Abseits des Normalen: E-Auto DS 3 Crossback E-Tense im Test

Seite 2: Feudaler Innenraum, funktionale Mängel

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Betont eigenständig ist auch die Innenraumgestaltung. DS leistet sich eine geradezu feudale Materialauswahl – ein ähnlich großer VW T-Cross wirkt im Vergleich dazu regelrecht frugal. Mir ist kein Auto dieser Klasse bekannt, was dem DS 3 in diesem Punkt auch nur nahekommen würde. Auch die Verarbeitung des Testwagens war bis auf den losen Teppich hinten makellos.

In funktionaler Hinsicht bleibt dagegen noch reichlich Raum für Verbesserungen. So ist es löblich, dass DS an Isofix-Haken für Kindersitze auch auf dem Beifahrersitz gedacht hat. Doch vorn wie hinten sind die derart tief versenkt, dass meine Gedanken an den dafür verantwortlichen – und vermutlich auch kinderlosen – Entwickler absolut nicht sendungsreif sind.

Das Infotainment brauche „viel Geduld und Humor“, schrieb Christian ins Testtagebuch. Mir fehlt der dafür offenbar nötige Umfang in beiderlei Hinsicht. Die wilde Verstreuung von Funktionen in einem weit verästelten System erscheint auch nach Tagen im Gebrauch nur schwerlich nachvollziehbar. PSA hat an Tasten für die wichtigsten Menüebenen gedacht, was löblich ist. Leider haben sie alle exakt die gleiche Form.

Test: DS 3 Crossback E-Tense (23 Bilder)

Der DS 3 Crossback ist mit 4,12 Metern eines der kürzesten SUVs auf dem Markt. Ein VW Polo misst kaum weniger.

Es muss einen Weg geben, dem Navigationssystem Online-Verkehrsdaten beizubringen, die Preisliste deutet das an. Ich wäre ihn gern gegangen, doch der Pfad dorthin blieb mir versperrt. Die Freigabe des Internets auf Handys mit Android und iOS brachte mich nicht ans Ziel. Wehmütig dachte ich an das Infotainmentsystem im Kia Xceed PHEV (Test) zurück, dass solche Anforderungen lässig und ohne Hopp-Streck-Sprünge ums Auto erledigt.

Im DS 3 Crossback blieb nur, auf Android Auto und Apple CarPlay auszuweichen. Beides funktioniert tadellos und ist serienmäßig, womit die Zielgruppe für das knapp 830 Euro teure Werksnavi nicht ganz einfach einzugrenzen ist. Mir fällt jedenfalls kein Grund ein, warum man dieses Geld ausgeben sollte.

Mehr Schein als Sein leistet sich auch die Klimaautomatik. Auf dem Display werden zwei Temperaturzonen angedeutet, doch die Gradzahl lässt sich nur synchron verstellen. Nicht überzeugt haben mich die edel bezogenen Sitze. Mir fehlte es an Unterstützung im Lendenbereich, zudem war mir der horizontale Verstellbereich zu knapp. Beides würde den DS 3 Crossback augenblicklich, kraftvoll und nachhaltig von der Liste möglicher Wunschautos fegen. Die schlechte Übersichtlichkeit hat auch dieses neue Auto mit den meisten Konkurrenten gemein.

Dank der vorübergehend gesenkten Mehrwertsteuer kostet das üppig ausstaffierte Basismodell „So Chic“ 37.442 Euro, die nicht ohne Humor „Performance Line“ getaufte, teurere Ausstattungslinie 38.105 Euro. Sie bringt nichts mit, was unverzichtbar erscheint. Das Matrixlicht kostet in beiden Versionen 1267 Euro, die Sitzheizung 292 Euro. Im Vergleich dazu scheinen Head-up-Display, Rückfahrkamera und eine induktive Ladeschale für Handys recht günstig eingepreist.

Mit der aktuellen Subventionierung sinkt der Preis für den DS 3 Crossback E-Tense ohne Verhandlung auf unter 30.000 Euro. Benziner und Diesel mit 96 kW sind damit bei vergleichbarer Ausstattung kaum günstiger, wenn man den üblichen Händlerrabatt von ihren Listenpreisen abzieht – wenn überhaupt noch. Die Aussicht für Modelle mit Verbrennungsmotoren wird trüber, denn Autos wie der DS 3 zeigen: Im Alltag ist der E-Motor der angenehmere Antrieb, und wer die Kosten für ein Auto nicht allein auf den Kaufpreis reduziert, sondern eine Gesamtbetrachtung vornimmt, spart auch noch Geld.

Die Kosten für die Überführung hat DS übernommen, jene für Energie die Redaktion.