LKW-Maut: Sommer, Sonne, OBU
Die neue Software für die On-Board Units des satellitengestützten deutschen Maut-Systems, mit der variable Maut-Tarife möglich werden, stößt auf rege Nachfrage.
Nach Auskunft des Mautkonsortiums Toll Collect wird das Software-Upgrade der On-Board Units (OBUs) stark nachgefragt. In den ersten beiden Wochen der angelaufenen Austauschaktion, bei der eine komplett neue Software in der Werkstatt aufgespielt wird, sollen bereits 41.800 LKWs abgefertigt worden sein. Dementsprechend spricht Toll Collect von einem "überraschend großen Interesse" und freut sich, dass fast 10% der OBUs mit einer modernen Software arbeiten. Insgesamt sind 450.000 OBU in deutschen und ausländischen LKW installiert.
Der große Andrang bei den Servicepartnern von Toll Collect lässt sich damit erklären, dass viele Speditionen die auftragsärmere Ferienzeit dazu nutzen, ihren Fuhrpark zu überholen und dabei auch gleich das unvermeidliche OBU-Upgrade durchzuführen: Mit dem Stichtag 1.1.2006 werden allein LKW mit dieser Software von Toll Collect zur automatischen Einbuchung zugelassen. Die neue OBU-Software 2.0 gestattet es, dynamisch neue Autobahn-Anschlussstellen, zusätzliche mautpflichtige Streckenabschnitte oder veränderte Mautsätze per Funk in die OBU einzupflegen.
Über die Kontrolle der LKW-Maut gibt es nach wie vor Diskussionen. Die Speditionsverbände hatten die ihrer Ansicht nach unzureichenden Kontrollen bemängelt, was Verkehrsminister Manfred Stolpe wiederum als unzureichende Kritik zurückwies. Unter Berufung auf das Verkehrsministerium hat nun die Bild-Zeitung Zahlen veröffentlicht. Danach wurden in den ersten sieben Monaten 8403 Mautpreller erwischt (4545 deutsche, 3838 ausländische LKW) und Busgeldverfahren in Höhe von insgesamt 955.000 Euro eingeleitet. Mit welcher Technik (Mautkrontrollbrücken oder im Verkehr mitschwimmende mobile Mautkontrollwagen) man diese Mautpreller entdeckt hat, wurde nicht bekannt. Damit dürfte die Diskussion um die Verschärfung der Mautkontrolle weiter laufen und als Wahlkampfmunition dienen: Bayerns Innenminister Günter Beckstein hat bereits angekündigt, die Maut auf alle Bundesstraßen ausdehnen zu wollen.
Unterdessen haben sich nach einem heute erscheinenden Handelsblatt-Bericht die Chefs großer deutscher Baukonzerne für eine Ausweitung der Autobahnmaut auf PKW ausgesprochen. Herbert Bodner vom Baukonzern Bilfinger Berger ebenso wie Hans-Peter Keitel von Hochtief befürworteten gegenüber der Wirtschaftszeitung die PKW-Maut, weil sie sich von den Einnahmen zusätzliche Aufträge zur Sanierung des deutschen Autobahnnetzes erwarten.
Zur satellitengestützten LKW-Maut in Deutschland siehe auch:
- Nun doch ein Vorzeigeprojekt -- Das LKW-Mautsystem soll zum Exportschlager werden, c't 2/05, S. 68
- Verursacherbedingt verspätet -- Das "fortschrittlichste Mautsystem der Welt" und die Realität, c't 22/03, S. 92
- Ausgebremste Automatik -- Das Kreuz mit der satellitengestützten Lkw-Maut, c't 21/2002, S. 60
- Vor 10 Jahren: Autobahnmaut mit GSM und GPS
- Bund fordert vom Konsortium über 5,1 Milliarden Euro
- Verband zweifelt Kontrollsystem für LKW-Maut an
- Zwei Prozent prellen
- Software-Update für die OBU ab August
- Erster Widerspruch vor Gericht
- Fast 10 Millionen Euro für neue OBU-Werkstätten
- LKW-Maut ab 2006 auf einem Dutzend Bundesstraßen
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- Vom Prellen und Grämen, von LKW und PKW
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(Detlef Borchers) / (jk)