Abseits des Normalen: E-Auto DS 3 Crossback E-Tense im Test

DS geht mit dem kleinen SUV bewusst eigene Wege. Besonders deutlich wird das in Verbindung mit dem E-Antrieb. Wie fährt sich der DS 3 Crossback e-Tense?

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E-Auto im Test: DS 3 Crossback E-Tense

(Bild: Lorenz)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Martin Franz
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Charakter formt den Menschen, heißt es, und dies lässt sich, zumindest bis zu einem gewissen Grad, durchaus auch auf automobile Begleiter übertragen. PSA hat einige Anstrengungen unternommen, um die selbsternannte Nobelmarke DS vom ordinären Rest abzugrenzen. Nicht jeder dieser Schritte war erfolgreich, doch in mancher Hinsicht stellt sich DS mutig gegen den Zeitgeist. Dem DS 3 Crossback E-Tense fällt dabei eine besondere Rolle zu.

Angeboten wird das 4,12 Meter kurze SUV unter anderem mit drei Benzinern und zwei Dieselmotoren. Der angenehmste Antrieb steckt aber im DS 3 E-Tense. Der E-Antriebsstrang ist aus anderen Konzernmodellen wie Opel Corsa-e, Peugeot e-208 und e-2008 schon bekannt und seit März 2020 auch im DS 3 Crossback zu haben. Der E-Motor leistet 100 kW und bietet zwischen 300 und 3600/min 260 Nm, sofern einer der beiden Fahrmodi „Sport“ oder „Comfort“ gewählt wird, in „Eco“ ist es spürbar weniger.

Das prägt den Fahreindruck ungewöhnlich heftig, wobei „Eco“ nicht etwa gleichzusetzen ist mit „lahm“. Schon in dieser Stufe, in der der E-Motor bis zu 60 kW leistet, wieselt das kleine SUV bei Bedarf ziemlich flott durch den zähen Großstadtverkehr. Wer auf Landstraßen nicht den Ehrgeiz hat, „Überhol-König“ zu werden, wird auch hier wenig vermissen. Im „Comfort“-Modus (bis zu 80 kW) beschleunigt der E-Motor merklich spontaner, in „Sport“ (bis zu 100 kW) geht es geradezu beherzt voran. Trotz 1,6 Tonnen Leergewicht findet sich im Testtagebuch auch von den üblichen Verdächtigen in der Redaktion nirgendwo der Wunsch nach mehr Leistung. Mit dem Gebotenen lässt sich sehr gut auskommen, wenngleich die Werksangaben – 9,1 Sekunden im Standardsprint und 150 km/h Endgeschwindigkeit – das nicht unbedingt nahelegen.

Hinzu kommt ein Umstand, vor dem hiermit zum wiederholten Maße gewarnt sei: Nach ein paar Tagen mit einem E-Auto ist der Umstieg in ein Modell mit Verbrennungsmotor akustisch brutal. An die Art und Weise, wie unauffällig sich ein batterieelektrisches Auto in Bewegung setzt, gewöhnt man sich sehr rasch. Auch das Suchen nach der richtigen Drehzahl, sei es nun manuell oder automatisch, entfällt, wahrnehmbare Lücken in der Kraftentfaltung damit ebenso.

Test: DS 3 Crossback E-Tense (23 Bilder)

Der DS 3 Crossback ist mit 4,12 Metern eines der kürzesten SUVs auf dem Markt. Ein VW Polo misst kaum weniger.

Ohne den Rest schmälern zu wollen: Der Antriebsstrang ist fraglos das Beste im DS 3 Crossback. Die Batterie ist mit 50 kWh Bruttokapazität für die meisten Alltagssituationen ausreichend dimensioniert. Geladen werden kann sie an Wechselstrom dreiphasig mit bis zu 11 kW, an Gleichstrom sind bis zu 100 kW möglich.

Im Test haben wir meistens eine 230-Volt-Steckdose zum Aufladen verwendet. Der Ladeziegel ist mit 8 Ampere abgesichert. Damit dauert eine Aufladung natürlich ewig: 8 A x 230 Volt ergibt 1840 Watt Ladeleistung, von denen die Ladeverluste noch abgezogen werden müssen. In der Praxis: Das Auto wurde um 18 Uhr angeschlossen mit 70 km Restreichweite, morgens um 8 Uhr hatte er dann 190 km Reichweite erreicht. Der fraglos bessere Weg führt zu einer Wallbox, die PSA mit 3,7 bis 11 kW anbietet.

Mein Verbrauch über Land lag bei Temperaturen zwischen 15 und 22 Grad bei knapp 14 bis 15,5 kWh/100 km, mein Kollege Christian hat es auf fast 19 kWh gebracht. Interessanterweise wurde mein Verbrauch durch die Fahrmodi kaum beeinflusst – die meistgenutzten Comfort und Eco lagen nahezu gleichauf, erst mit „Sport“ war es etwas mehr.

DS geht, wie eingangs erwähnt, in zweierlei Hinsicht einen sehr eigenen Weg. So ist das Fahrwerk für heutige Verhältnisse geradezu mutig komfortabel ausgelegt. Die Optimierung darauf, möglichst rasch zwischen Kunststoffkegeln hin und her wedeln zu können, blieb dem DS 3 Crossback erspart. Das ist in dieser Klarheit inzwischen ungewöhnlich, hat aber durchaus seinen Reiz. Wer ein kleines SUV unbedingt flott um Kurven schubsen muss, ist hier komplett falsch, Mein Kollege Christian bescheinigte dem DS 3 gar ein Widerwillen gegenüber dynamischen Avancen. Der Fokus liegt auf Komfort.