Hyundai: Wasserstoff für viele Bereiche bis 2040 verfügbar

Wasserstoff als Energieträger soll zur Dekarbonisierung beitragen. Hyundai will H2 langfristig voranbringen, vorrangig im Lastverkehr.

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Das Bild verdeutlicht, wo Hyundai Wasserstoff als Energieträger der Zukunft sieht: Im Lastverkehr.

(Bild: Hyundai)

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Wasserstoff im Pkw dürfte nach aktuellem Stand mittelfristig nur die zweitbeste Lösung sein, um den Verkehrssektor zu dekarbonisieren. Das ist allerdings kein Grund, ihn als Energieträger gänzlich auszuschließen. Denn dieser Bereich besteht ja keinesfalls nur aus privaten Personenwagen, sondern zu einem erheblichen – und steigendem – Anteil auch aus Lastverkehr. Hyundai will sich weiterhin für Wasserstoff im Verkehrssektor einsetzen, und auch darüber hinaus. Die heute vorgestellten Pläne reichen bis in das Jahr 2040.

Hyundai gehört zu den wenigen Hersteller, die einen Pkw mit Brennstoffzelle im Sortiment haben. Die Zulassungszahlen sind mau und es ist derzeit auch nicht absehbar, dass sich an diesem Umstand kurzfristig etwas ändert. Doch der Einsatz im Pkw ist für die Koreaner ohnehin nur ein Nebenzweig. Sie setzen darauf, dass Wasserstoff vor allem im Transportgewerbe eine größere Rolle spielen wird – sei es nun in Zügen, auf Schiffen oder im Lkw. Gerade im Lastkraftwagen gelten andere Umgebungsvariablen als im Pkw: Schwere Antriebsstränge samt Speicher beschneiden die möglich Zuladung. Zu geringe Reichweiten sind hier nicht ein Komfortproblem auf der Urlaubsreise, sondern ein Nogo für Transportunternehmen. Allein das spricht durchaus dafür, sich mit Brennstoffzellen im Lkw zu beschäftigen.

Die Trailer Drone kann autonom und dank zweier Drehgestelle auch quer fahren.

(Bild: Hyundai)

Im vergangenen Jahr hat Hyundai einen Lkw mit Brennstoffzelle in die Serienproduktion aufgenommen. Bis 2028 will der Konzern in allen Nutzfahrzeugen mindestens einen Antriebsstrang anbieten, der mit Wasserstoff oder Strom gefahren werden kann. 2024 soll eine neue Zugmaschine auf den Markt kommen. Hyundai sieht zudem das Potenzial der Brennstoffzelle in Bussen, Hochleistungsfahrzeugen, städtischer Luftmobilität, Robotern, Flugzeugen und großen Schiffen.

Die nächste Generation der Brennstoffzelle wird günstiger in der Herstellung, kleiner und effizienter, verspricht Hyundai.

(Bild: Hyundai)

Momentan arbeitet Hyundai an der nächsten Generation von Brennstoffzellen. Gegenüber der, die aktuell im Hyundai Nexo eingebaut ist, sei diese effizienter und kleiner. Zwei Antriebsstärken mit 100 und 200 kW sind vorgesehen, wobei das schwächere Aggregat gegenüber dem Nexo-Antrieb um 70 Prozent verkleinert worden sein soll. Aktuell gibt Hyundai dem Nexo eine Garantie bis 160.000 km mit auf den Weg, die nächste Generation soll bis zu 500.000 km schaffen.

Bis zum Jahr 2040, so versichert Hyundai, soll eine breite Nutzung von Wasserstoff möglich sein. Dabei bezieht Hyundai nicht nur den Verkehrssektor mit ein: Wasserstoff soll auch in anderen Bereichen des Energiesektors eingesetzt werden, darunter zur "Bereitstellung von Wärme und Strom für Gebäude, städtische Energiequellen und Kraftwerke". Um das zu erreichen, strebe man Kooperationen an, um H2 weiter voranzubringen. Dabei geht es auch um den Ausbau der Infrastruktur, der vergleichsweise teuer ist.

