Motorrad-Vorstellung BMW R 1300 RS: Boxer-Modell mit geschärftem Profil

Der Sporttourer betont die Dynamik, ohne die Reisefraktion zu vergessen. Die reichhaltige Serienausstattung bietet unter anderem ein semi-aktives Fahrwerk.

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BMW R 1300 RS

(Bild: BMW)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

BMW stellt mit der R 1300 RS den sportlichsten Ableger seiner neuen Generation von Boxer-Motorrädern vor. Dabei kann die RS auf eine lange Tradition zurückblicken, die R 100 RS war 1976 die erste BMW mit einer rahmenfesten Vollverkleidung, die der bekannte Designer Hans A. Muth entworfen hatte. Die aktuelle Ausgabe der RS hat so gut wie nichts mehr mit dem Vorgängermodell R 1250 RS zu tun. Bei einer Höchstleistung von 145 PS bei 7750/min hat BMW sie bewusst mehr in Richtung Dynamik entwickelt, will aber auch gleichzeitig Rücksicht auf die Tourenfahrer unter den Kunden genommen haben, wie der Projektmanager Hauke Gläsing erklärt.

Der Boxermotor mit variabler Ventilsteuerung ist mit dem aus der R 1300 GS identisch und der geht bekanntlich brachial vorwärts, seine 149 Nm Drehmoment bei 6500/min schieben heftig an. Ideal für einen Sporttourer, bei dem viel Dampf aus niedrigen Drehzahlen wichtiger ist als maximale Spitzenleistung bei fünfstelligen Umdrehungszahlen. Dennoch ist die sportlichere Ausrichtung der neuen RS zu erkennen. So sind die Stummellenker flacher und 35 mm breiter als bei der Vorgängerin, um das Gefühl für das Vorderrad zu verbessern. Die Fußrasten sind weiter hinten platziert und der Fahrer rückt etwas näher zum Lenkkopf. Dabei hockt er in nur 790 mm Höhe, was auch Kleineren entgegenkommt.

Mehr Flächen als bisher lassen die R 1300 RS von der Seite ungewohnt glatt erscheinen. Ihre Front läuft weiterhin spitz zu, aber die zwei LED-Scheinwerfer mit Tagfahrlichtern wurden noch schmaler. Die Halbschalenverkleidung zieht sich jetzt bis hinter den Tank durch und vom Motor ist – bis auf die beiden prägnanten Boxerzylinder – so gut wie nichts mehr zu sehen.

Einen ganz neuen Stil zeigt die RS beim Rahmen: Der Gitterrohr-Hauptrahmen aus Stahl wurde durch einen aus Blechschalen ersetzt und der Heckrahmen aus Stahl-Gitterrohren gegen Aluminium getauscht. Ob das jetzt besser aussieht, sei dahingestellt, aber die Konstruktion ist in der Herstellung weniger aufwendig als ein Gitterrohrrahmen.

BMW R 1300 RS (6 Bilder)

BMW hat seinen Tourensportler R 1300 RS mehr in Richtung Sportlichkeit getrimmt. (Bild:

BMW

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Die Felgen mit hohl gegossenen Speichen sind neu konstruiert und sollen im Sinne der Fahrdynamik und Haftung laut Hersteller zusammen 1,4 kg Gewicht sparen. Im Gegensatz zur R 1300 GS setzt die R 1300 RS, wie auch schon bei der 1250er-Generation, auf eine Upside-down-Gabel statt des schweren Telelevers. Die 47-mm-Gabel ist neu konstruiert und bietet 140 mm Federweg, dasselbe gilt für das Evo-Paralever hinten (130 mm Federweg), das nun steifer sein soll und eine durchgesteckte Schwingenachse an der Einarmschwinge hat. Bei den Reifendimensionen setzt BMW vorn weiterhin auf 120/70ZR17, hinten wählen sie aber indessen mit 190/55ZR17 eine breitere Dimension.

