Tourenmotorrad BMW R 1300 RT: Windbreaker

Die Tourenmaschine BMW R 1300 RT bekommt mit dem drehmomentstarken Motor der neuen Boxer-Modellreihe mehr Kraft. Sie bleibt voluminös und komfortabel.

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BMW R 1300 RT

(Bild: BMW)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Erst gut eineinhalb Jahre nach der R 1300 GS präsentiert BMW die Tourenversion R 1300 RT. Erstaunlich spät, denn kein Geringerer als Markus Flasch, Leiter von BMW Motorrad, stuft die RT als zweitwichtigsten Boxer nach der GS ein. Das liegt unter anderem daran, dass die RT weltweit als Behördenkrad begehrt ist. Immerhin wird die R 1300 RT dann hoffentlich nicht unter den Kinderkrankheiten leiden, welche die R 1300 GS nach ihrer Einführung befielen – die reichten unter anderem von abgebrannten Exemplaren wegen defekten Starterrelais bis hin zu sich während der Fahrt öffnenden Koffern.

Über die Ästhetik einer Boxer-RT wird schon seit den 1970er Jahren gestritten, über ihre Funktionalität als Reisemotorrad nicht. Wer mit Sozia und viel Gepäck auf Urlaubstour gehen will, sitzt auf einer RT genau richtig. Da knüpft die neue R 1300 RT nahtlos an. Sie verfügt über den identischen Motor wie die GS und das bedeutet Dampf in allen Drehzahlbereichen. Die maximalen 145 PS bei 7750/min dürfte der Fahrer wohl eher selten abrufen, denn der Boxer entwickelt dank der variablen Einlassnockenwellen "ShiftCam" schon früh ein mächtiges Drehmoment, das in strammen 149 Nm bei 6500/min gipfelt.

Spannende Motorräder

Die R 1300 RT ist darauf ausgelegt, Fahrer und Beifahrer gut vor Wind und Wetter zu schützen und sie möglichst komfortabel zu transportieren. Die Entwickler gestalteten die voluminöse Verkleidung noch aerodynamischer, wobei sie dieses mal ein Radar an der Front integrieren mussten. Deshalb rutschten die beiden schmalen LED-Tagfahrlichtern sehr weit nach unten.

BMW R 1300 RT (6 Bilder)

Endlich bringt BMW die neue R 1300 RT auf den Markt. (Bild:

BMW

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Die Verkleidung wirkt nicht mehr ganz so kugelrund, sondern flacher an der Front und läuft nach unten spitz zu. Viel größer als bei der RT geht ein (elektrisch verstellbarer) Windschild nicht, dafür sorgt er für fast völlige Windstille beim Piloten. Die Rückspiegel sind geschickt in die Verkleidung integriert, sodass sie den Händen Windschutz gewähren.

Auffallend ist, dass die Seiten der RT fast komplett verkleidet sind, sodass von der Technik nichts zu sehen ist, abgesehen natürlich von den beiden hervorstehenden Zylindern. Im Gegensatz zur Vorgängerin hat die neue RT einen Rahmen aus Blechschalen mit angeschraubtem Aluminiumheck. Laut BMW soll die neue RT an einen "angriffslustigen Stier" erinnern. Den Stier können wir bei aller Fantasie zwar nicht erkennen, aber sie gerät optisch schlanker als ihre Vorgängerin. Leider bleibt es bei dem Eindruck, denn in der Realität nimmt sie sogar um zwei kg auf 281 kg zu. Das ist sicher eine Menge Holz, aber der bärenstarke Motor dürfte damit spielend fertig werden.

Kommen wir zu einem weiteren Glanzpunkt der RT: den Komfort. Die Sitzposition des Fahrers ist sehr aufrecht, wozu der hohe und weit nach hinten reichende Lenker beiträgt. Der Kniewinkel ist offen und entspannt. Die Sitzhöhe lässt sich von 780 zu 860 mm variieren und die Schrittbogenlänge fällt nun niedriger aus, wodurch kleinere Fahrer besser mit den Füßen den Boden erreichen. Allerdings ist der neue Sitz etwas schmaler als bei der Vorgängerin, allerdings immer noch breit genug für eine bequeme Beförderung.