Die Studie eines Sportwagens mit Brennstoffzelle bietet 500 kW.

(Bild: Hyundai)

Ein Ausblick auf verschiedene Einsatzmöglichkeiten gibt es bei Hyundai schon zu sehen. Die "Vision FK" soll die Idee eines H2-Sportwagens mit 500 kW sein. Eine Tankfüllung reiche für bis zu 600 km. Einen gänzlich anderen Zweck hat die "Rescue Drone", die zur Lebensrettung oder Brandbekämpfung eingesetzt werden kann. Sie lässt sich fernsteuern, um der Einsatzleitung vom Boden aus schnell einen Überblick verschaffen zu können. "H Moving Station" soll Wasserstoff abseits des Tankstellennetzes verfügbar machen. Der "Rescue Hydrogen Generator Vehicle" stellt ein- oder auch dreiphasig mobil Strom zur Verfügung. Auch hier ist ein Einsatz in Katastrophengebieten denkbar.

Die "Trailer Drone" ist ein autonom fahrender Transporter für Container. Die Reichweite soll hier bei mehr als 1000 km liegen. Die Herausforderung lag allerdings nicht allein in der Versorgung mit Antriebsenergie. Um Container möglichst flexibel bewegen zu können, sind die Radträger als Drehgestelle ausgelegt. So kann dieser Transporter problemlos auch quer fahren – vorteilhaft immer dann, wenn der Platz knapp und keine Zeit für lange Rangierfahrten ist. Die Effizienz will Hyundai mit einem Clustermodus gesteigert haben: Die Trailer Dronen können sehr dicht hintereinander herfahren.

Hyundai betont, in den vergangenen Jahrzehnten bereits eine Menge erreicht zu haben. Die Kosten für eine Brennstoffzelle seien in den vergangenen 20 Jahren um fast 98 Prozent gesunken. Bis 2030 will der Konzern Brennstoffzellen anbieten, die nicht mehr kosten als ein vergleichbarer Antriebsstrang mit einer Batterie als alleinigem Speicher. Das ist eine mutige Ansage, denn der Preis für Batteriezellen wird in den kommenden Jahren sinken. Zum einen fließt genau auf dieses Problem gerade reichlich Entwicklungsbudget, zum anderen werden global momentan gewaltige Fertigungskapazitäten geschaffen.

Die "Rescue Drone" kann zur Lebensrettung oder Brandbekämpfung eingesetzt werden.

(Bild: Hyundai)

Hyundais Pläne setzen zudem voraus, dass die Potenziale von Wasserstoff gewissermaßen nicht schon an der Quelle versenkt werden. Der Konzern zitiert Hydrogen Council, eine globale Initiative führender Energie-, Transport-, Industrie- und Investmentunternehmen. Die hat ermittelt, dass Wasserstoff bis 2050 etwa 18 Prozent des weltweiten Energiebedarfs ausmachen und ein Marktvolumen von 2,5 Billionen US-Dollar erreichen wird. So sei es möglich, dass mit H2 als Energieträger CO2-Emissionen um mehr als sechs Milliarden Tonnen pro Jahr gesenkt werden und gleichzeitig über 30 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen.

Was hier mit leuchtenden Farben beschrieben ist, bedingt allerdings, dass Wasserstoff mithilfe von regenerativ erzeugtem Strom hergestellt wird. Davon sind wir in Deutschland aktuell noch weit entfernt. H2 wird hierzulande meist noch mit fossilen Energien hergestellt. Solange grüner Wasserstoff nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht, sollte also strikt darauf geachtet werden, wo der Einsatz sinnvoll erscheint. Denn nur aus dem Blickwinkel der Effizienz betrachtet wird die Brennstoffzelle gegen den batterieelektrischen Antrieb keine Chance haben. Doch im Lastverkehr kommen, wie beschrieben, eben weitere Kriterien hinzu.

(mfz)