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Mit 1523 mm Radstand dürfte die R 1300 RS selbst bei hohen Geschwindigkeiten sehr stabil geradeaus laufen. Ihr Lenkkopfwinkel von eher flachen 62 Grad und ein Nachlauf von 122 mm lässt keine übertriebene Handlichkeit erhoffen, viel eher würde sie das für hohe Geschwindigkeiten prädestinieren. Gerüchteweise soll die RS eine Höchstgeschwindigkeit von 246 km/h erreichen, 18 km/h mehr als bislang. Den Sprint von null auf 100 km/h beziffert BMW auf 3,2 Sekunden. Das Tankvolumen der R 1300 RS schrumpfte um einen Liter auf 17 Liter. In der Verbrauchsmessung WMTC soll sie 4,8 Liter Sprit auf 100 km verbrauchen.

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Beim Leergewicht legt die neue RS, trotz aller Erleichterungsmaßnahmen, um zwei kg auf 245 kg zu. Das liegt unter anderem am nun serienmäßigen semi-aktiven Fahrwerk namens ESA (Electronic Suspension Adjustment), das bei der Vorgängerin extra kostete und nun alternativlos den Grundpreis erhöht. Doch wie bei BMW üblich, geht es gegen Aufpreis noch besser: DSA (Dynamic Suspension Adjustment) justiert anhand der vorgewählten Fahrmodi Rain, Road und Eco Feder- und Dämpferrate automatisch. Die beiden Fahrmodi Dynamic und Dynamic Pro gibt es im Dynamik-Paket für 1580 Euro Aufpreis. Darin enthalten sind zudem der Schaltassistent Pro (Quickshifter), DSA und eine Sportbremse, deren Bremssättel mit BMW-Schriftzug vermutlich vom Zulieferer Brembo stammen, von dem BMW bereits Mitte der Siebziger die Scheibenbremsen bezogen hatte.

BMW R 1300 RS II (9 Bilder)

In "Triple Black" wirkt die R 1300 RS besonders elegant. (Bild:

BMW

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Dass die R 1300 RS vollgepackt mit modernen Assistenzsystemen wie Kurven-ABS, schräglagensensible Schlupfregelung, Tempomat, Berganfahrhilfe und "Keyless Ride" ist, versteht sich bei BMWs hohen Ansprüchen. Optional erhältlich ist der radargestützte "Riding Assist", der nicht nur vor zu nahen Fahrzeugen warnt, sondern auch aktiv bremst, um Kollisionen zu vermeiden. Einstellen lassen sich die Funktionen über ein 6,5 Zoll großes und Bluetooth-kompatibles TFT-Display, das über Tasten und Drehschalter am linken Lenkerende bedient wird.

Spannende Motorräder

Zu einem Tourensportler gehört natürlich die Möglichkeit des Gepäcktransports. Beim Preis dafür kalkuliert BMW recht ungeniert, denn die Kofferhalter gibt es nur mit dem Tourenpaket für 990 Euro (inklusive Zentralverriegelung, Navi-Vorbereitung, Gepäckbrücke und Hauptständer). Die Koffer selbst (29 und 26 Liter Volumen) kosten 1305 Euro, und auch wenn sie integrierte Beleuchtung und eine USB-C-Ladefunktion enthalten, ist das happig.

Die R 1300 RS ist ab 16.950 Euro in "Racing Blue Metallic" zu haben, das sind fast 1000 Euro mehr als für die Vorgängerin. Der Hauptgrund dafür liegt im nun serienmäßigen semi-aktiven Fahrwerk. In "Triple Black" kostet sie 715 Euro Aufpreis, darin sind einige Komponenten enthalten wie dunkel gefärbte Krümmer und Endschalldämpfer und zusätzlich gibt es einen Bugspoiler. Bei der "Option 719" in "Brooklyngrau Metallic" werden 2000 Euro zusätzlich fällig, dafür gibt es etliche gefräste Teile, unter anderem besitzen die Felgen Kontrastfräsungen. Richtig hin langt BMW bei der "Performance" in "Lightwhite uni": 3205 Euro extra. Das Paket umfasst unter anderem aufwendig lackierte Felgen, einen Sportsitz, getönten Windschild und ein straffer abgestimmtes Federbein, das zudem die Sitzhöhe nach oben schraubt.

BMW will seinen Sporttourer mit Boxermotor in jeder Hinsicht verbessern. Rein von den Daten ist ihnen das gelungen. Die Frage bleibt, ob sich die glatter wirkende und mehr in Richtung Sportlichkeit getrimmte R 1300 RS auch besser verkauft als ihre Vorgängerin.