IDF: Notebook-Firmware bootet kürzer als 1 Sekunde

Nervige Wartezeiten beim Systemstart soll eine UEFI-Firmware von Phoenix erheblich verkürzen können.

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Der BIOS- und Firmware-Spezialist Phoenix, zu dem auch die Marke Award gehört, hat auf dem Intel-Entwicklerforum IDF ein Notebook vorgeführt, bei dem bereits weniger als 1 Sekunde nach dem Druck auf die Einschalttaste der Windows-7-Bootloader läuft. Phoenix-Konkurrent Insyde ging in einem der Technical Tracks des IDF genauer auf Optimierungen ein, die den Firmware-Startvorgang auf immerhin weniger als 2 Sekunden verkürzen, und erläutert auch einige Stolperfallen. Von Intel gibt es zu dem Thema schon länger ein White Paper (PDF-Datei), das verschiedene Optimierungen detailliert untersucht.

Alle drei Firmen setzten statt auf ein herkömmliches BIOS auf UEFI-2.x-Firmware; diese soll sich – laut Insyde, Intel und Phoenix – besonders gut für kurze Startzeiten optimieren lassen. Abgesehen davon sind aber weitere, für manche Anwender möglicherweise ungewohnte Umstellungen nötig. So zeigt der PC-Bildschirm etwa keine Statusmeldungen mehr an, sondern bestenfalls ein Bild, denn das Einrichten der Textausgabe dauert relativ lange. Viele automatische Konfigurationsfunktionen für das Erkennen neu eingebauter oder angeschlossener Hardware schalten die optimierten Firmware-Versionen ab: Das SPD-EEPROM der Speichermodule wird nicht ausgelesen, der Hauptspeicher wird nicht erst mit Nullen vollgeschrieben, in die CPU wird ein fest eingestelltes Microcode-Update geladen, das Startlaufwerk und die Systempartition sind fest eingestellt. Wie man trotzdem für die üblicherweise seltenen Fälle, in denen Änderungen an der Systemkonfiguration oder der Boot-Reihenfolge nötig oder erwünscht sind, in ein Auswahlmenü gelangt, macht Apple ja schon seit Jahren vor – es sind dann beim Start bestimmte Tasten zu drücken.

Insyde empfiehlt ferner unter anderem, auf die im Vergleich zu USB-Eingabegeräten langsameren PS/2-Geräte zu verzichten, den Prozessor beim Start mit hoher Taktfrequenz zu betreiben, Multi-Threading zu nutzen und den in C geschriebenen UEFI-Code mit einem optimierenden Compiler zu übersetzen.

Wie Insyde aber ebenfalls ausführt, erfüllt die am schnellsten startende Firmware nicht mehr die Vorgaben, die Microsoft für die Vergabe eines Windows-7-Logo macht (Windows Logo Kit/WKL 1.4, leider nicht mehr öffentlich). Auf solche Fragen ging Phoenix bisher nicht näher ein; laut Engadget zeigte Phoenix allerdings auch ein Lenovo ThinkPad T400 mit optimierter Firmware und SSD, bei dem der Windows-7-Desktop weniger als 10 Sekunden nach dem Kaltstart erschien.

Auch Vista x64 ab SP1 lässt sich im reinen UEFI-Modus installieren, doch Windows 7 lädt angeblich schneller. Linux tut sich mit UEFI übrigens noch schwer – zwar ist EFI-Unterstützung für Itanium-Systeme seit Jahren in Linux integriert, doch bei unseren letzten Experimenten im April dieses Jahres konnten wir keine Linux-Distribution finden, die auf einem reinen UEFI-2.0-System starten konnte. Viele Mainboards der Firma Intel und einige von anderen Herstellern nutzen mittlerweile UEFI-Firmare und emulieren BIOS-Funktionen nur noch über ein Compatibility Support Module (CSM, PDF-Datei) – schaltet man das CSM ab (also im "BIOS"-Setup den UEFI-Boot-Modus ein), dann muss der Bootloader des Betriebssystems mit UEFI arbeiten. Das Setup von Windows 7 x64 (und Vista SP1) richtet dann die Platte mit einer GUID Partition Table (GPT) ein, verzichtet also auf einen klassischen MBR – ein MBR- und BIOS-abhängiges "Legacy"-Betriebssystem lässt sich dann nicht mehr parallel auf demselben Laufwerk installieren (und auch viele Partitions-Imager funktionieren nicht mehr). Phoenix erwartet trotzdem, dass ab 2010 zahlreiche Rechner, insbesondere Notebooks, UEFI nutzen werden.

Zum IDF Fall 2009 siehe auch:

(ciw)