Die Sozia thront eine Etage höher über dem Fahrer und dürfte sich ebenfalls nicht über mangelnden Komfort beklagen. Die beiden Koffer mit je 27 Liter Volumen sind Standard und integrieren sich nahtlos in die Linie. Als Zuladung sind ordentliche 229 kg erlaubt, allerdings bezieht sich das auf das Basisgewicht von 281 kg und da wohl kaum ein BMW-Kunde den Händler ohne reichlich Extras verlässt, sinkt die erlaubte Zuladung entsprechend. Im Cockpit erwartet den Fahrer ein 10,25 Zoll großes TFT-Display mit integrierter Kartennavigation und umfangreichen Informationen sowie Bluetooth-Konnektivität zum Smartphone. Bedient wird das Menü über ein Klick-Wheel am linken Lenkerende.

Harald Spagl, Project Manager der R 1300 RT, betont, dass die Fahrbarkeit des großen Tourers dynamischer sein soll als zuvor. Dafür haben die Entwickler einiges getan, so ist das Chassis neu konstruiert und die Räder sind jetzt um 1,4 kg leichter. Allerdings rollt sie auf einem nicht gerade das Handling verbesserndem 190er-Hinterrad, bislang war es ein 180er. Der Radstand stieg um 15 mm auf 1500 mm, was der Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten zugutekommt, der Lenkkopfwinkel bleibt mit 64,2 Grad aber fast identisch.

BMW R 1300 RT II (8 Bilder)

Die Basis-R 1300 RT gibt es nur in AlpineweiĂź, doch sie kostet bereits 22.890 Euro. (Bild:

BMW

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Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW mit "über 200 km/h" an, sie dürfte mit neun PS mehr aber sicher nicht langsamer als die Vorgängerin mit 225 km/h sein. Sie verfügt serienmäßig über Schlupfregelung und Motorbremsmoment-Steuerung. 24 Liter Tankinhalt bieten eine rechnerische Reichweite von rund 500 km.

Gegen 1480 Euro Aufpreis gibt es das Dynamik-Paket, das neben einem Quickshifter, dem "Fahrmodi Pro" und Bremsen von Brembo außerdem noch die "Dynamic Chassis Adaption" enthält, bei der zwischen zwei verschiedenen Lenkkopfwinkeln gewählt werden kann und variable Federraten sich der Beladung und den Anforderungen anpassen. Das Innovationspaket für 1245 Euro umfasst "Riding Assist" mit radarbasierten Systemen und Kurvenlicht.

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Im 900 Euro teuren Komfort-Paket sind eine Diebstahlwarnanlage, in der Größe variable Koffer, Zentralverriegelung (inklusive Koffer- und Staufachverriegelung) und ein Hauptständer enthalten. Dass ein Hauptständer nicht serienmäßig verbaut wird, ist bei einem teuren Tourer eine Frechheit. Das vierte Paket für 1530 Euro nennt sich Komfort-Sozius-Paket und bietet komfortablere und beheizbare Sitze, ein Topcase samt Halterung und eine 12-Volt-Steckdose.

Womit wir zum Preis kommen: BMW verlangt für die Basis-R 1300 RT in "Alpinweiß 3 uni" 22.890 Euro, das sind 1600 Euro mehr als für die R 1250 RT fällig waren. Serienmäßig sind "Keyless Ride", drei Fahrmodi (Rain, Road und Eco), Schlupfregelung, Dynamic ESA, Reifendruckanzeige, Lithium-Ionen-Batterie, Tempomat, Griffheizung, Smartphone-Ladefach und das Telelever EVO vorhanden.

Als etwas besser ausgestattete "Triple Black" kostet die RT 23.555 Euro, als "Impuls" in der Lackierung "Blue Ridge Mountain metallic" sind es 24.420 Euro und als "Option 719" schließlich 25.140 Euro. Wer für die Basis-RT die Pakete "Dynamik", "Innovation", "Komfort" und "Komfort-Sozius" ordert, summiert den Kaufpreis auf satte 28.045 Euro. Dabei ist hier noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, so gibt es z. B. auch noch ein Audio-System für 1225 Euro und Lautsprecher für 400 Euro, variable Windleitflügel für 250 Euro, einen verchromten Endschalldämpfer für 150 Euro und vieles mehr.

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BMW war noch nie für Sonderangebote bei seinen begehrten Boxer-Modellen bekannt, andererseits zeichnen sie sich durch Wertbeständigkeit aus. Auch die R 1300 RT dürfte sich gut verkaufen, denn als Tourer für lange Strecken und für den alltäglichen Einsatz bei Polizei und anderen Behörden hat sich die RT bewährt.