Dell will keine Itanium-Server mehr verkaufen

Die Basis für Intels Server-Prozessor Itanium bröckelt weiter: Der PC-Weltmarktführer Dell will keine IA-64-Systeme mehr ausliefern.

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Schlechte Nachrichten für Intel: Der bisher zweitgrößte Anbieter von Itanium-Servern zieht sich aus dem Geschäft zurück. Dells einziger IA-64-Server, der PowerEdge 7250, ist auf der US-Webseite schon nicht mehr zu finden, obwohl der Server Advisor ihn noch als besonders leistungsfähigen Datenbank-Server empfiehlt. Laut Wall Street Journal will sich Dell künftig auf Server mit EM64T-Xeons (vor allem auf die kommenden Dual-Core-Versionen) konzentrieren.

Dell steht mit seiner Itanium-Strategie nicht alleine dar. Anfang des Jahres hat IBM offenbar beschlossen, keine weiteren Itanium-Produkte mehr zu entwickeln. Vor etwa einem Jahr hatte Itanium-Partner HP die Workstations eingestellt, dort sind die Workstation-Topmodelle mittlerweile (ebenso wie bei Sun und Fujitsu-Siemens) mit Opterons bestückt. Anfang 2005 hatte Microsoft die Windows-XP-Version für IA-64 abgekündigt. Kürzlich hat Microsoft angekündigt, dass die kommende "Longhorn"-Version von Windows Server für Itaniums nur bestimmte, genau definierte Aufgaben unterstützen wird.

In die jahrelange Entwicklung des Itanium-Prozessors hat Intel gemeinsam mit Hewlett-Packard mehr als geschätzte 10 Milliarden US-Dollar investiert. Er soll insbesondere bei HP die PA-RISC- und Alpha-Prozessoren ablösen und konkurriert vor allem mit dem Power5 von IBM sowie Sun UltraSPARC und Fujitsu SPARC V, ist also für große Multiprozessor-Server gedacht. Doch Intel hat auch sparsame Varianten des aktuellen Itanium 2 im Angebot, die gegen Xeons und Opterons antreten sollen, etwa auch in Blades. Die VLIW- (EPIC-)Architektur des Itanium erfordert aber die Anpassung der Software -- 32-Bit-x86-Programme verarbeitet er nur langsam oder über einen IA32-EL-Emulator, x64-Anwendungen sind ihm fremd. Für den Itanium gibt es außer Windows noch mehrere andere Betriebssysteme, etwa Linux, HP-UX oder OpenVMS.

Laut Intel bieten zurzeit mehr als 70 Firmen weltweit Itanium-Systeme an, darunter SGI (auch mit einer Workstation), Bull, Fujitsu, Fujitsu-Siemens, Hitachi, NEC, Unisys, vor allem HP und auch Supermicro. Von den auf der Intel-Website angeführten Anbietern sind aber zumindest bei Appro und Colfax keine Itanium-Systeme über die normale Web-Seite mehr zu finden, Firmen wie Coastline, ION Computers oder Microway verkaufen lediglich die von Intel gefertigten Server Building Blocks. Mittlerweile wurden sogar Gerüchte laut, nach denen sogar HP über einen Itanium-Ausstieg nachdenkt, was Intel erwartungsgemäß dementiert. HP hat nach eigenen Angaben 2004 etwa 1 Milliarde US-Dollar mit Itanium-Produkten umgesetzt -- geplant waren ursprünglich aber wesentlich höhere Umsätze. (ciw)