Business-Knigge, Teil IX: das Vorstellungsgespräch

Beim Vorstellungsgespräch zählt nicht nur das Know-how des Bewerbers, sondern auch sein Auftreten. Wir verraten, wie Sie einen guten Eindruck hinterlassen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wer sich in einem Unternehmen für einen Job vorstellen will, betritt ein ihm unbekanntes Terrain. Die wichtigste Regel lautet deshalb: seien Sie freundlich und höflich zu jedem, der Ihnen begegnet. Abgesehen davon, dass man anderen Menschen gegenüber grundsätzlich Respekt entgegenbringen sollte, können Sie nicht wissen, wer wirklich wichtig in diesem Laden ist. So mancher Vorstandsvorsitzender plaudert gerne mal mit dem Pförtner und wenn der berichtet, wie arrogant und unhöflich Sie waren, wird der Chef das einzuordnen wissen.

Einen klassischen Fehler im Vorstellungsgespräch machen die meisten Bewerber bei der Begrüßung. Sie eilen dem Chef oder Personaler mit ausgestreckter Hand entgegen. Gerade bei einem Bewerbungsgespräch gilt aber noch immer die alte Regel: Die Hand reicht immer der Ranghöhere. Sie sollten jedoch darauf achten, den Personen entgegenzukommen, so dass diese nicht gezwungen sind, Ihnen die Hand über den Tisch hinweg zu schütteln. Für Frauen galt mal die Regel: sie dürfen sitzenbleiben, wenn ein Mann Ihnen die Hand reicht. Stehen Sie lieber trotzdem auf, meine Damen. Es macht einfach einen besseren Eindruck.

Setzen sollten Sie sich ohnehin erst, wenn Sie dazu aufgefordert wurden. Denn es ist wahrscheinlich, dass Ihr Gesprächspartner Sie auf einem bestimmten Platz haben möchte. Legen Sie also bitte auch nicht Ihre Mappe auf einen Stuhl oder einen bestimmten Platz am Tisch, sondern warten Sie ab, wohin man Sie lotst.

Bietet man Ihnen ein Getränk an, greifen Sie zu. Sie werden sicherlich einen trockenen Mund bekommen. Einen Schluck aus dem Glas zu nehmen, kann außerdem hilfreich sein, wenn Sie über die Antwort nachdenken müssen oder gerade besonders nervös sind. Stilles Mineralwasser ist am besten, Saftschorlen gehen auch noch. Vermeiden Sie aber bitte Getränke mit Kohlensäure oder wollen Sie riskieren, dass Ihnen im Bewerbungsgespräch ein Rülpser rausrutscht? Alkoholische Getränke sind selbstverständlich auch tabu, auch wenn der Personalchef mit einem Augenzwinkern fragt, ob Sie vielleicht etwas „für die Nerven wollen“. Doch, so etwas gibt es noch und selbstverständlich ist es kein Versuch, sich mit Ihnen zu verbrüdern, sondern eine Falle.

Praktizieren Sie während des gesamten Gesprächs das "aktive Zuhören". Soll heißen: lächeln Sie, signalisieren Sie Interesse am Gegenüber, unterbrechen Sie ihn nicht, fragen Sie nach. Denn aktives Zuhören hat einen schönen Nebeneffekt: es lässt uns auf andere Menschen sympathisch wirken. Denn einen Menschen, der sich offenbar für uns interessiert, finden wir gut. Wir können quasi nicht anders.

Selbstverständlich dürfen und sollen Sie von sich selbst erzählen. Versuchen Sie aber, nur die gestellten Fragen zu beantworten und nicht abzuschweifen. Lästern über frühere Kollegen, Arbeitgeber oder überhaupt irgendeine Person ist im Vorstellungsgespräch absolut verboten. Fragen zu Firmeninternas früherer Arbeitgeber dürfen und müssen Sie ebenfalls nicht beantworten. Ein "hab ich vergessen" gekoppelt mit einem Augenzwinkern und einem charmanten Lächeln macht dies klar, ohne dass Sie sich auf irgendwelche Debatten einlassen müssen.

Wenn Sie sich auf das Gespräch vorbereiten, sollten Sie sich auch noch ein paar Fragen zurecht legen. Denn bei jedem Vorstellungsgespräch kommt zum Schluss der Klassiker "haben Sie noch Fragen?". Viele Bewerber wagen es nicht, nach ihrem künftigen Arbeitsplatz zu fragen. Sie wollen nicht den Eindruck hinterlassen, dass sie schon sicher sind, den Job in der Tasche zu haben. Aber keine Angst: Wer darum bittet, mal einen Blick auf den künftigen Arbeitsplatz werfen zu dürfen, gibt seinem Chef vor allem die Gelegenheit, noch ein wenig über die Erfolge der Firma plaudern zu können. Und das ist gut, siehe "aktives Zuhören".

Bisher in der Reihe Business-Knigge veröffentlichte Beiträge:
Teil I: Wie Ihr Geschäftsessen ein echter Erfolg wird
Teil II: Wie Sie als Gast das Geschäftsessen erfolgreich überstehen
Teil III: Die Macht des ersten Eindrucks
Teil IV: Haltung bewahren
Teil V: Kleider machen Leute
Teil VI: Worauf man bei der Vorstellung achten muss
Teil VII: Gutes Benehmen bei Facebook
Teil VIII: Dresscode für heiße Tage
Teil IX: Das Vorstellungsgespräch
Teil X: Die Weihnachtsfeier
Teil XI: Geschenke, wer kriegt was? (masi)