer werden damit Jahr für Jahr etwas weniger umweltbelastend, bezogen auf die CO2-Bilanz. Im Jahresmittel dürfte ein X3 30e zurückhaltend elektrisch bewegt inklusive Ladeverlusten bei rund 35 kWh/100 km liegen. Ein sparsamer Umgang mit Ressourcen ist das also nicht.

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Wer ausschließlich elektrisch fährt und den tatsächlichen Verbrauch zugrunde legt, kommt bei dem angenommenen Durchschnittsverbrauch von 35 kWh/100 km und einem Strompreis von 30 Cent/kWh auf 10,5 Euro für 100 km. Trotz der CO2-Bepreisung, die seit diesem Jahr in der ersten Stufe greift, bleibt der ökonomische Anreiz, zu laden statt zu tanken, also gering. Hinzu kommt, dass dienstlich genutzte X3 oft mit einer Tankkarte überreicht werden, Strom aber vom Fahrer privat bezahlt werden muss.